Robert Zimmerman alias Bob Dylan ist als Mensch ein Mysterium. Ist er immer gewesen und wird er immer bleiben. Und wenn man ihn bezüglich eines Interviews (im Fernsehen oder in einem Musikmagazin) vor die Augen bekommt, ist man von seinen Aussagen und seinem Auftreten hinterher meist verwirrter, als man es davor sowieso schon war.
Ich kann mich noch lebhaft erinnern, im TV in den frühen 90ern eine Sendung gesehen zu haben, in der Dylan einen großen Preis für Ich-weiß-nicht-mehr-was verliehen bekam. Es war an der Zeit für seine kurze Dankesrede und His Bobness sagte: »Wisst ihr, mein Vater hat mal gesagt...« - Pause - er starrte auf seinen goldenen Pokal...immer noch Pause, während er seinen Blick nicht von seinem neuen Preis lösen kann, und dabei wirkte, als würde er sich gerade auf einem anderen Stern befinden...die Pause wird unerträglich lange, bis er schließlich kundgibt: »...ach, er hat so viele Sachen gesagt!«, sich auf dem Absatz rumdreht und die Bühne unter tosendem Applaus verlässt.
"In eigenen Worten" versucht nun mit - nicht mehr, aber auch nicht weniger - reinen Dylan-Zitaten zu jeweils in Kapitel gegliederte Themen etwas Licht auf die Person Bob Dylan, bzw. Robert Zimmerman zu werfen. Was teilweise auch gut gelingt. Naja, teilweise. Manchmal (speziell zu den Themen Religion und der jeweils aktuellen und modernen Musik) ist Bob sehr klar in seinen Aussagen, bei anderen Themen widerspricht er sich zur gleichen Sache in Interviews, die im gleichen Kalenderjahr stattfanden, selbst.
Bei mir enstand auf jeden Fall der Eindruck, dass Dylan immer versucht hat, den Zimmerman in sich zu beschützen und die Öffentlichkeit so wenig wie möglich über die Privatperson wissen zu lassen. Aber es bleibt auch nicht verborgen, dass er definitiv ein komplizierter und (so ist zumindest meine Auffassung) auch sehr launischer Charakter ist.
Das Buch ist sehr kurzweilig, klar und übersichtlich mit jeweiligen Dylan-Statements zu seinen frühen Tagen, seiner eigentlichen Botschaft, seinem Songwriting, fast allen Alben (bis einschließlich "Time Out Of Mind"), seinen Filmen, Büchern, Bildern, dem Aufnahmeprozess im Studio, Religion, dem Rock'n'Roll-Leben an sich und einigem mehr gegliedert.
Belustigend, wie er (speziell in den frühen bis Mitt-Sechzigern) die Fragesteller auf die Schippe nimmt und sie während des Dialoges quasi 'in der Pfeife raucht'. Verwirrend manche anderen Interviewschnipsel, bei denen er Sätze anfängt, vollkommen den Faden verliert und plötzlich mit völlig neuem Ansatz wieder von vorne anfängt.
Beim Lesen dieses Buches taucht man unweigerlich in den Dylan-Kosmos ein und
kommt der eigentlichen Person etwas näher. Trotzdem bleiben viele Fragezeichen! Aber mal ehrlich: Würde es nicht langweilig werden, wenn wir auf einmal das Gesamtwerk dieser Legende vollkommen verstehen würden? Wo würde die Magie bleiben, die die Songs so mysteriös oder surreal erscheinen lassen?
Unterhaltsam, teilweise witzig, teilweise verwirrend und teilweise beim Lesen mit 'Aha-Erlebnis' versehen. Ich find's klasse!
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