Kürzlich las ich, dass Rosanne Cash längst aus dem Schatten ihres Vaters Johnny Cash getreten sei. Dabei sehe ich es nicht so, dass sie zwingend im Schatten ihres Vaters stand, war ihre Musik doch am Anfang ihrer Karriere ganz anders und somit von eigenen Vorstellungen geprägt.
Nach ihrer letzten Platte aus dem Jahre 2009 hat sie nun ihr Labeldebüt auf dem originären Jazzlabel Blue Note.
Thematisch setzt sich das Album mit dem nordamerikanischen Süden auseinander, jedoch weder in Verbindung mit 'Blue Notes' noch mit Jazz. Dennoch haben die Musiker, in dem für die Künstlerin mittlerweile recht eigenen Stil, Zutaten jener Gegend beigemengt und daran ist der Süden der USA reich. Delta-Blues, Gospel, Folk aus den Appalachen, Country und Rock haben ihre inspirierenden Wirkungen hinterlassen. So hat sich die Palette der Musik der Künstlerin abermals erweitert und bietet deshalb einem größeren Hörerkreis auch außerhalb der Country-Gemeinde die Gelegenheit, einmal hineinzuschnuppern.
So startet die Platte auch gleich mit einem dezent düster und mysteriös wirkenden "A Feather's Not A Bird", das ein wenig nach einigen Stücken eines Tony Joe White riecht. Leichte Slidegitarre über groovendem Rhythmus, ein starker Auftakt - herrlich, wenn sich dann Background-Chor und Geigen darüberlegen. Das atmet ganz stark die Luft der Südstaaten und der Swamps. J.J. Cale fällt mir beim zweiten Song ein und bei "Etta's Tune" gibt es das erste Mal ein wenig mehr Country-Prägung. Bei "Night School" sind ganz leicht jazzige Einflüsse, inklusive verstärktem und romantisch verklärtem Geigeneinsatz zu vernehmen, bis hin zum letzten Song, "Money Road". Hier träumt Rosanne Cash von der Tallahatchie Bridge, jener Brücke, von der Billie Joe McAllister in einem Song von Bobby Gentry einst in den Tallahatchie River sprang.
Mir fällt auf, dass die Musik in ihrer Gesamtheit nicht gleich direkt zugänglich ist - sie muss wachsen. Auch die philosophische Ausrichtung in einigen Texten zwingt letztlich zu einer näheren Betrachtung. "When The Master Calls The Roll" - nicht nur dieser Song lässt die Vermutung auf eine gelegentliche autobiografische Ausrichtung zu. Hier geht es, analog zur eigenen Familiengeschichte, um die Tragik des Bürgerkrieges. Ja, es ist offensichtlich ein sehr persönlich orientiertes Album geworden, auch die Geschichte einer ehelichen Beziehung des Bassisten des Vaters ist in den Song "Etta's Tune" integriert worden. So eröffnet uns Rosanne einen Einblick in ihre und die Geschichte ihrer Familie und lässt uns erneut auf warmherzige, harmonische Weise daran teilhaben. Ein hervorragendes Album, wiederum perfekt von Ehemann John Leventhal und anderen sehr guten Musikern in Szene gesetzt.
Line-up:
Rosanne Cash (vocals)
John Leventhal (guitar, bass, percussion, organ, string arrangement, mandolin, drums, harmony vocals, percussion, celeste, electric sitar)
Shawn Pelton (drums)
David Mansfield (violin, viola)
Amy Helm (background vocals)
Catherine Russell (background vocals)
Curtis King (background vocals)
Tabitha Fair (background vocals)
Tawatha Agee (background vocals)
John James (background vocals)
John Paul White (harmony vocals)
Tracklist |
01:A Feather's Not A Bird
02:The Sunken Lands
03:Etta's Tune
04:Modern Blue
05:Tell Heaven
06:The Long Way Home
07:World Of Strange Design
08:Night School
09:50,000 Watts
10:When The Master Calls The Roll
11:Money Road
(all songs written by Rosanne Cash and John Leventhal,
except #10, written by Rosanne Cash, John Leventhal and Rodney Crowell)
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