Nach den ersten Alben der Aynsley Dunbar Retaliation veröffentlichte das Blue/SPV-Label einen weiteren Doppelpack mit den letzten beiden Platten der Band.
Wieder ist an der aufwendigen Verpackung, dem ausführlichen Booklet mit den Linernotes von Harry Shapiro und einem sehr guten Sound nichts auszusetzen.
Dunbar wollte das musikalische Spektrum der Band erweitern und man nahm den Keyboarder Tommy Eyre von The Grease Band mit ins Boot. Dadurch wurde einerseits Victor Brox entlastet und konnte sich mehr auf die Gesangsparts stürzen, andererseits musste dadurch (leider) der geniale Gitarrist John Morshead etwas zurückstecken.
Hört man "To Mum From Aynsley And The Boys" wird offenkundig, dass Eyre den 'neuen' Stil der Band seinen Stempel aufdrückte. Keyboards wo man hinhört, sicherlich variantenreich, mal bluesig, dann funky oder auch jazzig.
Wieder ist der Opener ungewöhnlich. Der britische Blues hat sich in "Don't Take The Power Away" im Teesatz am Tassenboden versteckt. Brox singt mit düsterer Stimme, Trompetentöne sind zu hören, eine Gitarre spielt simpelste Akkorde und Dunbars Schlagzeug macht auch viel Aufsehen.
Bei den Songcredits fällt auf, dass sich Morshead und Eyre gepflegt aus dem Weg gegangen sind. Ausnahmen: "Leaving Right Away", das die Beiden zusammen mit dem Bassisten Alex Dmochowski geschrieben haben und "Journey's End".
Den ganzen Laden zusammen gehalten hat dann John Mayall als Produzent.
"Run You Off The Hill" glänzt mit einem Groove, den wir bereits auf den ersten beiden Platten genießen konnten. Hier ist Morshead der tonangebende Musiker. Klasse Slow-Blues, in gewohnt hoher Qualität angesiedelt. Hier spielen Gitarre und Keyboards in einem ausgewogenen Mischungsverhältnis. Lobenswert auch die Arbeit des Bassisten, der durch die dicken Saiten aus der Tiefe ordentlich Druck macht. Plötzlich ein Break und der Track groovt auf einer anderen, sehr zurückhaltenden Ebene. Super!
Der erste Song, an dem Eyre als Schreiber beteiligt ist, folgt auf dem Fuße und die Diskrepanz zum vorherigen Track ist schon aufdringlich. Vielfältiger sollte die Musik der Band werden und mit "Let It Ride" ist es dann soweit. Jazzrockiges wird geboten und niemand ist auf dem Holzweg, wenn man bei der Nummer an Colosseum denkt. Tja, und der Morshead 'darf' in den gesamten 5 Minuten ein auf zwei Akkorde beschränktes Gitarrchen spielen. Eyre steht vollkommen im Spotlight. Ok, seine fette Hammond klingt schon gut, aber…
Noch extremer wird es in "Journey's End"! Einer Kirchenorgel gleich leitet Eyre den Song ein und findet einen geschickten Übergang zum bluesigen Pfad. Langsam, filigran schleicht es dahin und Morsheads Gitarre ist mit einigem Hall versehen.
Richtig schwer hängt "Down, Down And Down" in den Speakern. Ein schleppender Rhythmus prägt den Song, indem man Dmochowskis Bass deutlich in den Vordergrund gemischt hat.
Warum Dunbar auf Alben vieler anderer Musiker gelistet wird, belegt "Unheard" mit einem Drummer in Höchstform. Dass Eyre jazzige Versatzstücke an den Tasten spielt, fällt hier nicht weiter ins Gewicht.
Die "To Mum From Aynsley And The Boys"-Review sollte nicht beendet werden, ohne "Leaving Right Away" zu erwähnen, weil es mal nichts von der Hammondorgel zu hören gibt, sondern ein lupenreines Piano gespielt wird. Interessant, wie Eyre hier zwischen bluesigen und jazzigen Phrasierungen wechselt.
