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Mehr als zehn Alben hat die in Palo Alto, Kalifornien ansässige Nancy Cassidy bereits veröffentlicht. Eine Platin-Auszeichnung (und somit finanzielle Sicherheit) konnte sie dabei interessanterweise mit "Kidssongs", gefüllt mit Liedern für Kinder und junge Familien, einfahren. Bereits im letzten Jahr erschien hingegen ihr aktuelles Werk "Memphis" mit elf neuen Tracks im Singer/Songwriter- bzw. Americana-Gewand. Aufgenommen wurde im kalifornischen Bonny Doon mit ihrer Band und zehn Gästen.
Die Songs von Nancy Cassidy sind sehr angenehm zu genießen, meist im unteren Midtempo-Bereich angesiedelt und herrlich harmonisch. Überhaupt ist Harmonie ein Wort, das über dieser ganzen Platte steht. Die Musikerin hört sich an, als wäre sie innerlich bei sich 'angekommen', als sei sie mit sich selbst im Reinen. Was sich nicht nur aus den Texten, sondern auch aus dem gesamten Vortrag ergibt. Ihre wohltuend klingende dunkle Stimme - mit der sie bei Weitem nicht nur über Friede, Freude, Eierkuchen singt - trägt schließlich ebenfalls zu diesem Eindruck bei.
Angefangen mit dem relaxten sowie auch melancholischen "Backwater Blue" über den deutlich extrovertierteren Titelsong bis zu der eröffnenden New Orleans-Tuba von "Come On In", das hat alles Hand und Fuß. Auch stilistisch geht es insgesamt ziemlich quer durch den kompletten Americana-Garten, was der Scheibe natürlich sehr gut tut. Ein klasse Rocker ist der "Broken Wing Blues", bei dem die Amerikanerin zeigt, dass sie durchaus auch mal richtig Power machen kann.
Bei den Balladen sticht neben anderen "Deja Vu Of The Skin" mit seiner herzzereißenden Pedal Steel (von Bruce Wandmayer) heraus. Aber auch das Cello von Barry Phillips sowie das tolle Piano von John R. Burr schreien nach Gänsehaut. Dass die Protagonistin die mittlerweile gefundene innere Ruhe nicht immer hatte, wird bei "We Walk In Grace" deutlich, dessen eröffnendes Gitarren-Lick umgehend den Altmeister Guy Clark in Erinnerung ruft. Bei dieser Nummer gibt es dann einen ehrlichen Blick zurück in die Welt der inneren Zweifel.
Kurz vor dem Ende macht eine die Akustikgitarre ergänzende Mandola bei "Fire In The Night" richtig Laune, während das auf seine Weise eher religiös geprägte "Salvation In The Truth" zwar nicht wirklich mein Fall ist, aber ebenso konsequent und überzeugend gebracht wird, wie alle anderen Nummern des Albums. Bei "You Don't Like It" geht's nochmal deutlich rockiger zur Sache, "Drowning In Blue" stellt den nachdenklichen und vom Piano dominierten Gegenpart dar. Und zum Ende werden wir von "If I Could" noch einmal samtweich aufgefangen und in den Rest des Abends/Tages entlassen.
Diese Scheibe von Nancy Cassidy wird zwar sehr wahrscheinlich kein 'Album des Jahres' werden, macht aber trotzdem sehr viel Spaß und wirkt sowohl beruhigend als auch anregend aufs Gemüt. Diese Lady versteht ihr Handwerk, selbst wenn hier nicht unbedingt ein Übersong zu finden ist. Das muss ja aber auch nicht unbedingt sein, um sich den Silberling wiederholt in den Player zu legen. Schönes, erdiges und homogenes Album einer Künstlerin, der man abnimmt, was sie singt.
Line-up:
Nancy Cassidy (lead vocals)
Keith Greeninger (acoustic & electric guitars, mandola - #10, background vocals)
Paul Olguin (bass)
Ronny Crawford (drums)
With:
John R. Burr (piano - #1,2,6,8,9)
Art Alm (accordion - #3,10, piano - #4,11, electric piano - #7, tuba - #4)
Dayan Kai (horns - #2, B-3 organ - #2,5, trumpets & clarinet & harmony vocals - #4)
Bruce Wandmayer (pedal steel - #1,6,8)
Kimball Hurd (mandolin - #3 & harmony vocals - #3,6)
Barry Phillips (cello - #6,11)
Jimmy Norris (percussion - #3,7,10,11)
Tammi Brown (harmony vocals - #1,2,7,9)
Timeka Elliot (harmony vocals - #1,2,7,9)
Sharon Allen (harmony vocals - #3,8,10,11)
| Tracklist |
01:Backwater Blue
02:Memphis
03:We Walk In Grace
04:Come On In
05:You Don't Like It
06:Deja Vu Of The Skin
07:Salvation In The Truth
08:Drowning In Blue
09:Broken Wing Blues
10:Fire In The Night
11:If I Could
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Externe Links:
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