Doomer sind Überzeugungstäter
Gerrit Gerrit gewährte uns einen kleinen Einblick in die Welt des 'echten' Doomers und wir erfuhren, dass Doomer durchgeknallt und immer etwas langsamer sind, als die anderen Metaller. Nun wissen wir auch, warum Dawn Of Winter fünf Jahre brauchten, um ihr neues Album fertigzustellen.


Interview vom 26.02.2009


Jens Groh
RockTimes: Hi Gerrit.
Ich will mal gleich mit der Tür ins Haus fallen: Eure Promo war weder verpiept, noch irgendwie anders zerhackt - im Gegenteil zu euren Label-Mates Wizard. Glaubst du, dass Doom-Bands eher nicht illegal ins Netz gestellt werden, weil sie für den 'Otto-Normal-Banger' sowieso uninteressant sind?
Gerrit: Nun, ich weiß nicht, warum Massacre unsere CD nicht verpiept haben, denke aber auch, dass es bei einer kleinen Band wie uns nicht wirklich Sinn gemacht hätte. Doom-Fans gehören aber sowieso zu den treuesten unter den Metal-Fans und kaufen sich auch üblicherweise eine CD oder LP, wenn sie Ihnen gefällt um die Band zu unterstützen.
Alles wird ja heutzutage ins Netz gestellt. Man kann nur darauf hoffen, dass es genügend Die Hard-Maniacs da draußen gibt, die zwar die Sachen im Netz anchecken, sich dann aber das fertige Album dennoch holen.
RockTimes: Was ich ja in meiner Rezi schon angemerkt hatte ist, dass ihr in eurem Song "The Music Of Despair" die wichtigsten Doom-Bands aufzählt und gleichzeitig damit Reverend Bizarre grüßt. Das fand ich sehr geil, wer von euch hatte denn da die Idee dazu?
Gerrit: Das war meine Idee, da ich schon immer die Texte geschrieben habe bei DOW. Der Hintergedanke des Songs war genau der: Die Bands, die uns beeinflusst haben zu grüßen und Reverend Bizarre dafür zu danken, dass sie uns in Ihrem Song "Goddess Of Doom" mit erwähnt haben. Das hat uns sehr geehrt.
RockTimes: In meiner vorherigen Frage klang ja der Zusammenhalt der Doomer bereits an. Wie siehst du das?
Gerrit: Ich finde auch, dass die Doom-Szene sich durch einen besonderen Zusammenhalt von anderen Metal-Subgenres abgrenzt. Ich habe noch niemanden getroffen, der Doom gehört hat, um sich zu profilieren oder einen auf elitär zu machen. Doomer sind Überzeugungstäter, ob als Musiker oder als Fan. Da gibt es keine Trittbrettfahrer und nur wenige Teilzeitdoomer.
RockTimes: Glaubst du, der Doomer an sich ist ein ganz spezieller Vertreter des Metallers?
Gerrit: Irgendwie schon. Doomer sind meistens noch einen Tick verpeilter und verschrobener als der typische Metaller. Liebenswert, durchgeknallt und nie allzu schnell.
RockTimes: Nun mal zu eurer neuen CD.
Wie von einer echten Doom-Band nicht anders zu erwarten, habt ihr euch mal wieder gehörig Zeit für euer neues Album gelassen. Habt ihr dazu nur neues Material benutzt, oder haben sich da auch ein paar Kellerleichen mit auf den Silberling eingeschlichen?
Gerrit: Wir haben ausschließlich neues Material verbraten, wenn man das noch so nennen kann, nachdem wir zarte fünf Jahre an dem Album gebastelt haben, hehe.
Gerrit und RockTimer Jenss RockTimes: Was auffällt ist, dass es jetzt ein paar echte Mitgröhl-Nummern gibt, wie z.B. "The Oath Of The Witch". Habt ihr das extra für Live-Auftritte geschrieben, oder hat sich das einfach so ergeben?
Gerrit: Wir schreiben gar nix extra für live Auftritte, da wir so gut wie nie live auftreten. Das ist absoluter Zufall. Ich mag halt Sachen, die gleich hängen bleiben und schaue deshalb, dass jeder Song einen vernünftigen Chorus und ein paar nette Hooks enthält.
RockTimes: Zum anderen sind wahre Hymnen wie "Anthem Of Doom" enthalten, die euch in die erste Liga der Doomer platzieren wird. Es fällt auf, dass ihr euer Songwriting doch um einiges verbessert habt. An was liegt's? Probt ihr als DOW mehr als früher? Oder hat es einfach gepasst.
Gerrit: Wir proben sogar noch weniger als früher! Ich denke einfach, dass wir dieses mal erst einen Song als fertig bezeichnet haben, wenn er uns auch allen gefallen hat. Da wurde nichts durchgewunken. "Anthem Of Doom" ist allerdings zum Großteil vom Jörg, er hat auch den Chorus samt Gesangslinie angebracht. Mir ist gerade zu dem Chorus nichts wirklich Gutes eingefallen.
RockTimes: Wie sieht es mit einer Vinylausgabe von "The Peaceful Dead" aus, ist da was geplant? Immerhin gab's ja eure anderen Scheiben auch auf 'ner echten Rille. Es wäre ja schon schön sich auch ein Exemplar davon ins Regal zu stellen.