Anzumerken ist es dem Album schon, das Zerren an den beiden Enden eins Taues. Ein Gemischtwarenladen, in dem man so ziemlich alles bekommt.
Kommen wir zur "Remains To Be Heard"-Platte, heißt es:
Räumungsverkauf, alles muss raus!
Als das Original-Album 1970 auf den Markt kam, waren die The Aynsley Dunbar Retaliation-Musiker bereits in alle Winde verstreut. Nur ein Platten-Deal forderte ein viertes Album, dem sich Victor Brox als Produzent annahm.
Aynsley Dunbar sitzt bei nur vier Stücken am Schlagzeug. Die ersten drei Tracks stammen aus der Zeit, als die Band noch ohne Tommy Eyre im Quartett blueste.
Hört, hört! Da ist er wieder, John Morshead, der mit seiner Gitarre in "Invitation To A Lady" (mit flachem Text), "Blood On Your Wheels" (großes Tennis) und Downhearted den Ton angibt. Blues mit durchaus rockigen Zügen, laut und kräftig, bekommt man zu hören. Super, wird doch die Klasse der Band nochmals unter Beweis gestellt. Das Song-Trio wurde nur auf "To Mum From Aynsley And The Boys" nicht veröffentlicht, weil diese Platte ausschließlich Tracks mit Tommy Eyre enthalten sollte.
"Whistlin' Blues" und "Bloody Souvenir" sind Solo-Einlagen vom singenden und pfeifenden Brox an der Akustischen. Wirklich gut gemacht, sorgen sie für eine Überraschung im Gesamtgefüge der CD.
Für die restlichen Songs holte sich Brox unterschiedliche Musiker und seine Frau Annette (vocals) ins Studio. Perkussionisten aus Ginger Johnsons Band und Keith Bailey (Graham Bond Initiation) an den Drums prägen die Songs.
In "Toga" hören wir sogar ein Vibrafon und eine Violine… sehr exotisch, aber gut.
Alles in allem ist dieser Doppelpack zwar nicht so stark wie die Zusammenfassung der ersten beiden Alben, aber dennoch in keiner Weise schwach.
Aynsley Dunbar fand dann bei Frank Zappa seine musikalische Heimat. Danach war er im Original-Line-up der Band Journey und einer weitern Fülle von Bands und Musikern wie Whitesnake, Eric Burdon oder Pat Travers.
Line-up: To Mum From Aynsley And The Boys
Aynsley Dunbar (drums)
Victor Brox (vocals, guitar, keyboards)
John Morshead (guitar, vocals)
Alex Dmochowski (bass)
Tommy Eyre (keyboards)
Line-up: Remains To Be Heard
Aynsley Dunbar (drums - #1, 2, 3, 5)
Voctor Brox (vocals, guitar, keyboards)
Jon Morshead (guitar, vocals)
Alex Dmochowski (bass)
Keith Bailey (drums)
Annette Brox (vocals - #5, 6, 7, 8, 9, 10)
Tracklist |
To Mum From Aynsley And The Boys:
01:Don't Take The Power Away (4:01)
02:Run You Off The Hill (5:43)
03:Let It Ride (4:59)
04:Journey's End (5:37)
05:Down, Down And Down (5:51)
06:Unheard (2:22)
07:Sugar On The Line (4:25)
08:Leaving Right Away (6:54)
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Remains To Be Heard:
01:Invitation To A Lady (4:06)
02:Blood On Your Wheels (5:20)
03:Downhearted (6:14)
04:Whistlin' Blues (2:56)
05:Keep Your Hands Out (4:04)
06:Sleepy Town Sister (4:17)
07:Fortune City (4:07)
08:Put Some Love On You (3:40)
09:Bloody Souvenir (4:26)
10:Toga (5:06)
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Externe Links:
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