Tatort: Die Niederlande. Das Städtchen Geleen bei Limburg, um genauer zu sein. Tatwaffe: Bisher noch nicht genau geklärt, aber sicher ist, dass es kein Yellow Submarine war. Und dennoch verfrachten uns DeWolff mit ihrem Album "Strange Fruits And Undiscovered Plants" ganz weit in die Vergangenheit zurück. Und zwar so um die 40 Jahre, in eine Zeit, als rockige Tasten-Sounds und Psychedelic die musikalische Landschaft beherrschten. Da kommt der Gedanke »Yo, dude, die kommen ja auch aus Holland!!« dem ein oder anderen vielleicht in den Sinn, aber so einfach wollen wir es uns dann auch nicht machen. Denn das würde diesem Trio, bestehend aus den Brüdern Pablo (Gitarre und Gesang) und Luka Van De Poel (Schlagzeug und Gesang) sowie Robin Piso (Keyboard, Bass und Gesang) dann doch nicht gerecht werden.
Zumindest nicht, wenn dieser Gedanke in Assoziation mit bestimmten Genussmitteln, mit denen man unser Nachbarland immer wieder gerne mal in Verbindung bringt, entstanden ist. Und wenn man beim Recherchieren staunend feststellt, dass die drei Protagonisten gerade mal erst 14, 17 und 18 Jahre auf dem Buckel haben, hofft man erst recht, dass sie mit gewissen Stoffen noch keine Erfahrung gemacht haben. Sehr erfahren klingt dagegen ihre Musik, die mal mitreißend und dann wieder psychedelisch verträumt ist. Dass hier noch viele Vorbilder Pate standen, dürfte kaum verwundern und so tauchen speziell bei den Tasten immer wieder Vergleiche zu Uriah Heep, Atomic Rooster oder auch Deep Purple auf.
Jetzt aber mal rein ins Vergnügen: Eine Sirene, fette Hammond-Akkorde und ein erstaunlich souliger Gesang eröffnen das Debütalbum der Teens, während sich sehr bald ein powervolles Schlagzeug dazu gesellt. Es dauert jedoch nicht sehr lange, bis es zu einem totalen Szenewechsel kommt und die Band ganz tief in eine psychedelische Phase eintaucht, in der man sich bedenkenlos treiben lassen kann. Dieses Wechselspiel wird fortgeführt und zeigt bereits hier ein tolles Händchen für Arrangements. Bei dem insgesamt eher ruhigeren und bluesrockigeren "Medicine" steht die Gitarre deutlich weiter im Vordergrund und auch der Gesang kommt so abgeklärt und cool, dass man wohl nie vermuten würde, dass er von einem jungen Mann stammen könnte, der die 20 erst noch vor sich hat.
Fast noch beeindruckender als die fetzigen Parts ist aber, wie DeWolff es bei den ruhigen, psychedelischen Stücken schaffen, dieses Feeling, diesen Esprit der späten sechziger Jahre so originalgetreu zu reproduzieren. Da spürt man mal den Atem von dem zweiten, gleichnamigen Album von Free im Nacken, dann darfs auch mal ein bisschen in Richtung Hawkwind gehen und nicht zu guter Letzt hat das holländische National-Heiligtum - gemeint sind Golden Earring- natürlich auch seine deutlichen Spuren hinterlassen. Eines der besten Stücke auf diesem Album ist "Wicked Moon", bei dem sich das Keyboard und die Gitarre nahezu bekriegen, während Pablo van de Poel einen tollen Gesang auffährt. Und was sein Bruder Luka da am Schlagzeug anstellt, ist für sein Alter einfach nur sehr beeindruckend.
Ein wunderschönes Piano läutet "Birth Of The Ninth Sun" ein, zu dem sich eine gefühlvolle Gitarre gesellt und uns in den Itchycoo Park mitnimmt. Nicht musikalisch, sondern vom Feeling her. "Red Sparks Of The Morning Dusk": Einmal mehr Lord'sche Tastenteppiche mit explodierenden Gitarren und Drums als direkte Antwort, hier noch durch ein Saxophon angereichert. Die Nummer steigert sich geradezu in einen wilden Jam mit 'abgehobenen' Vocals, bis schließlich doch immer wieder zum Grundschema zurückgefunden wird. Ich sag's euch, Freunde, ich verspreche euch sicher nicht zuviel, wenn ich schreibe, dass es auf dieser Scheibe jede Menge zu entdecken gibt. Ganz zum Schluss dann noch das herrliche "Leather God" und der Spaß ist nach guten 50 Minuten leider schon wieder vorbei. Aber zum Glück gibt es ja 'Repeat'-Tasten.
Man kann es nicht oft genug erwähnen: Speziell wenn man das noch taufrische Alter dieser drei Musiker bedenkt, dann ist es durchaus beachtlich, was auf diesen elf Tracks abgeliefert wurde. Nicht nur von der Einspielung, sondern auch von den Kompositionen, den Arrangements und dieser verblüffenden Abgezocktheit. Und wie die dieses authentische Feeling der damaligen Zeit hinkriegen… ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass da die Plattensammlungen der Eltern von klein auf eine große und tägliche Rolle gespielt haben müssen. Logischerweise ist auf "Strange Fruits And Undiscovered Plants" noch nicht alles Gold, was glänzt, aber ein richtig gutes Classic Rock-Album mit jeder Menge psychedelischen Einflüssen ist es dennoch geworden.
Wenn DeWolff bei der Sache bleiben, ihr Ding durchziehen und sich nicht - von was auch immer - ablenken lassen, dann dürfen wir für die Zukunft ganz sicher noch einiges erwarten.
Line-up:
Pablo Van De Poel (guitars, lead vocals)
Luka Van De Poel (drums & percussion, siren, background vocals)
Robin Piso (Hammond, Rhodes, piano, bass, background, vocals)
Tracklist |
01:Mountain
02:Medicine
03:Don't You Go Up The Sky
04:Desert Night
05:Wicked Moon
06:Birth Of The Ninth Sun
07:Parloscope
08:Fire Fills The Sky
09:Red Sparks Of The Morning Dusk
10:Silver Love Machine
11:Leather God
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