Mal wieder eine weitere Episode aus dem Dauerbrenner 'Geschichten, die das Leben schrieb': Die Band Dead, White And Blue war schon vor einer guten Dekade im Studio, um ihr Debütalbum "Mary Jane" aufzunehmen. Alles war in trockenen Tüchern und die Veröffentlichung stand im Jahr 2001 bereits kurz bevor. Dann schlug allerdings das Schicksal zu und der Bandchef Russell Workman wurde wegen einer angeblich geringen Menge Drogen verhaftet. Geschlagene sechs Jahre verbrachte er dafür im Knast...
Glücklicherweise hat der heute 'saubere' Frontmann seinen Humor aber nicht verloren. In einem Interview meinte er: »Das einzig Gute am Gefängnis ist das Essen! Haaah, kleines Späßchen, hahaha... aber im Ernst, die Jahre dort haben mich stärker gemacht und ich konnte ganz genau planen, was ich tue, wenn ich wieder draußen bin. Außerdem bin ich jetzt clean, was ebenfalls sehr positiv ist!« Workman machte sich schließlich 2012 wieder an die Arbeit und verbrachte nochmal einige Zeit damit, manche Spuren des Originalalbums zu overdubben bzw. manche Tracks etwas zu aktualisieren.
Und Ende 2013 war es dann soweit, dass die im Prinzip über zwölfjährige Scheibe endlich das Licht der Welt erblickte. So passend wie die Faust aufs Auge zu der gerade erzählten Story passen dann auch der Sound und die Songs der Band bzw. ihres Leaders. Da werden keine Gefangenen gemacht, bereits direkt am Anfang schreit sich Russell den aufgelaufenen Frust bzw. fast die Seele aus dem Leib, während zwei stark verzerrte Gitarren mächtig Alarm machen. Es wird durchgängig aufs Gas gedrückt, wobei Dead, White And Blue deutlich näher am Rock als am Metal kratzt.
Mein absoluter Favorit der Scheibe ist der mit einem fast schon unverschämt geilen Refrain ausgestattete Titelsong (der auch als Single ausgekoppelt wurde). Selbstverständlich brennt auch hier die Hütte lichterloh und vielleicht überrascht der extrem melodiöse Chorus gerade deshalb so sehr. Die zweite Single, "Dragonhead", kann da zwar nicht mehr ganz mithalten, ist aber nach wie vor sehr cool und eingängig ausgefallen. Hier wurden die brachialen Gitarrenwände etwas zurückgefahren um Platz für die den Gesang unterstützende Lead-Gitarre zu schaffen.
Der letzte Song, "Burning In Hell", ist eine Abrechnung Russell Workmans mit seiner Vergangenheit. »Man muss nicht erst sterben, um in der Hölle zu sein. Meine Kindheit, die Zeit als Junkie und die anschließenden Jahre im Knast waren meine persönliche Zeit in der Hölle. Und ich kann euch verraten, dass das kein besonders schöner Ort ist...«. All dies ist in dieser Nummer verpackt und so hört sie sich auch an. Trotz ziemlich aggressivem Gesang schafft es der Amerikaner, hier auch jede Menge Feeling (Angst, Unsicherheit, Wut) mit einzubringen, was die Chose dann auch sehr authentisch macht.
Bei "Mary Jane" von Dead, White And Blue ist durchgehend Feuer unter dem Dach. Über eine dreiviertel Stunde lang gibt's hier in Form von insgesamt elf Songs jede Menge Vollbedienung auf die Rübe. Wer diese Sounds über die gesamte Laufzeit am Stück genießen kann, der kann hier eigentlich nichts falsch machen. Ob es das Quartett jemals nach Deutschland für eine Tour schafft, steht natürlich in den Sternen und wird auch von den Verkaufszahlen abhängig sein, aber cool wäre es auf jeden Fall.
RockTimes drückt auf jeden Fall die Daumen, dass die Band mit ihrem Nachfolgewerk deutlich schneller sein wird.
Line-up:
Russell Workman (guitars, lead vocals)
Mykel Sane (bass, background vocals)
Harry McCaleb (guitars, background vocals)
Rich Contadino (drums, background vocals)
Tracklist |
01:Take
02:Mary Jane
03:Dragonhead
04:California
05:God Bomb
06:Hot Wheels
07:Rain
08:Suitcase Punk
09:Soul Thief
10:Let The Dead
11:Burning In Hell
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