Multitalent Tuomas Saukkonen ist manchen von uns vielleicht schon bekannt: Er ist der Kopf hinter Before The Dawn. …Nein, falsch - er ist Before The Dawn; und damit die Institution des Dark Metals schlechthin.
Was 'Dark Metal' ist? Eine extrem mies gelaunte Metal-Spielart, die in Sachen Songwriting quasi kurz vor dem Gothic Halt macht und so auch auf weiblichen Gesang, nicht aber auf Growls en masse verzichtet. Was die Melancholie und die depressive Stimmung angeht, legt der Dark Metal noch ein paar Kohlen drauf, tritt dabei aber keineswegs in die gleichen Fettnäpfchen wie die eng verwandten Gothic-Kollegen. Die Unterschiede sind also groß genug, dass eine eigene Genre-Bezeichnung für den Stil her musste, den Tuomas Saukkonen wenn nicht erfunden, dann ganz sicher definiert hat.
Wer Before The Dawn mag, wird Dawn Of Solace lieben, und wer an Before The Dawn, wie ich, Einiges auszusetzen hat, aber einen gewissen Reiz erkennen kann…der wohl auch. Aber warum diese beiden Bands, die sich so ähnlich anhören und hinter denen ein und dieselbe Person steckt?
Die Antwort ist schnell gefunden. Die Songwriting-Sessions für das BTD-Album The Ghost waren so ergiebig, dass Tuomas einen ganzen Haufen Songs hatte, über 30, von denen er sich nicht trennen konnte und wollte. Davon war die eine Hälfte prädestiniert für das geplante Album; einige waren aber etwas langsamer, melodischer und dunkler und hätten auch auf ein zukünftiges Album nicht gepasst. Saukkonen nahm also eine strikte Trennung vor, da er die Vision von seiner Hauptband klar vor Augen hatte und sie nicht ändern wollte. Dawn Of Solace war geboren - und die musikalischen 'Überbleibsel', von Before The Dawn verschmäht, entpuppen sich nun als mitreißendes und hochemotionales Produkt.
Was sind also die Unterschiede? …Dawn Of Solace, man glaubt es kaum, klingt noch düsterer, noch hoffnungsloser, noch dunkler - noch ernsthafter. Es ist, wie oben gesagt, melodischer, was dem Ganzen viel mehr Tiefe verleiht. Es gibt mehr Clean Vocals, was ich generell sehr begrüße, hier aber auch sehr gut funktioniert. Sie klagen einem ihr Leid, ohne auch nur eine Sekunde einen weinerlichen Eindruck zu machen, wie das die Gothic-Vertreter stets so gut können.
Den größten Unterschied neben dem erhöhten Anteil an Clean Vocals machen die Akustikpassagen aus, die für mich die Highlights von "The Darkness" sind. Perfekt gehen sie Hand in Hand mit Tuomas' Gesang und kreieren eine herzzerreißende, dunkle Atmosphäre, in der man sich jedoch nur zu gern aufhält, um sich in der verborgenen, aber umso tieferen Schönheit zu verlieren.
Diese akustischen Momente lassen auch die - immer noch zuhauf vorhandenen - Stürme von Double-Bass, Gitarrengewitter und growlendem Gesang in einem viel erträglicheren, nachvollziehbareren Licht erscheinen und relativieren sie auf die positivste mögliche Art und Weise. In diesem abwechslungsreicheren Kontext ist die Funktion, die sie erfüllen, viel besser ersichtlich, als wenn sie allein ein Album füllen.
Wenn ich das alles so höre, finde ich es direkt schade, dass dies nicht 'Mr. Dawns' Hauptprojekt ist. Aber vielleicht wird nicht nur meine, sondern auch die restliche Reaktion der Szene begeistert sein und wir können künftig mehr von Dawn Of Solace erwarten. "The Darkness" klingt einfach erwachsener und ernstzunehmender, was Saukkonens Konzept perfekt in die Hände spielt und seine maximale Wirkung entfaltet.
Diese Scheibe ist packend und ergreifend wie nicht viele vor ihr. Ein so hohes Maß an Emotion in Musik unterzubringen, dass es den Hörer sofort ansteckt - das ist selten und sorgt für einen hohen Suchtfaktor.
Line-up:
Tuomas Saukkonen (vocals, all instruments)
Lars Eikind (clean vocals)
Jukka Salovaara (backing/screaming vocals, Solo - #3)
Tracklist |
01:Dying Daylight
02:Wings Of Darkness Attached On The Children Of The Light
03:I Was Never There
04:Dead Air
05:I Am Chaos, I Am Destruction
06:Winter Song
07:Wrath Of Gods Amongst Us
08:Avalanche
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