Damn Seagulls - Verdammte Möwen. Cooler Name! Dazu ein weich gezeichnetes Cover und das Ganze serviert in einem schönen Digi-Pack. Ja, Freunde, das Auge hört mit! Aber was steckt da bloß dahinter? Nun, um die Geschichte kurz zu machen: Wir haben es mit einem finnischen Sextett zu tun, das sich im Jahr 1997 in Helsinki gründete und zu Anfang als Ska-Band fungierte. Zwischen damals und heute liegen nun mittlerweile 12 Jahre, stinkende Backstage-Barracken, nicht mehr zählbare Auftritte und somit eine nicht zu unterschätzende Erfahrung.
Der Stil der Band hat sich mit dem jetzt vorliegenden dritten Album "Hunting Season" deutlich von den Anfängen wegbewegt, denn von Ska ist hier keine Spur mehr zu entdecken. Vielmehr ist man heute bei einem starken Rock-Sound mit viel Power, ebenso viel Gefühl, Soul und Blues gelandet, während die Damn Seagulls auch nicht nur den Anflug von Berührungsängsten verspüren, mal den einen oder anderen Pop-Einfluss auszuleben. Und wenn ich eines vorweg nehmen darf, dann, dass sich dieses Album als ein Fass ohne Boden zu entwickeln scheint.
Nach einem kurzen Intro geht die Band mit "Novus Ordo Mundi" (englisch gesungen) gleich in die Vollen. Ein richtig starker, powervoller Song mit kräftigen Gitarren-Riffs, fetter Orgel und zusätzlichen Bläsern versehen, rockt erstmal das Haus. Der Gesang ist ebenso rau wie melodisch und setzt dem mitreißenden Opener die Krone auf. Bereits hier fällt auf, dass sowohl der Sound wie auch die Produktion (Kompliment an die Eigen-Regie der gesamten Band!) warm, voll und sehr gelungen sind.
Mit "Dead Pigeons" und "Libertine" folgt eine Phase, in der uns die Finnen mit poppigen Keyboard-Loops etwas in die Irre führen wollen. Oder wollen sie das gar nicht und fügen ihrem Stilmix einfach nur ein weiteres, belebendes Element hinzu? Denn trotz dieser Loops grooven der Bass und die Drums wie die Tiere, die Gitarren rocken (wenn auch etwas leiser gemischt) und Lauri Eloranta singt sich nach wie vor mit seiner bluesig-souligen Röhre in die erste Reihe vor. Apropos Eloranta: Bei meinen Recherchen zu dieser Band bin ich auf ein Review im Netz gestoßen, das ausführte, dass die Damn Seagulls mit ihrem Frontmann sicherlich nicht den besten Vokalisten Finnlands in den Reihen haben.
Ach, tatsächlich? Solch eine Aussage ist meines Ermessens vollkommener Blödsinn, denn erstens hat Eloranta jede Menge geile Melodien am Start und zweitens macht er diese gerade durch seine keinesfalls perfekte Stimme zu etwas Besonderem und verleiht der Chose jede Menge Charme, Einzigartigkeit und vor allem Feeling. Das flotte "Mad Max" ist der nächste absolute Höhepunkt der Scheibe. Geführt von einer mehr rollenden als rockenden Akustik-Gitarre, raumfüllender, warmer Orgel und erneut powervollem soulig-bluesigem Gesang lässt der Track keine Wünsche offen.
"Gone By The Dawn" ist ein weiteres Beispiel für die Songwriting-Fähigkeiten (alle Tracks wurden von Lauri Eloranta komponiert, während die komplette Band für sämtliche Arrangements verantwortlich zeichnet), die Substanz und Tiefe der Damn Seagulls. Es wirkt nichts aufgesetzt, eigentlich ganz nette Melodien werden instrumentell und gesanglich von Leuten umgesetzt, die ihr Leben leben und denen man ihren Lebensstil anhört. Nicht poliert, sondern echt. Und allein dieser Punkt ist schon mal ein fetter Pluspunkt! Einer, den diese Truppe aber eh nur ganz cool im Vorbeigehen einstreicht, da die Songs und deren Umsetzung bereits alleine für sich sprechen.
"Hunting Season" ist ohne Vorbehalte zu empfehlen, da dieses Album nicht nur bereits beim ersten Anhören gewinnt, sondern auch noch über die Magie verfügt, dass man bei jedem nächsten Durchlauf weitere Geheimnisse entdeckt. Den Abschluss stellt "Sunday 6 AM" dar, das Crosby, Stills, Nash & Young-Chorgesänge mit einem extrem schwermütigen Piano und einmal mehr sehr souligen Lead Vocals vereint. Der grandiose Abschluss einer absolut gelungenen Scheibe.
Neugierig geworden? Hoffentlich! Denn "Hunting Season" wird euch nicht im Stich lassen. Die Damn Seagulls sind definitiv auf der Jagd nach dem heiligen Gral. Und sie sind schon verdammt nahe dran…
Line-up:
Jami Auvinen (guitars, vocals)
Lauri Eloranta (vocals, guitars)
Niko Kangas (saxophone, keyboards)
Kolli Krogerus (drums)
Jani Liuhanen (organ)
Olli Noroviita (bass, vocals)
Tracklist |
01:Lord Of The Flies
02:Novus Ordo Mundi
03:Dead Pigeons
04:Libertine
05:The City Takes Care Of It
06:Mad Max
07:Gone By The Dawn
08:New Breed
09:The Moon Keeps Me Co.
10:Sunday 6 AM
|
|
Externe Links:
|