Chris Duarte Group / Blue Velocity
Blue Velocity Spielzeit: 74:07
Medium: CD
Label: Provogue Records, 2007
Stil: Blues Rock

Review vom 19.08.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Hat sich Chris Duarte doch glatt 4 Jahre Zeit gelassen, um sein neues Album auf den Markt zu schmeißen. Durchhänger gab es bezüglich der ersten vier Platten nicht.
Also ab in den Player und was ist das? Bevor die Starttaste gedrückt wird, erscheint die Spielzeit von "Blue Velocity". Hammer! 74 Minuten! Wo lässt er die? Vielleicht nach dem letzten Lied 10 Minuten Pause und ein Hidden Track? Nö, ist nicht. Die Einzelzeiten der Songs zeigen letztendlich, dass Chris Duarte kaum in der Lage ist, sich kurz zu fassen. Hinzugefügt werden muss noch folgendes: Wer Chris Duarte sagt, meint gleichzeitig auch 'guitar, please!'.
Aus der tiefsten Sole beginnt Dustin Sargents Bass schwer zu pumpen und Damien Lewis spielt die obere Lage seines Drumkit, sprich Becken. Duarte lässt seine Gitarre heulen. Er leistet sich den Luxus die Rhythmusgitarre via Overdubbing zu servieren. Erlaubt ist, was gefällt! Dann kommen wir zum Solo: Überirdisch, was er im Opener "Amy Lee" abliefert. Dazu trommelt der Schlagzeuger die gesamten 6 ½ Minuten einen stoischen Beat. Wo soll das denn hinführen?
Der 1963 in San Antonio, Texas geborene Musiker hat den Blues wohl mit der Muttermilch verabreicht bekommen. Mit 16 zog er nach Austin und er begann, ernsthaft Gitarre zu spielen.
Duarte steht mittlerweile über den Dingen, er kann sich alles erlauben und macht etwas daraus. Wenn er mit seiner Gitarre loslegt, spielen sich andere Knoten in die Finger oder bekommen feuchte Handinnenflächen und geben verzweifelt auf.
"Do It Again" shuffelt herrlich dahin und man darf gewiss sein, dass Duarte auch ein sauguter Sänger ist. Obendrein überzeugt er auch noch als klasse Songwriter. Der Songtitel ist Programm, weil man jetzt schon getrost die Repeattaste benutzen kann.
Mit "Hard Mind" nimmt das Trio die Luft etwas raus und zeigt in über 7 Minuten, was es heißt, einen Groove-Blues zu spielen. Die Rhythmusabteilung leistet ganze Arbeit.
Hervorragend, wie man den Sound von "Blue Velocity" hinbekommen hat. Wenn Duarte soliert, bleiben auch Bass und Drums gut im Gesamtgefüge hängen. Ja verdammt, will denn dieser Groove nie enden? Mehr davon, bitte.
Zunächst mal nicht, weil jetzt dieses Überding mit dem Namen "Something Wicked" folgt. Ein Slow Blues-Epos in 13 Minuten! Ein gitarristisches Wechselbad der Emotionen, laut schreiend beginnt das Werk um nach zirka 2 Minuten sozusagen in sich zusammenzufallen. Filigran, leise und mit einem grandios singenden Duarte geht es weiter und sein Solo will kein Ende nehmen. Er hat uns mit der Gitarre viel zu erzählen. Wir sind bei 8 Minuten ja erst mittendrin, wenn der Texaner den Blues wieder singt. Aber letztendlich ist es der 6-Saiter, welcher hier dominiert. Aus dem, was uns da an die Lauscher kommt, machen andere drei oder vier Songs und der Track ist stellenweise gleich zu setzen mit der Entdeckung der Langsamkeit im Duarte-Stil.
Was wird uns denn noch geboten? Da braucht der Mittvierziger nur ein wenig in seinem musikalischen Koffer zu kramen und holt mit "I'll Never Know" einen staubtrockenen Blues Rocker hervor, der mit einem herrlich schwebenden Mittelteil gewürzt ist, bevor es dann wieder richtig abgeht.
Um "Sun Prairie Blues" (9:20 Minuten) zu beschreiben, kann man es sich, aber auf hohem Niveau einfach machen, wenn jetzt nur ein Name genannt wird: Walter Trout.
Was sich hinter "Never Gonna Change" versteckt ist bester Boogie-Blues, so wie ihn ZZ Top zu ihren besten Zeit gespielt haben.
Nach "I'll Never Know" covert Duarte dann mit "Out In The Rain" einen weiteren Savoy Truffle-Song, geschrieben von Toshihiro Sumitomo. Selbstredend ist auch "Out In The Rain" ein krachender Blues Rock feinster Güte.
Wie bereits erwähnt, steht Chris Duarte über den Dingen. Wenn ihm danach ist, spielt er den Hendrix mit eigenen Komponenten, wie in "R U 4 Real?".
In nur gut 3 Minuten verabschiedet sich Chris Duarte mit einem knackig rockenden "Met My Match" und zeigt uns, wie man eine Riff-Gitarre spielt.
Richtig gut gelungen ist dem Texaner sein "Blue Velocity" und das Warten hat sich echt gelohnt. Kaufempfehlung!
Line-up:
Chris Duarte (guitars, vocals)
Damien Lewis (drums)
Dustin Sargent (bass)
Tracklist
01:Amy Lee (6:26)
02:Do It Again (4:46)
03:Hard Mind (7:19)
04:Something Wicked (13:03)
05:I'll Never Know (5:16)
06:Sun Prairie Blues (9:20)
07:Never Gonna Change (4:46)
08:R U 4 Real? (8:54)
09:Out In The Rain (4:25)
10:Leave Her Be (6:29)
11:Met My Match (3:16)
Externe Links: