Dalton / Pit Stop
Pit Stop Spielzeit: 42:24
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2014
Stil: AOR

Review vom 02.11.2014


Steve Braun
Immer wieder aufs Neue unfassbar, welche Faszination die AOR-Phase, vornehmlich der Achtziger, auf junge Bands, vorzugsweise aus Schweden, ausübt - muss wohl der Virus sein, von dem u. a. Europe befallen war. Wem "The Final Countdown" oder "Superstitious" seit eh und je gefällt, wer bei When It's Love zum Jump ansetzt oder sich nach wie vor gerne allsamstagabendlich zu den Klängen von Eye Of The Tiger die Nase neu richten lässt, der sollte sich "Pit Stop" von Dalton zulegen - unbedingt!
Was jetzt scheint, als trüge es einen Hauch Spott in sich, ist so schlichtweg nicht gemeint! Eine derart blitzsaubere Produktion von ebensolchen Hochglanzkompositionen hat selbstverständlich ihre volle Daseinsberechtigung, auch weil sie mit Sicherheit eine interessierte Käuferschar finden wird. Jeder soll gefälligst nach seiner eigenen musikalischen Façon glücklich werden...
Mitte der Achtziger gegründet und mit einigem Erfolgt beschieden, löste sich Dalton in den frühen Neunzigern, nach zwei Longplayern und einigen Singles, auf. Die Band - die, nebenbei bemerkt, nicht mit der gleichnamigen dänischen Combo verwechselt werden sollte - teilte damit das Schicksal so mancher AOR-Band, die von neuen Strömungen wie dem Grunge förmlich weggefegt wurde.
Nach fast zwanzig Jahren fanden die Jungs um Drummer Mats Dahlberg, dessen Spitzname 'Dalton' seinerzeit der Band den Namen verliehen hatte, in diesem Frühjahr wieder zusammen, um endlich das seinerzeit begonnene Demomaterial samt neuen Takes einzuspielen. Und tatsächlich: Dalton klingt so, als sei die Zeit für sie 1991 stehengeblieben...
Nahezu jeder Song ein Ohrwurm, das kann man zu "Pit Stop" mit vollem Recht sagen. Eine glänzend aufgelegte, dynamische Band - ein Sänger, der 'es' absolut draufhat und 'bringt'. Wen stört da ernsthaft, dass Dalton nun wirklich - textlich wie instrumental ("TGIF" bringt es auf den Punkt: »Thank god it's friday«) - jedes Poser-Klischee der Achtziger bedient?
Mich persönlich stören dahingehend eigentlich nur die omnipräsenten Synthesizerfanfaren. Da ist es regelrecht erholsam, wenn - wie im saustarken "Ready Or Not" - mal eine echte Hammond ein gurgelndes Solo abfeuert. Die einköpfige, aber multispurige Gitarrenfraktion zieht regelmäßig den strahlend polierten Edelstahl blank. Glutvollere Deluxe-Rocker als "Bad Love" oder "Here We Are" habe ich jedenfalls in diesem Jahr selten gehört. Ebenfalls überragend sind die Melodien, Hooks und Satzgesänge - nicht nur "Up & Down" macht dahingehend richtig Freude.
Die obligatorischen Balladen fallen dagegen zwiespältig aus: "Don't Tell Me Lies" wurde zu aufdringlich mit Kitsch geschminkt - dagegen verfügt "Follow Your Dreams" über deutlich mehr Biss und Zug, selbst wenn auch hier der Schmalztopf nicht weit entfernt steht...
"Pit Stop" entpuppt sich als ein toll produziertes Album, mittig in der Schnittmenge zwischen AOR, Classic- und Melodic Rock platziert. Wer in den Achtzigern musikalisch sozialisiert oder von dieser glorreichen AOR-Dekade zumindest inspiriert wurde, sollte sich auf jeden Fall mal mit Dalton einen 'Boxenstopp' gönnen.
Line-up:
Bo Lindmark (vocals)
Leif Westfahl (guitars)
Ola Lindström (keyboards)
Anders Lindmark (bass)
Mats 'Dalton' Dahlberg (drums)
Tracklist
01:Ready Or Not (3:29)
02:Hey You (3:37)
03:Don't Tell Me Lies (4:29)
04:Follow Your Dreams (4:08)
05:Up & Down (3:53)
06:Bad Love (3:21)
07:One Voice (3:42)
08:Here We Are (4:02)
09:Something For The Pain (2:52)
10:50/50 (4:25)
11:TGIF (4:16)
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