Grandios! Mit diesem einen Wort ist der Abend eigentlich gut in der Kürze treffend zusammengefasst. Das Konzert am 17. Oktober 2014 mit Tom Shed war eigentlich die 'Generalprobe' und ein Gradmesser für das, was noch kommen könnte...
War jener Abend bereits ein Riesenerfolg, so konnte das Konzert mit dem Sänger/Gitarristen/Mandolinenspieler Tom Corbett das Ereignis noch toppen! Denn dieser Tom hatte das Publikum noch mehr im Griff. Die Wogen der Begeisterung schwappten teilweise über, sodass Sturmflutgefahr bestand. Das lag unter anderen auch daran, dass lautstark der große norddeutsche Hit "An der Nordseeküste" gesungen werden durfte. Tom hatte anlässlich seiner aktuellen Tournee mit der Bremer Agentur Songs & Whispers dieses Lied vor diesem Konzert durch einige Leute kennengelernt, die sich wunderten, dass es dazu ja ein Original gibt, nämlich den irischen Gassenhauer "The Wild Rover". Und so legte er mit dem Originaltext vor und erlaubte dem Publikum, die deutsche Version zu singen!
Das, was ich in Wilhelmshaven und dort in einigen Kneipen bei solchen Veranstaltungen meist vermisst habe, war in Sande reichlich vorhanden: nämlich Publikum! Und so hatte ich endlich wieder einmal das gute Gefühl, dass sich die Arbeit eines Künstlers mehr als gelohnt hatte. Auch Tom war begeistert und zählte diesen Auftritt zu den Höhepunkten seiner gut sechswöchigen Deutschlandtournee. Nachdem er mit seiner mitreisenden Kollegin Aireene Espiritu am Vorabend erlebte, sich in Hannover in einer intimen Atmosphäre mit fünf Zuschauern/innen vorzufinden, platzte am Nikolaustag die Scharfe Ecke aus allen Nähten. Und das ist mit Sicherheit dem rührigen Wirt namens Mozart zu verdanken, denn er hatte es erneut verstanden, unter Mitwirkung von Freunden und Bekannten, die gute Kunde eines Besuchs aus Los Angeles zu verbreiten. Möglichweise waren es etwa einhundert bis einhundertzwanzig Gäste, die mit Tom zusammen eine tolle Atmosphäre entwickeln konnten. Dieser erzählte mir dazu, dass es eine großartige Kommunikation gegeben habe - Reflektionen, die sich gegenseitig befruchteten und für eine Bombenstimmung sorgten. Dazu war es gewiss auch wichtig, auf gängiges Songmaterial zurückzugreifen, auf Lieder, die bekannt sind und bei denen man mitsingen sich identifizieren kann. Als kleine Auswahl seien hierzu folgende Stücke genannt:
"That's Alright Mama" von Arthur Crudup, eher bekannt in der Version von Elvis Presley, von ihm gab es auch "Blue Moon Of Kentucky". Von Johnny Cash kam der "Folsom Prison Blues", "Swing Low, Sweet Chariot", "Bad Moon Rising", "Honky Tonk Women", "Sixteen Tons" gekoppelt mit "Hit The Road Jack", "Come Together" von den Beatles, "All Along The Watchtower" von Bob Dylan , das allseits bekannte "Route 66", "Margaritaville" von Jimmy Buffett und auch etwas Modernes, "Valerie" von Amy Winehouse.
