Einen Bob Dylan an dieser Stelle noch einmal vorzustellen und auf seinen Lebenslauf einzugehen, kann ich mir hier wohl sparen, da diese Fakten bereits zur Genüge in den verschiedenen Medien ausgiebig erläutert wurden und deshalb jedem halbwegs an Musik Interessierten hinreichend bekannt sein dürften. Konzentrieren wir uns also mal nur auf den Zeitabschnitt, der durch diese neue Doppel-CD abgedeckt wird, nämlich die Jahre von 1989 bis 2006.
Nachdem der Großteil der achtziger Jahre in musikalischer Hinsicht keine Sternstunde für Dylan darstellte, veröffentlichte er 1989 mit "Oh, Mercy" sein bestes Album seit mindestens "Street Legal" (1978) und brachte sich damit in beeindruckender Weise wieder in die Erinnerung derer zurück, die ihn schon eine ganze Weile abgeschrieben hatten und ihn als einen 'Has Been' betrachteten. Die starken Songs und die herunter gestrippte Produktion ließen die etwas verwässerten Vorgängerwerke fast wieder vergessen.
Nach dem enttäuschenden Nachfolger "Under The Red Sky" (1990) und zwei weiteren, lediglich durch Akustik-Gitarre und Gesang eingespielten, 'Back-To-The-Roots'-Alben gelang dem Meister dann mit "Time Out Of Mind" (1997) ein grandioses 'Spätwerk', bevor er die nur unwesentlich schwächeren "Love & Theft" (2001) und "Modern Times" (2006) folgen ließ. Nachdem sich die "Bootleg Series Vol. 4 - 6" als Konzertmitschnitte präsentierten, wurde beim vorliegenden Teil Numero 8 wieder (größtenteils) auf Studioaufnahmen zurückgegriffen.
Konzentriert hat man sich dabei (in nicht-chronologischer Song-Reihenfolge) vor allem auf die beiden bereits erwähnten Ausnahme-Scheiben "Oh, Mercy" und "Time Out Of Mind" (1997), deren Tracks alleine eine komplette CD dieses Twoofers füllen. Während "World Gone Wrong" mit einem und "Modern Times" zumindest mit zwei Songs vertreten sind, wurde die "Love & Theft"-Phase ganz außen vorgelassen ("Mississippi" erschien zwar auf diesem Album, aber die hier enthaltenen Versionen stammen von den Aufnahme-Sessions zu "Time Out Of Mind").
Ergänzt und abgerundet wird das Ganze schließlich mit seltenen Live-Stücken und Songs, die der Meister für Film-Soundtracks aufgenommen und veröffentlicht hat. Was übrigens ein Segen ist, denn welcher Anhänger (außer den beinharten Dylanologen) kauft sich schon eine Soundtrack-CD für teures Geld, auf der gerade mal ein einziger Song von Mister Zimmerman vertreten ist?
Song-Überschneidungen finden zweimal statt, nämlich bei den Titeln "Mississippi" und "Dignity". Was aber gar nichts macht, da die Versionen jeweils sehr anders als die auf den Alben erschienenen sind, und man spannender Weise so auch verschiedene Entwicklungs-Stufen mitverfolgen kann.
Die Zusammenstellung dieses Doppeldeckers kann man, selbst wenn man fast alle Songs bereits kennt, als durchaus gelungen bezeichnen. Irgendwie hat man das Gefühl, ein Stückchen näher an das Phänomen Dylan heranzukommen, vermitteln die Tracks in ihren frühen bzw. mittleren Entwicklungsstufen doch zwangsweise auch ein intimeres Feeling, als die 'fertigen', die dann auf den Original-Alben erschienen.
Von den Live-Stücken können (mir) besonders der "Cocaine Blues" und "The Girl On The Greenbriar Shore" gefallen, während auch die Soundtrack-Titel absolut ihr hohes Reiz- und Qualitätslevel haben. Die alles entscheidende Frage lautet schließlich: Braucht man dieses Album tatsächlich, wenn man die (meisten) Songs bereits zu Hause im Schrank stehen hat? Meine Antwort ist ein klares 'JA'! Dabei ist "Tell Tale Signs" bei Weitem nicht nur für die Fans des Altmeisters interessant, sondern kann durchaus auch als Einsteiger-Album empfohlen werden.
Für dieses Review lag mir die Doppel-CD des Albums vor, von dem es aber auch noch eine Version gibt, die gar drei Silberlinge enthält. Sicherlich auch eine Frage der Finanzen, wie man sich entscheiden möchte. Aus musikalischer Sicht, ohne hier zu viel verraten und die Spannung rausnehmen zu wollen, kann ich "Tell Tale Signs" auf jeden Fall wärmstens empfehlen.
Tracklist |
CD 1:
01:Mississippi
02: Most Of The Time
03:Dignity
04:Someday Baby
05:Red River Shore
06:Tell Ol' Bill
07:Born In Time
08:Can't Wait
09:Everything Is Broken
10:Dreamin' Of You
11:Huck's Tune
12:Marchin' To The City
13:High Water (For Charley Patton)
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CD 2:
01:Mississippi
02:32-20 Blues
03:Series Of Dreams
04:God Knows
05:Can't Escape From You
06:Dignity
07:Ring Them Bells
08:Cocaine Blues
09:Ain't Talkin'
10:The Girl On The Greenbriar Shore
11:Lonesome Day Blues
12:Miss The Mississippi
13:Lonesome River (With Ralph Stanley)
14:'Cross The Green Mountain
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Externe Links:
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