Die Formation Dark Lunacy ist eine Band der Gegensätze. Melodischer Death Metal auf der einen und Gothic-Verweise auf der anderen Seite, lassen ein musikalisch breites Spektrum erahnen. Das mir vorliegende Opus "The Diarist" ist das vierte Album der Italiener.
Bereits der erste Song verbindet geschickt die beiden Extreme der Band. Eröffnet wird "Aurora" durch einen Kirchenchor, der nach wenigen Sekunden allerdings von beißend verzerrten Gitarren unterbrochen wird. Die Growls von Sänger Mike sowie die stakkatoartigen Riffs von Gitarrist Enomys (der sich übrigens auch für das Piano verantwortlich zeigt) kennzeichnen dieses Stück, welches den Hörer bestens in die Platte einführt.
Dark Lunacy fahren im Folgenden ein von Gothic-Elementen durchzogenes Death-Metal-Brett. Die Songs wirken in ihrer Gesamtheit sehr homogen, ihre Brutalität wird immer wieder durch ruhige Passagen (z.B. Orgeln, Piano, Keyboards, Frauengesang) unterbrochen, die dem Album die nötige Abwechslung verschaffen.
Das Titelstück hebt sich deutlich von der Gesamtheit der Scheibe ab. Von einer zerbrechlichen Piano-Melodie getragen, die Vergleiche zu Blackfield zulässt, zeichnen Soundfetzen (Schreibmaschine, Radiostimmen, Maschinengewehrfeuer, Babyweinen) ein düsteres Bild. Eine sehr innovative Nummer! Das darauf folgende "Snowdrifts" stellt für mich die Quintessenz der Musik Dark Lunacys dar: Wunderschöner Frauengesang hält sich mit den üblichen Growls die Waage und lässt das Stück daher die musikalischen Extreme der Band gekonnt ausloten. Der repräsentativste Song des Albums!
Weitere Highlights: "On Memory's White Sleigh" - ein ruhiges, akustisches Intro mündet in ein Double-Bass-Gewitter, von Frauenstimmen getragen. Daraufhin steigt Mike mit den charakteristischen Growls ein, bevor der Track im Mittelteil wieder sehr ruhig wird (Frauengesang, Piano und Streicher im Stile von Lacrimosa). "Heart Of Leningrad" - ein Death-Metal-Brecher, der besonders durch seine melodischen Gitarrenläufe besticht, welche einen schönen Kontrast zum brutalen Gesang bilden. Gegen Ende des Songs wird das Tempo durch melancholische Keyboard-Teppiche gebremst.
"Prospekt" - ein stimmungsvolles Instrumentalstück, dessen Melodielinien Assoziationen zu alten Horrorfilmen wecken. "Motherland" - vom Stilmix sehr ähnlich wie "Aurora", ist dies eine typische Dark-Lunacy-Nummer. Heftiger Gesang und beißende Gitarren treffen auf Gothic-Einspritzer. Starker Song, der durch seinen getragenen Mittelteil besticht und gar mit orchestralen Elementen aufwartet. "The Farewell Song" - ein trauriges Piano eröffnet dieses Lied, welches sich danach mehr und mehr zu einem beinharten Midtempo-Kracher mausert, der das Album gebührend abschließt und gegen Ende nochmals mit deutlichen Gothic-Verweisen garniert ist.
Fazit: Den Italienern ist mit "The Diarist" ein Rundling ohne wirkliche Ausfälle gelungen. Die dominierenden Death-Metal-Klänge werden durch die mehrfach erwähnten Gothic-Elemente erfreulich aufgelockert und lassen die Platte somit nie langweilig werden. Freunde härterer Gangart sollten unbedingt reinhören, aber auch Gothic-Fans, die mal einen Blick über den Tellerrand werfen möchten, sei dieser Silberling wärmstens ans Herz gelegt!
Tracklist |
01:Aurora
02:Play Dead
03:Pulkovo Meridian
04:The Diarist
05:Snowdrifts
06:Now Is Forever
07:On Memory's White Sleigh
08:Heart Of Leningrad
09:Prospekt
10:Motherland
11:The Farewell Song
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