Doch es begann zunächst ganz beschaulich mit einem Klassiker aus den dreißiger Jahren, dem von Bob Nolan komponierten "Tumbling Tumbleweeds". Vorn an der Bühne hatte sich ein 'Seniorentisch' gebildet. Schön, dass sich neben ganz jungen Leuten auch die ältere Generation aufgemacht hatte, der Livemusik zu lauschen - ein dickes Bravo dafür! So waren bestimmt drei Generationen unter einem Dach. Und nach dem Motto »Je oller, je doller « gab es auch reichlich Gelegenheit zum Schunkeln und Mitsingen. Hier war natürlich das gesamte Publikum sehr rührig. Auf folgende 'Mitmacher' oder 'Sing-Alongs' möchte ich ganz speziell hinweisen:
Da gab es "Ring Of Fire", als Tom das Publikum aufforderte, den Trompetensound mitzutröten, oder "Never on Sunday" von Manos Hadjidakis, aus dem gleichnamigen Film und in der deutschen Version sowohl von Lale Andersen als auch Nana Mouskouri unter dem Titel "Ein Schiff wird kommen" bekannt. Mit der Mandoline konnte Tom den Klang der Bouzouki treffend nachahmen und sobald sang das Publikum diesen schönen deutschen Schlager lauthals mit. Unglaublich gut, wie sich dann hier der 'Seniorentisch' wild schunkelnd und bestens gelaunt einbringen konnte. Das alte 'Schlachtross' "Take Me Home Country Roads" von John Denver wurde aufgrund seiner Popularität auch mit gewaltigem Background-Chor vorgetragen, und ebenso, wie es Tom Shed vorgemacht hatte, avancierte "Ghost Riders In The Sky" erneut zu einem wahren Hit dieses Abends der guten Laune. Passend zur Jahreszeit stimmte Tom ein Weihnachtslied an, denn schließlich war ja Nikolaustag, mit dem traditionellen englischen Song "God Rest Ye Merry, Gentlemen" und steigerte es langsam in Richtung flotten Bluegrass' - sozusagen "Pickin' On Christmas". Super! Nahtlos ging es dann über in - und das war wieder einer der Renner des Abends - "Jingle Bells". Die Stimmung kochte und natürlich auch ganz besonders mit dem reanimierten Hit "An der Nordseeküste"!!!
Nach den Zugaben mit diesen noch einmal komprimiert dargebotenen 'Rennern' schloss der Abend durch eine kurze Jamsession mit einem lokalen Musiker, Bernhard Orth an der Mundharmonika - "You Gotta Move". Bereits vorher hatte dieser das eine oder andere Stück perkussiv, gut und passend unterstützt. Einige Zuschauer waren erstaunt, über welch großes Repertoire Tom verfügt. Sicher mag es auch daran liegen, dass er unter anderem auf so mancher Ausgabe der Serie "Pickin' On…" von David West mitwirkte. Das ist eine Plattenserie, bei der Bluegrass-Musiker Klassiker aus Rock und Pop in typische Bluegrass-Tunes umwandeln. So gibt es aus dieser Serie unter anderem Bearbeitungen der Musik von Pink Floyd, Jimi Hendrix, Crosby, Stills, Nash & Young und viele anderen…
Und so denke ich, dass man Tom Corbett mittlerweile gut und gerne in die Riege jener Spitzenmandolinenspieler, die auch zu seinen Vorbildern zählen, einreihen kann: also neben Bill Monroe, David Grisman und Sam Bush.
Ganz herzlicher Dank sei an dieser Stelle noch einmal Mozart ausgesprochen, der es durch sein Engagement wiederum ermöglichte, dass alle im Publikum, dem solch hochwertige Musik geboten wurde, zufrieden waren. Mozart ebenfalls, weil er an diesem Abend sicher gut eingenommen hat, und wohl auch Tom Corbett, weil er nach eigener Aussage über diese große Resonanz sehr überrascht und entsprechend erfreut war, viel Spaß hatte und ich darüber, dass es endlich e wieder einmal Bemühungen waren, die auf fruchtbaren Boden fielen. Ja, Sande und die 'Kultureinrichtung' "Zur Scharfen Ecke" haben sich offensichtlich als Geheimtipp entwickelt. Weiter so!
Line-up:
Tom Corbett (vocals, guitar, mandolin)
Bernhard Orth (mouth harp - two tracks, percussion - two tracks)
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