Der gebürtige Engländer mit dem maltesischen Namen und libanesischen Wurzeln Paul Camilleri ist aufgrund seines Wohnsitzes schon seit etlichen Jahren der Schweizer Export-Artikel Nummer eins in Sachen Blues Rock. Seit dem Jahr 2004 ist er fast ständig on the road und begleitete dabei schon Topacts wie Status Quo, John Mayall's Bluesbreakers, Popa Chubby und Eric Burdon auf ihren Touren quer durch Europa. Doch auch als Headliner ist das Power-Trio mit seinem harten Blues Rock inzwischen eine feste Größe auf dem europäischen Kontinent, was u. a. Auftritte beim WDR-Rockpalast belegen. Inzwischen kann die Band auf sechs Studioalben zurückblicken, auf denen sie mit solchen Szene-Größen wie Francis Rossi und Pete Brown zusammen arbeitete.
So ist die Truppe ein immer wieder gern gesehener Gast auf den einschlägigen Festivals und versteht es perfekt, die Menschenmassen in ihren Bann zu ziehen. Doch Paul Camilleri sucht auch immer wieder den direkten Kontakt zu seinen Fans und ist so oftmals in kleinen Clubs und Locations anzutreffen, wo er das Publikum fast persönlich mit Handschlag begrüßen kann. So geschehen an diesem Donnerstagabend in Algermissen. Schon vor zwei Jahren war die Gruppe in Rainers Rockhaus zu Gast, und so war es nicht verwunderlich, dass sie nun auch im Jim Knopf ihre Stippvisite abgab.
Die Band hatte mit "One Step Closer" ihr aktuelles Album im Gepäck, das für mich mit seiner ganzen Vielfalt zwischen harten Rock-Sounds, Boogie und bluesigen Balladen ein wahres Highlight unter den jüngeren Veröffentlichungen darstellt. Schon bei diesen Studio-Aufnahmen wurde eine unglaubliche Dynamik eingefangen, wie ich sie höchstens noch bei den letzten Werken von Danny Bryant erlebt habe. Neben einer Gitarre zum Niederknien war es vor allen Dingen der powervolle Bass von Roland Sumi, der mich stark beeindruckte. Er ist bei der Paul Camilleri Band weit mehr als ein Rhythmusgeber und erinnert zuweilen an das Spiel von solchen Größen wie Jack Bruce ( Cream) und Andy Fraser ( Free). Und da es für uns die erste komplette Show der Band war, die wir miterlebten, waren wir ziemlich gespannt, was uns erwarten würde.
Paul Camilleri begann fast pünktlich um 20.30 Uhr und legte sofort mit einem flotten Boogie los, der gleich so richtig in die Beine ging. Die Band war gut drauf, und als der Gitarrist zu einem ersten Solo ansetzte, war klar, dass bei diesem Gig alles stimmen würde. Klasse, wie sich der Dreier vor der kleinen aber feinen Zuhörerschaft so richtig reinkniete. Und das blieb auch so bis zum Ende des Konzertes nach cirka 150 Minuten. Der Band schien der Auftritt ebenfalls viel Spaß zu machen, denn immer wieder gab es launige Ansagen des Bandleaders, aus denen die Spielfreude deutlich herauszuhören war. Alle drei Musiker machten während der Show und auch danach einen äußerst sympathischen Eindruck. Es machte Spaß, sich mit ihnen auszutauschen.
Und die Musik selbst? Wow, wie gingen diese Rhythmen in die Knochen. Wieder kam mir Danny Bryant in den Sinn und vielleicht auch noch ein Ryan McGarvey. Genau in dieser Art gingen die Songs nach vorne los. Und auch das Zusammenspiel der drei Protagonisten war perfekt. Drummer Tom Beck bearbeitete die Felle mit einer unglaublichen Leichtigkeit und war selbst nach seinem ausgedehnten Solo nicht die Spur überanstrengt. Dabei hatte er im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Auch Roland Sumi brachte genau das auf die Beine, was ich von ihm erwartet hatte. Sein ganz eigenständiges Spiel auf den vier Saiten ist einfach nur als großartig zu bezeichnen. Er kam an diesem Abend sogar zu zwei Solo-Einlagen, die hervorragend ankamen und dementsprechend beklatscht wurden. So konnte sich Paul Camilleri ganz unbesorgt auf seine Aufgaben konzentrieren. Die klar strukturierten Songs waren jeder für sich kleine Meisterwerke, bei denen das Publikum bei jedem Ansatz zum Gitarrensolo die Luft anhielt und vor lauter Spannung gebannt wartete, was nun passieren würde. Eine ganz starke Leistung!
Neben Songs des letzten Tonträgers gab es natürlich auch die Titel auf die Ohren, die man aus dem Repertoire des Gitarristen immer erwartet. Hier sei besonders "Jealous Man" als einer der Höhepunkte genannt. Doch noch stärker wirkte die Band auf mich, wenn sie sich dem 12-Takter widmete, denn diese Stücke wurden in einer Art und Weise zelebriert, die mich immer wieder an den seligen Stevie Ray Vaughan erinnerten. Nur so und nicht anders muss diese Musik klingen. Immer geradeaus, mit ausgedehnten Soli ohne in Frickeleien auszuarten. Und das gelang Paul Camilleri absolut perfekt. Zudem zeigten die Titel auch das große Talent in Sachen Songwriting auf, mit dem Paul Camilleri gesegnet ist. Hier war wirklich zeitloser Blues Rock am Start, der ohne Zweifel lange im Ohr hängen bleibt.
Zur Auflockerung des Sets wurde auch die eine oder andere Coverversion eingestreut, die natürlich sehr gut angenommen wurden. So zählten die Fassungen von "White Room" und der ZZ Top-Klassiker "Sharp Dressed Man" erwartungsgemäß zu den Highlights des Abends. Während Paul Camilleri beim Song der 'Bärte' ziemlich nah am Original blieb, brachte er bei dem Cream-Stück ein sehr eigenständiges Solo auf den Weg, das aber optimal in den Song passte.
Und mein Fazit zum Schluss? Wieder einmal erlebte das Jim Knopf einen tollen und stimmungsvollen Konzertabend. Hoffentlich spricht sich das endlich mal herum, sodass beim nächsten Mal mehr Rock-Fans den Weg nach Algermissen finden.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Rainer Pullwitt und seiner Familie für die problemlose Akkreditierung und die nette Betreuung an diesem Abend.
Line-up:
Paul Camilleri (guitar, vocals)
Roland Sumi (bass, backing vocals)
Tom Beck (drums)
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