Gerrit: Oh ja, ich hätte das Ding auch zu gerne auf fettem Vinyl im Gatefold. Wir haben auch die Freigabe von Massacre, das Vinyl woanders zu machen. Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich das Teil selber raus bringen. Irgendwann wird es das Ding sicherlich auf LP geben. Alleine schon, weil auch meine Sammlung sonst nicht komplett wäre.
RockTimes: Ihr habt jetzt schon zweimal auf dem Doom Shall Rise gezockt (beim ersten Mal habt ihr eurem Namen ja alle Ehre gemacht, denn da gab's einen Wintereinbruch par excellence). Wie sieht es aus, werden wir euch noch ein drittes Mal dort auf der Bühne sehen?
Gerrit: Keine Ahnung. Wäre schon möglich. Ist ja bei uns um die Ecke und wir kennen die Veranstalter Jochen und Frank schon ewig. Ich hätte da sicher nichts dagegen, zumal ich eh Stammgast auf dem DSR bin.
RockTimes: Als Besucher wird man euch mit Sicherheit dort sehen, oder? Ist ja quasi ein Heimspiel für dich.
Gerrit: Eben. Ich wohne gerade mal 10 km von dem Venue weg und bringe gern meinen Junior mit.
RockTimes: Jochen und Frank, die Macher des Doom Shall Rise geben sich, wie ich finde, immer besondere Mühe um das Festival jedesmal zu einem der Schönsten der ganzen Saison zu machen. Was denkst du, sollte es so wie es jetzt besteht bleiben, oder sollte es Veränderungen geben? (Ich für meinen Teil meine, es geht nicht besser!)
Gerrit: Das DSR soll genau so bleiben, bis an mein Lebensende. Es ist, zusammen mit dem KIT d-e-r Höhepunkt eines jeden Jahres. Bin auch saufroh, dass es jetzt mit dem DSR wieder weitergeht. Ein Jahr ohne DSR ist kein gutes Jahr. All hail Jochen und Frank!
RockTimes: Wir haben uns 2006 auf dem DSR mal 'ne Zeit lang unterhalten und du meintest, dass das mit deiner Metal-Besessenheit eher schlimmer, als besser wird. Wie sieht es aus, ist es schlimmer geworden? (I-c-h hoffe doch!!!)
Gerrit: Ich würde das inzwischen erweitern auf Musikbesessenheit generell. Ich bin nicht nur auf Metal alleine versessen sondern auch auf 60er oder 70er Rock bzw. Hard Rock. Okkulte Geschichten vorrangig. Musik ist mein ein uns alles. Momentan höre ich z.B. viel Jex Thoth, The Devils Blood, Blood Ceremony. Johnny Cash, Jefferson Airplane, Coven, Black Widow,
Blue Cheer, Absu, Jimi Hendrix, Roky Erickson, Wino, Hammerwitch, EyeHateGod, Mournful Congregation, The Doors... eine bunte Mischung also.
RockTimes: Gut, als Vorletztes noch ein paar Bands, zu denen mich deine Meinung interessiert. Los gehts: Omen
Gerrit: "Battle Cry" ist eine Jahrhundertscheibe. Der neue Sänger, George, ist ein supernetter Typ mit einer Stimme, die J.D. Kimball ebenbürtig ist.
RockTimes: Candlemass
Gerrit: Die ersten beiden Platten sind Evangelien des Doom. Ohne Candlemass und Saint Vitus würde es DOW nicht geben.
RockTimes: Mirror Of Deception
Gerrit: Unsere Brüder seit nahezu Jahrzehnten! Jochen ist das Rückgrat der deutschen Doomszene.
RockTimes: Witchfinder General
Gerrit: Eine meiner absoluten Lieblingsbands. Pure Magie.
RockTimes: Black Sabbath
Gerrit: Die Urväter. So wichtig für den Metal wie Jesus für die Christen.
RockTimes: Majesty
Gerrit: So hießen Dream Theater mal früher. Es gab auch mal ne ganz gute Doom-Band, die so hieß. Weiß jetzt nicht, welche Du meinst. Oder meinst Du Metal Force?
RockTimes: Solstice
Gerrit: Mit Solstice verbindet mich eine ganz lange Freundschaft. "New Dark Age" dürfte eines der unterbewertetsten Götteralben aller Zeiten sein.
RockTimes: Saint Vitus
Gerrit: Mit Scott Reagers das Maß aller Dinge für mich. Mit Wino aber immer noch sehr gut.
RockTimes: Warning
Gerrit: Ebenfalls alte Freunde von mir. "Watching From A Distance" ist ein großartiges Album, welches jeder Doomer besitzen sollte. Sehr, sehr ergreifend.
RockTimes: So, die abschließenden Worte gehören Dir.
Gerrit: Danke für das nette Interview! Wir sehen uns auf dem DSR!
RockTimes: Ich möchte mich auch im Namen von RockTimes herzlich bei Dir bedanken, dass Du dir die Zeit genommen hast, uns Rede und Antwort zu stehen: Ich hoffe man sieht sich beim nächsten Doom Shall Rise. Stay Slow!!!
Gerrit: Aber sicherlich! Wir bleiben langsam. Wir lösen uns erst auf, wenn einer von uns tot umfällt.
On behalf of Dawn Of Winter !
Wir danken Tom von Massacre, der uns das Gespräch mit Gerrit ermöglicht hat.
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