Bo Diddley / A Man Amongst Men
A Man Amongst Men Spielzeit: 54:29
Medium: CD
Label: Warner Music, 1996
Stil: Blues/Rock'n'Roll


Review vom 30.12.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Bo Diddleys auffallendstes Markenzeichen ist wohl seine rechteckige Gitarre.
Die gibt es in unterschiedlichen Farben und genau so ist es auch mit seinem Rock'n'Roll, der stets von einem gehörigen Spaß-Faktor geprägt war. Prägnant, wiedererkennbar und für viele andere Künstler Anreiz, seine Songs für sich zu interpretieren.
"Who Do You Love?", "You Can't Jugde A Book By It's Cover", "You Don't Love Me", "Diddley Daddy", "Diddy Wah Diddy" oder "Mona" waren Hits für den in McComb, Mississippi geborenen Gitarristen und Sänger. Die Rolling Stones benannten sich nach einem Muddy Waters-Song,
The Pretty Things nach Diddleys "Pretty Thing".
Der am 30.12.1928 geborene Bo ist während seiner Laufbahn nie so richtig aus den Schlagzeilen verschwunden. Zunächst waren es die gespannten Saiten in der Nähe des Halses, denn er spielte Geige. Ihm musste erst ein gewisser John Lee Hooker über den Weg laufen, um den Youngster zur Gitarre wechseln zu lassen.
Diddleys Kompositionen waren die Basis für viele Songs anderer Bands und Blueser, auch wenn sie nicht unbedingt komplette Lieder übernahmen, sich aber den so typischen Rhythmus zueigen machten, wie zum Beispiel die Rolling Stones. Überhaupt war sein Einfluss auf die damalige britische Szene sehr groß. So coverten die Yardbirds oder die Animals seine Stücke. Als der Blues-Boom nach Amerika schwappte, wurde es mit dem kommerziellen Erfolg etwas ruhiger um einen Diddley.
Ende der Achtzigerjahre war er mit den Clash unterwegs und 1987 wurde er in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. 1996 bekam er einen Blues Award für sein Lebenswerk.
Der erste Erfolg war die Single "Bo Diddley/I'm A Man". Zu Beginn seiner Karriere war der Harper Billy Boy Arnold Mitglied bei seinen Hipsters und dieser Mann kann als Brückenschlag zu vorliegender CD hergenommen werden, denn er ist in drei Songs vertreten.
1995 machte Diddley die Aufnahmen zu "A Man Amongst Men", im vierzigsten Jahr seiner Karriere… Wie bescheiden er sich im Album-Titel doch macht.
Neben einer stattlichen Reihe von Gästen setzte der Protagonist auf seine Tour-Band mit Nunzio Signore (guitar), Debby Hastings (bass), Dave Keyes (keyboards) und Tom Major (drums).
Das Album enthält viele der so typischen Diddley-Songs und schon der Opener mit Keith Richards als Gast geht mächtig ab. Ein markantes Solo vermisst man hier. "Bo Diddley Is Crazy" ist ein rhythmisch starkes Stück und sehr kompakt gehalten. Hier und da macht man einige Riffs oder Licks aus. Im Großen und Ganzen spielt sich allerdings kein Musiker in den Vordergrund. Die drei Damen der Shirelles liefern tolle Backing Vocals und Johnny 'Guitar' Watson steuert mehrere Zeilen gesprochenen Textes über den Rock'n'Roll bei.
Zu Ron Wood bestand immer eine besondere Beziehung. Gleich dreimal ist er an der Slide-Gitarre zu hören. Zunächst im shuffeligen "Hey Baby", ebenfalls mit Billy Boy Arnold, Bos Wegbegleiter aus frühen Tagen. Auch dieser Track ist straight gespielt, wobei Woods Slide-Gitarre schon gut herauszuhören ist. Die Shirelles geben der Nummer eine soulige Komponente.
