Seine letzte Platte aus dem Jahr 2005 war weder Fisch noch Fleisch.
Soul- und Keyboard-getränkte Songs, die zwar einen guten Groove rüberbringen, allerdings irgendwie nicht das Gelbe vom Ei sind. Da mag auch sein Erscheinungsbild auf dem Cover passen: schwarzer Hintergrund, weißes Hemd, Sakko und nachdenklich drein blickend.
Das Cover seines Delta Groove-Debüts ist farbenfroh, zeigt ihn mit einem leichten Lächeln und öffnet man das Booklet, sehen wir in einer schwarz-weiß Aufnahme einen schweißgebadeten Costello, der Spaß in Dosen hat.
Der 1979 in Philadelphia geborene Gitarrist und Sänger hat schon in ganz jungen Jahren mit seiner Band Livemusik gemacht und als siebzehnjähriger Jungspund hatte er seine erste CD ("Call The Cops") am Start.
Außerdem spielte er in Susan Tedeschis Band und die Lead-Gitarre auf ihrem Album "Just Won't Burn".
Darüber hinaus griff er für Jody Williams, Tinsley Ellis und Levon Helm, zu dem wohl eine besondere Bindung besteht, in die Saiten.
Kontinuierlich auf Tour hatte er das Vergnügen mit B.B. King, Buddy Guy, James Cotton oder Bo Diddley auf der Bühne zu stehen.
Sean Costello hat anscheinend auch den Label-Chef Randy Chortkoff überzeugt, denn dieser überließ ihm die Produktion von "We Can Get Together": »… he's developed into an excellent producer. He knows his sound and his strengths better than anybody, and did a great job.«
Bei allen Bits und Bites, der Mann hat Recht und Costello gibt seiner CD einen herrlich analogen Sound.
Den puristischen Blues hat der Protagonist nicht im Blickfeld.
Schon nach den ersten knapp vier Minuten "Anything You Want" kann der Hörer den Titel der CD wörtlich nehmen: So macht man sich, auf dreckige Art und Weise mit starken Riffs und groovig Blues-rockend, Freunde. Kein Zweifel, der junge Mann kommt aufgeräumt und hemdsärmelig daher. Kein Jacket-Blues!
Der folgende Track, "Same Old Game", mit ähnlichem Strickmuster, nur etwas funkiger ausgelegt, hat identischen Qualitätsstandard. Das Solo des Amerikaners zeigt, wie er mit seinem Arbeitsgerät eine Einheit bildet. Der kann über seine Gitarre Gefühle zeigen, denen man sich schwerlich entziehen kann. So wollen wir einen Sean Costello hören.
Ganz stark kommt dann, mit richtig viel Schmackes, "How In The Devil", im Power-Trio eingespielt, aus den Boxen. Kein 'Hau den Lukas'-Blues Rock, Sean macht das mit Stil. Am Lautstärkeregler drehen ist erlaubt.
Dann kann man gleich zu "Hard Luck Woman" skippen, damit die Fußwippe keinen Rost ansetzt. Ein kleiner Kritikpunkt sei hier allerdings angemerkt: Jon Lieberman an der Harp hätte ruhig etwas deutlicher in den Vordergrund gemischt werden können, zumal es sein einziger Beitrag auf dem Album ist.
Er war gerade mal neun Jahre jung, als die Gitarre sein Instrument wurde und die Familie nach Atlanta zog.
Unter diesem Aspekt sollte man sich "Have You No Shame" anhören. Eine schmachtende Ballade, mit dem gewissen Black Crowes-Faktor.
Dass er auch einen Song schreiben kann, der verdammt viel New Orleans-Feeling hat, stellt der Protagonist mit "Told Me A Lie" unter Beweis. Klanglich perfekt in Szene gesetzt mit Adam Mewherter am Sousafon und Rich Iannucci, der hier zum Akkordeon greift. Schleppender Rhythmus, E-Gitarre der dezenten Art, dazu auch eine Akustische sowie ein klasse Männer-Chor und Costellos leicht Whiskey-getränkte Stimme, die auch in den höheren Lagen überzeugen kann, machen den Track zu einem Highlight der CD.
In dem balladesken "Going Home" hat diese Herrenriege noch einen zweiten Auftritt und verpasst dem Song ein herrliches Gospel-Flair.
Der Stilreichtum ist kein Hinderungsgrund für eine tolle Platte, denn Costello ist der ausschlaggebende Punkt, weil er stets die Fäden fest in beiden Händen hält. Die ihn begleitenden Musiker sind super.
Wenn er mit einem zweiten Gitarristen antritt, ist für zusätzliche Stimmung gesorgt. Oliver Wood heißt der Mann und stellvertretend für sein Spiel sei das relaxt groovende "Can't Let Go" genannt.
Nachdem "Feel Like I Ain't Got A Home" abermals rockt liefert man mit dem atmosphärischen ruhigen Rausschmeißer nochmals ein Highlight. Die Slide-Nummer auf "We Can Go Together".
Um zum Ausgangspunkt der Review zurück zu kehren: Aus meiner Sicht macht es Sean Costello genau richtig. Weg von den überladenen Keyboard-Sounds hin zu eigenständigen, Gitarrenorientierten Songs der Auslese-Qualität, mit denen er glatte 8 von 10 RockTimes-Uhren einfährt.
Line-up:
Sean Costello (guitar, vocals)
Aaron Trubic (bass, backing vocals)
Paul Campanella Jr. (drums, percussion, backing vocals)
Oliver Wood (guitar, backing vocals)
Ray Hangen (drums, percussion)
Rich Iannucci (organ, accordion)
Adam Mewherter (sousaphone)
Jon Liebman (harmonica)
Donnie McCormick (chicken coop, backing vocals)
Dave Roth (backing vocals)
Tracklist |
01:Anything You Want (3:40)
02:Same Old Game (3:26)
03:Can't Let Go (4:38)
04:Told Me A Lie (3:32)
05:Hard Luck Woman (3:21)
06:How In The Devil (3:34)
07:Have You No Shame (4:51)
08:Going Home (3:29)
09:All This Time (4:05)
10:Feel Like I Ain't Got A Home (3:23)
11:Little Birds (4:51)
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