Dänische Cowboys
Alle Jahre wieder habe auch ich die Ehre, an dieser Stelle einen alten Klassiker aus meinem Privatarchiv rauszukramen und den Lesern von RockTimes vorzustellen.
Dieses Jahr habe ich mir das Major-Debüt der dänischen Rockband D.A.D. herausgesucht. Ursprünglich nannte sich die Band bei Ihrer Gründung Disneyland After Dark. Später verbot aber der Disney-Konzern den Namen und so firmierten die Dänen in D.A.D. um.
Die ersten beiden Scheiben aus den Jahren 1986 und 1987 klangen noch etwas unbeholfen , aber spätestens mit der dritten, hier vorliegenden Platte, die auch gleichzeitig ihr Debüt bei Warner Brothers war, wurde die Band auch über die Grenzen von Dänemark hinaus bekannt. Hatte man sich zunächst dem selbsternannten Stil 'Cowpunk' (wie die alten Nummer "Counting The Cattle" beispielsweise wunderbar verdeutlicht) verschrieben, so hatte man auf "No Fuel Left..." einen kompositorischen Quantensprung vollbracht und eine sehr ausgereifte und abwechslungsreiche Scheibe produziert.
Ist denn der Hit auch da drauf?
D.A.D. hatten bisher nur einen großen Hit, den sicher die Meisten kennen: "Sleeping My Day Away" war damals der Durchbruchsong und der ist auf dieser Platte auch enthalten. Daneben gibt es aber noch mindesten fünf weitere Oberknaller auf dieser CD, die keinen einzigen Ausfall verzeichnet und auf durchweg hohem Niveau ist.
Drei Dinge heben diese Scheibe von anderen ab: Das wären zum einen die tollen Melodien, die auch nach 20 Jahren immer noch begeistern und fesseln. Zusätzlich ist es auch der raue Gesang von Frontmann Jesper Binzer und nicht zuletzt der wirklich einzigartige Gitarrensound vom Bruder Jakob Binzer, der es schafft, ohne überragendes technisches Können, aber dafür mit unheimlich viel Feeling einen einzigartigen Gitarrensound zu kreieren.
6 aus 12
Sechs der insgesamt 12 Songs dieser Scheibe möchte ich hier kurz etwas näher vorstellen:
Track 1: "Sleeping My Day Away"
Wie bereits erwähnt, handelt es ich hier um die D.A.D-Referenznummer schlechthin. Eine geniale Melodie mit einem Jahrhundertriff. Sollte man kennen.
Track 2: "Jihad"
Lange vor 09/11 machten D.A.D. sich schon mit dieser zynischen Nummer Gedanken zum Thema 'Heiliger Krieg'. Toller Song, der ebenfalls auch heute noch begeistern kann
Track 3: "Point Of View"
Wieder eines dieser Stücke mit einer Hookline von einem anderen Stern. Ein entspannter Song, der durch Jakobs Gitarrensound mit viel Hall (Surf-Sound) seine besondere Note erhält.
Track 4: "Rim Of Hell"
Schleppende Nummer mit tollem Mitgröhl-Refrain, die auch heute live noch bestens ankommt.
Track 7: "Girl Nation"
Meine Lieblingssong von D.A.D. und damals die zweite Singleauskopplung. Poppiger Rocksong mit erneut einer Ohrwurmmelodie und einem lustigen Text zum Thema 'Frauen unterdrücken Männer'. Sehenswert auch der Comic-Videoclip, der damals produziert wurde.
Track 8: "Lords Of The Atlas"
Noch ein kleiner Hit mit tollem Chorgesang und Killermelodie.
Wie ging es weiter?
Leider war "No Fuel Left..." damals sowohl der kreative als auch kommerzielle Höhepunkt für die Band. Das nachfolgende Album "Riskin' It All" aus dem Jahre 1991 ist aber meiner Meinung nach fast genau so genial und uneingeschränkt empfehlenswert. Danach ging es leider etwas abwärts. Der Grunge kam und D.A.D. veröffentlichten in den 90ern noch einige sehr stark Grunge-beeinflusste Alben, die alle untergingen. Erst der letzte Output aus dem Jahre 2008, "Monster Philosophy", konnte die Fans der ersten Stunde wieder etwas zufrieden stellen.
Am besten sind D.A.D. aber live. Ich hatte das Vergnügen, die Band zweimal live zu sehen (1995 bei "Rock am Ring" und 2009 bei Polo rockt
). Gerade das Konzert 2009 bei Polo war der Höhepunkt des Festivaltages und die Band kam nur genial rüber.
"No Fuel Left For The Pilgrims" wird wohl auf ewig DAS D.A.D.-Album überhaupt bleiben, aber das wird den entspannten und sehr sympathischen Dänen egal sein, denn manch eine Band wäre sehr glücklich, wenn sie jemals eine Platte wie diese veröffentlicht hätte.
Line-up:
Jesper Binzer (vocals, guitar)
Jakob Binzer (guitar)
Stig Pedersen (bass)
Peter Lundholm Jensen (drums)
Tracklist |
01:Sleeping My Day Away
02:Jihad
03:Point Of View
04:Rim Of Hell
05:ZCMI
06:True Believer
07:Girl Nation
08:Lords Of The Atlas
09:Overmuch
10:Siamese Twins
11:Wild Talk
12:Ill Will |
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Externe Links:
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