Champion Jack Dupree wurde als William Thomas am 23. Oktober 1910 in New Orleans geboren, (als Geburtsdatum werden in verschiedenen Quellen aber auch der 4., 10. oder 23.7. bzw. die Jahre 1908, 1909 oder 1910 genannt) und verbrachte den größten Teil seiner Kindheit in einem Waisenhaus, nachdem seine Eltern bei einem Feuer ums Leben gekommen waren. Bluesspielen und -singen erlernte er bei dem Barrelhouse-Pianisten Willie "Drive 'Em Down" Hall. 1930 siedelte er nach Chicago und wenig später nach Detroit über.
Im Jahr 1935 wurde er Boxer und absolvierte in seiner Laufbahn 107 Kämpfe. Der Sport führte Dupree bis nach Indianapolis, wo ihm ein besonders intensiver Knock Out jedoch jegliche Freude an dieser Art Körperertüchtigung verleidete. Seitdem widmete er sich immer intensiver der Musik und spielte zeitweise auch zusammen mit seinem großen Idol, dem Gitarristen Leroy Carr, zusammen in einer Band.
Nach zwei Jahren in japanischer Kriegsgefangenschaft nahm er für diverse Plattenfirmen zahlreiche Alben in New York auf und verzeichnete 1955 mit "Walking The Blues" sogar einen Hit im Rhythm & Blues Bereich.
Im Jahr 1959 verabschiedete sich Champion Jack Dupree endgültig von seiner amerikanischen Heimat und begann eine erfolgreiche Karriere in Europa. Sein Weg führte ihn zunächst nach England und dann, in den 70er Jahren, auch nach Hannover, wo er bis zu seinem Tod am 21. Januar 1992 lebte.
Als der 'British Blues Boom' in voller Blüte stand, nahm das englische Blue Horizon Label den Champion unter Vertrag, und so entstanden unter der Leitung von Mike Vernon die beiden Alben "When You Feel The Feeling You Was Feeling" und "Scooby Dooby Doo", die natürlich beide auf dieser Doppel CD enthalten sind. Des weiteren gibt es noch sechs bisher unveröffentlichte Songs aus den Sessions des ersten Albums zu hören, die es nicht auf die LP geschafft hatten.
Die Aufnahmen zu dem Longplayer fanden am 22. April 1968 in den Londoner CBS Studios statt und erlebten etliche Songs, die Champion Jack Dupree allein an Piano und Mikrofon einspielte. Bei "Yellow Pocahontas" übernahm er auch gleich noch die Schlagzeugarbeit mit einem hörenswerten Solo. Aber auch die Begleitmusiker für die Stücke in größerer Besetzung konnten sich wahrhaft sehen bzw. hören lassen. So bedienten Christopher Turner und der leider viel zu früh verstorbene Duster Bennett das 'Mississippi Saxophone', an der Gitarre lösten sich Paul Kossoff ( Free) und Stan Webb ( Chicken Shack) ab, und die Rhythmusgruppe bestand aus Stuart Brooks am Bass und Simon Kirke ( Free, Bad Company) am Schlagzeug.
So erzählt Champion Jack Dupree, mal ganz ruhig, mal etwas schwungvoller, zahlreiche Anekdoten aus seinem Leben. Gleichzeitig betätigt er sich auch als perfekter Entertainer, denn immer wieder gibt es persönliche Einleitungen zu den einzelnen Songs. Im Duett mit Christopher Turner, der hier eine tolle Harmonika spielt, erinnert sich Jack in "Street Walking Woman" an eine längst verflossene Affäre. "Income Tax" ist mein Anspieltipp von dieser CD. Bei diesem schwermütigen Slow-Blues kommen Duster Bennett und Paul Kossoff nacheinander zu Soloeinsätzen und beweisen hier reines Bluesfeeling.
