Shemekia Copeland / Wicked
Wicked
Talent?! Im Alter von acht Jahren stand sie zum ersten Mal gemeinsam mit ihrem Vater, dem Texas-Blueser Johnny Copeland, auf der Bühne. Mit 16 Jahren ging sie auf Tour mit ihrem Vater und im Alter von 19 Jahren veröffentlichte sie 1999 mit "Turn Up The Heat!" ihr erstes Album. Man wurde auf sie aufmerksam und ein Jahr später war "Wicked" auf dem Markt. Diese CD schlug ein wie eine Bombe. Bei den W.C. Handy Awards (heute Blues Awards) bekam sie drei Preise für ihr Album: Song Of The Year, Blues Album Of The Year und Contemporary Female Artist Of The Year. Und das mit 21 Jahren.
Zusammen mit Sharrie Williams ist sie die führende Kraft der jungen Bluessängerinnen.
Da braucht man nur die ersten Takte von "It's 2 a.m." hören und Shemekia Copeland zeigt allen, was Sache ist. Eine Stimme, der man sich einfach nicht entziehen kann. Dominiert wird der Opener vom Harper Sugar Blue. Schade nur, dass es auf "Wicked" sein einziger Beitrag bleibt. Von ihm hätte ich gerne mehr gehört. Dafür greift man dann zu seinem Album "Blue Blazes" und kann ihn eine ganze CD über genießen.
Allen bluesinteressierten Hörern beweist Shemekia Copeland, dass sie eine der begabtesten Sängerinnen dieser Szene ist.
Das rhythmisch treibende "Not Tonight" wird durch die Uptown Horns 'unterstützt' und Crispin Cioe spielt ein feuriges Solo auf dem Saxofon. Copland kann dem noch einiges entgegen setzt. Da könnte man nun viele Adjektive auf den Plan bringen. Eines reicht m.E.: emotional.
Ob sie je eine Gesangsausbildung genossen hat oder wegen ihres Talents: Ist eh egal, sie kann alle Stimmungen ausdrücken und ein Live-Auftritt müsste das auch klar machen.
Das soulige, langsame "The Other Woman" getragen von Jimmy Vivions Gitarre und Brain Mitchells dezentem Keyboard muss man diese Nummer bis zur letzten Sekunde genießen.
Und dann gleich anschließend die Uptempo-Nummer "Whole Lotta Water". Abgesehen von den Lyrics braucht man Wasser zum Kühlen der Ohren. Riffs, Breaks, Hooks, hier steckt alles in einem Song.
Abwechslung bei der Setlist für "Wicked" macht diesen Silberling zu einem zusätzlichen Genuss. Jimmy Vivino, zusammen mit Bruce Iglauer und John Hahn Produzent, greift für "Beat Up Guitar" zur akustischen Gitarre, hat das Bottleneck übergestreift und ist der einzige musikalische Begleiter der Copeland für diesem Song. Das Knistern, die Intensität des Songs rückt förmlich immer näher. Da gibt es kein Entrinnen, es packt einen einfach.
Mit "Up On 1-2-5" kommt plötzlich ein anderer Gitarrist ins Spiel: Arthur Neilson, der aus dem Dunstkreis von Popa Chubby bekannt sein dürfte. Er ist auf The Good The Bad And The Chubby und der CD der Band Black Coffee (auch Popa Chubby) zu hören.
Von Neilson muss die Sängerin wohl sehr angetan gewesen sein, denn auf "Talking To Strangers", ihrem dritten Album ist er der Gitarrist. "Wild, Wild Woman" hat "Whole Lotta Water"-Qualität. Arthur Neilson glänzt ein drittes Mal in "It's My Own Tears", einem von Johnny Copeland geschriebenen Track.
Zum Ende der beeindruckenden CD kommt es dann noch zu zwei besonderen Highlights: "If He Moves His Lips", ein Duett mit der Grand Lady des R&B, Ruth Brown. Und hier wird belegt, welch eine Qualität die Copeland hat: Absolut ebenbürtig, dieser junge Hüpfer.
Tony Joe White wird sich bestimmt richtig gefreut haben! Endlich ein "Steamy Windows" von einer Frau gesungen, die dem Song alle Ehre macht.
Genug von meiner Schwelgerei: Jetzt ist der Leser dran...
Line-up:
Shemekia Copeland (vocals)
Jimmy Vivino (guitars)
Michael Merritt (bass)
James Wormworth (drums)
Brain Mitchell (keyboards)
Gäste:
Arthur Neilson: (guitar - # 8, 9, 13)
Dona Oxford (electric piano - # 8)
Eric King (bass - # 8, 13)
Barry Harrison (drums - # 8, 13)
The Uptown Horns (# 2, 4, 8)
Sugar Blue (harmonica - # 1)
Fred Walcott (percussion)
Ruth Brown (vocals - # 11)


Spielzeit: 58:52, Medium: CD, Alligator Records, 2000, (Soul-) Blues
1:It's 2 a.m. (4:30) 2:Not Tonight (3:15) 3:Love Scene (4:10) 4:The Other Woman (5:18) 5:Whole Lotta Water (4:01) 6:Beat Up Guitar (4:27) 7:Miss Hy Ciditty (4:22) 8:Up On 1-2-5 (5:06) 9:Wild, Wild Woman (3:20) 10:The Fool You're Looking For (5:08) 11:If He Moves His Lips (3:37) 12:Steamy Windows (5:03) 13:It's My Own Tears (6:05)
Joachim P. Brookes, 10.08.2006