Der Titel-Track ist ein vor Groove triefender Song mit Johnny Johnson am Piano und Arnold harpt in Höchstform. Irgendwie wird offensichtlich, dass man bei dieser Produktion wohl weniger das Augenmerk auf solistische Alleingänge gelegt hat. Hier und da sind Ansätze zu vernehmen. Das allerdings als Soli zu bezeichnen, wäre übertrieben. Dieser Eindruck relativiert sich später. Immer ist mächtig was los und die Spielfreude ist groß. Alle Musiker waren stolz, mit dabei gewesen zu sein.
Gleich vier Gitarristen sind im letzten Track, "Oops! Bo Diddley" aktiv und hier wird man sehr wohl Zeuge von mehreren 6-Saiter-Soli. Neben Wood ist noch der Bon Jovi-Mann Richie Sambora am Werke. Klasse Diddley-Rock'n'Roll zum Abschluss der CD.
Natürlich spielte der Blues immer eine wichtige Rolle in der Musik von Bo. "A Man Amongst Men" hatten wir schon und in diese sehr 12-Takter-orientierte Richtung gehen noch "Can I Walk You Home" als auch "That Mule", der den Slow-Blues aufleben lässt. Tolles Piano von Johnnie Johnson und man muss die Qualität eines Arnold nicht mehr besonders hervorheben. Anfänglich vermisste Soli gibt es in diesem Prachtstück… von Diddley persönlich und dem Harp-Spieler.
Etwas ungewöhnlich ist das vorherige "Coatimundi". Der Rhythmus basiert auf dem Reggae und es macht ausgerechnet Jimmy Vaughan mit.
Da kommt der Rhythm & Blues der fünften Nummer schon wesentlich besser an. Vaughan spielt hier die Hauptrolle, denn Diddley gönnt seiner Rechteckigen eine Pause und konzentiert sich auf das Singen.
"Kids Don't Do It" sollte besonders erwähnt werden, denn es wird Funk mit Rap gepaart. Der Enkel des Protagonisten, Reese Mitchell schlüpft in die Rolle von 'Philosopher G' und das Stück ist eine Kampf-Ansage gegen die Drogen. Hier steht sein Tour-Gitarrist mit dem Wah Wah-Pedal parat, um den Track auf Trapp zu halten. Diese Nummer kann viel eher punkten, als der Reggae-Ausflug.
Bo Diddley hat mit "A Man Amongst Men" eine tolle Platte zusammengestellt und sie ist ein weiteres Beispiel für die vielen Qualitäten, die den am 02.06.2008 in Florida verstorbenen Musiker ausmachten.
Line-up:
Bo Diddley (vocals, guitar)
Keith Richards (guitar - #1)
Richie Sambora (guitar - #2, 10)
Ron Wood (slide guitar - #3, 6, 10)
Jimmie Vaughan (guitar - #5)
Nunzio Signore (guitar)
John Rosenberg (guitar - #1, 8)
Johnny Johnson (piano - #2, 6, 8)
Margo Lewis (Hammomnd B3 - #8)
Dave Keyes (Hammond B3 - #1, 7, 10, piano - #5, 7)
Billy Boy Arnold (harmonica - #3, 6, 8)
Jerry Portnoy (harmonica - #4)
Dave Bronze (bass - #4)
Debby Hastings (bass)
Tom Major (drums)
Wayne Q. Sheehy (drums - #4)
Mike Vernon (maracas, tambourine, pans, bass drum, woodblock, calves)
Johnny 'Guitar' Watson (speech - #1, vocoder - #4)
Philosopher G (Reese Mitchell) (vocals - #9)
The Shirelles (backing vocals - #1, 3, 10)
Tracklist
01:Bo Diddley Is Crazy (4:49)
02:Can I Walk You Home (5:19)
03:Hey Baby (4:49)
04:I Can't Stand It (5:18)
05:He's Got A Key (3:58)
06:A Man Amongst Men (3:59)
07:Coatimundi (5:17)
08:That Mule (6:23)
09:Kids Don't Do It (7:00)
10:Oops! Bo Diddley (7:20)
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