Die zweite CD enthält das Album "Scooby Dooby Doo" sowie sechs Live-Titel, aufgenommen im Hotel The Angel, Godalming, Surrey, am 1. Juni 1969. Leider konnte nicht mehr festgestellt werden, wer Champion Jack Dupree hier an Bassgitarre und Schlagwerk begleitete. Trotzdem sind diese Mitschnitte unersetzlich, geben sie doch die ganz gelöste und gute Stimmung während eines Dupree Konzertes wieder, für die der Amerikaner Zeit seines Lebens bekannt war.
Die vierzehn Songs des zweiten Albums wurden wieder bei CBS in der New Bond Street aufgenommen. Auch jetzt waren die Studiomusiker aller erste Sahne. Diesmal wirkten so bekannte Leute wie Gary Thain (Bass, ex- Uriah Heep), Aynsley Dunbar und Keef Hartley (Drums) sowie Mick Taylor (Gitarre, ex- Rolling Stones) mit. Außerdem erweiterte man die Besetzung noch um eine ganze Galerie an Bläsern, wobei neben dem Saxophon auch noch Trompete und Flügelhorn zum Einsatz kamen.
Durch diese Tatsache wurde natürlich ein sehr komplexer und dichter Sound erzielt, der aber für meinen Geschmack etwas zu überladen wirkt. Durch diese Bigband-Instrumentierung wird zu viel von der Stimme und dem vorzüglichen Piano-Spiel der Hauptperson abgelenkt. Aber das ist, wie gesagt, nur meine ganz persönliche Meinung.
Diese Doppel CD ist nicht nur durch ihren perfekten Sound ein Schmuckstück in Sachen Champion Jack Dupree. Sie bietet auch einen hervorragenden Rückblick auf seine Musik in dieser Zeit am Ende der Sechziger Jahre. Dieser große Bluesmann, der es als Einziger schaffte, jeweils mehr als zwanzig Jahre lang, sowohl in Amerika als auch danach in Europa zur Spitze der Bluesmusik zu gehören, hat diese Würdigung auch vollauf verdient.
Spielzeit: CD 1: 76:13 Minuten, CD 2: 75:33 Minuten, Medium: CD, Sony BMG Music, 2005, Blues
CD 1:
1:See My Milk Cow (4:32) 2:Mr. Dupree Blues (5:33) 3:Yellow Pocahontas (4:11) 4:Gutbucket Blues/Ugly Woman (4:36)
5:Street Walking Woman (4:34) 6:Income Tax (4:48) 7:Roll On (4:18) 8:I've Been Mistreated (5:28)
9:A Racehorse Called Mae (2:40) 10:My Home's In Hell (4:53) 11:How I'm Doing It (2:47) 12:I Haven't Done No One No Harm (2:38)
13:Street Walking Woman (Alternate Version (5:18) 14:Big Fat Woman (4:47) 15:Whiskey,Look What You Done To Me (5:04) 16:Going Down To Blue Horizon (4:53)
17:Juke Box Jump (2:05) 18:Black Cat Shuffle (2:24)
CD 2:
1:I Want To Be A Hippy (4:28) 2:Grandma (3:15) 3:Puff Puff (2:07) 4:Blues Before Sunshine (3:18)
5:I'll Try (4:23) 6:Going Back To Louisiana (3:08) 7:Ain't That A Shame (3:31) 8:Stumbling Block (2:24)
9:Old And Grey (4:31) 10:Who Threw The Whiskey In The Well (2:18) 11:Postman Blues (3:11) 12:Lawdy Lawdy (2:37)
13:Kansas City (2:03) 14:Ba' La Fouche (2:20) 15: Rub A Little Boogie (3:18) 16:Black And White Blues (9:06)
17:Drinkin' Wine Spo-Dee-O-Dee (5:01) 18:The Sheik Of Araby (4:58) 19:You Make Me Feel Alright (4:05) 20:Do The Boogie Woogie (5:09)
Jürgen Bauerochse, 07.08.2006
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