Ein echter Veteran im Musikbusiness ist Pete Cummins. Bereits seit Ende der fünfziger Jahre ist der Ire aus Dublin in der Szene aktiv, spielte Anfang der Siebziger mit Donovan, gründete seine eigene Truppe Fleadh Cowboys und wirkte u.a. auf dem letzten Studioalbum von Townes Van Zandt ("No Deeper Blue", 1994) mit. Der vor allem für sein Songwriting gerühmte Cummins bringt mit "The Brilliant Architect" nun sein erstes Soloalbum auf den Markt, unterstützt von der aktuellen Besetzung der Fleadh Cowboys und einer knappen Handvoll Gästen.
Was man zweifelsfrei anerkennen muss, ist, dass Cummins mit seinem Sound eine sehr warme Atmosphäre aufbaut, die durch echte Instrumente hergestellt wird; unterstützt durch seine aus dem Leben gegriffenen Texte, die durchgehend auf sehr persönliche Beschreibungen bestimmter Personen oder Lebensumstände zurückgreifen. So geht es bei "State Of Grace" um Natasha, die sich untermalt von Harmonica, Pedal Steel und der Rhythmusfraktion in Richtung eines neuen, glücklicheren Lebensabschnitts bewegt. Einer der stärksten Songs dieses Longplayers ist "When It Comes To Tears", das durch herausragendes Songwriting und eine gute Rockgitarre punkten kann.
Von dezentem Reggae-Rhythmus untergraben, läuft uns "The Only Business" über den Weg. Wieder von schönem und warmem Sound gezeichnet, plätschert der Track sehr relaxt, aber auch irgendwie regungslos am Zuhörer vorbei. Wie auch beim Eröffnungstitel hat man irgendwie das Gefühl, als habe man das schon zig-fach in abgewandelter Form gehört. Besser wird es bei "Burning All Your Candles" im Country-Gewand, das nochmal den Variationsreichtum von Pete Cummins bekräftigt. Angenehm und einlullend, dennoch stellt man sich hier bereits zum ersten Mal die Frage, ob und wie weit da noch was richtig Originelles kommen wird.
Auch "Delivery Man" ist dahingehend Fehlanzeige und viel mehr eine Adaption zu Tom Waits' "Ice Cream Man", als alles andere. Die musikalische Umsetzung ist klasse, der Sound spitze und Cummins Gesang, wenn auch nicht einzigartig, dann immerhin passend und angenehm. Höre ich da auch eine Spur Alex Harvey raus? Aber auch das spielt keine Rolle mehr, denn im folgenden Song "Flowers In Baghdad" folgt Pete Cummins' Kommentar zum Irak-Krieg und erfüllt damit so ziemlich alles, womit der Rezensent mittlerweile gerechnet hat.
Nein, der gute Mann lässt keinen Spot offen, kann sehr viel und versucht auch alle Stilbereiche abzudecken. Das Grundproblem von "The Brilliant Architect" ist, dass es viel zu durchsichtig ist, viel zu vorhersehbar. Dazu mit Unmengen von musikalischen Zitaten bestickt und selbst die Texte klingen meist wie lauwarme Variationen von nur zu gut bekannten Klassikern. So läuft die Scheibe dann eher selbstgefällig vor sich hin, bei "Bad End Of The Creek" (ich sag' nur "Dark Side Of The Street") auch mal von Bläsern, Organ und einem einmal mehr sehr schönen Gitarren-Solo unterstützt, und unterhält uns wohltuend, ohne aber irgendwelche eigenen Fußspuren zu hinterlassen.
Einmal mehr in (eher ärgerliche) Reggae-Bereiche geht es bei "Jawlocked (Deep Deep Down In The DNA)". Kurz vor Schluss wird uns noch das Johnny Cash-Cover "Train Of Love" präsentiert. Einmal mehr schön und warm gebracht, in einer Version, die durchaus zu gefallen weiß. Ganz ehrlich, ich will dem guten Pete Cummins ja nicht zu nahe treten und der Mann macht mit seiner Truppe ja auch einen klasse Sound, nur einen Funken der Begeisterung auslösen… - dieser Aspekt bleibt leider auf der Strecke.
Ganz zum Schluss wird es beim Titeltrack nochmal stromfrei, harmonisch und irgendwie spirituell. Gar nicht mal schlecht, genauso wie das komplette Album, aber zu retten ist "The Brilliant Architect" dadurch auch nicht mehr. Freunde, ich kann euch nur empfehlen dieses Teil selbst anzuchecken, denn vor allem, wer diese Art von Musik gerade erst für sich entdeckt, kann durchaus seine Freude daran haben. Für die Veteranen aus Folk, Country, Singer/Songwriter und Americana gibt es hier nichts Neues zu entdecken, Kopfschmerzen bezüglich der Originalität sind da schon eher vorbestimmt.
Als Fazit kann man wohl festhalten, dass Pete Cummins mit "The Brilliant Architect" sicherlich ein schönes und angenehmes Album vorgelegt hat, das zweifelsfrei bestens als Hintergrund-Musik für sämtliche Lebenslagen geeignet ist. Wenn man sich jedoch tiefer damit auseinandersetzt, fragt man sich dann aber doch, ob man nicht lieber die Alben der so oft (sicherlich unbewusst) zitierten Musiker anhören möchte. Letztlich bleiben nicht mehr als 6 von 10 RockTimes-Uhren übrig, die man sich allerdings durch die klasse Einspielung und den guten Sound verdient hat.
Line-up:
Pete Cummins (vocals, guitars, harmonica, organ, sampling)
Tommy Moore (bass, harmony vocals)
Ger Kiely (guitars, lap steel, dobro, autoharp, Teo Octave 12 string)
Trevor Knight (keyboards)
Ed Deane (guitars, lap steel)
Fran Breen (drums)
With:
Carl Geraghty (saxophone)
Mark Adams (trumpet)
Gavin Glass (mandolin #11)
Tracklist |
01:State Of Grace
02:When It Comes To Tears
03:The Only Business
04:Burning All Your Candles
05:Delivery Man
06:Flowers In Baghdad
07:Damaged Man
08:Bad End Of The Creek
09:Jawlocked (Deep Deep Down In The DNA)
10:Train Of Love
11:Brilliant Architect
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