Schon mal den Namen Bill Coomes gehört? Oder Jim Diez? Earl Schreyer? Mike Spurgat? Nein? Ich bis vor kurzem auch nicht, aber es wird für jeden Freund der guten Musik allerhöchste Zeit, diese vier Jungs für sich zu entdecken! Haben wir es doch mit den Köchen des Restaurants 'Deadline Friday' zu tun. Und wie ist die Speisekarte in diesem Schuppen so bestückt? Sehr reichhaltig und befriedigend, möchte ich sagen. Die Band aus San Diego liefert auf ihrem zweiten Album eine große Bandbreite an Stilen und Stimmungen ab, ohne jedoch die eigentliche Richtung, bzw. den roten Faden zu verlieren.
Auf dem Menü von "Days Gone" werden unter anderem straighte Rocker, Funkiges, Jazziges, Laidback-Westcoast und auch mal psychedelische Tupfer geboten. Die Einleitung und Strophen zu "Outta Line" bestehen aus Rock-funkigen Schönheiten, die sich wie diese typischen Mitt-70s Songs mit E-Piano- oder Bassläufen anhören, und die dann von einem kraftvollen und effektiven Refrain abgelöst werden, der z.B. auch gut zu den Allman Brothers der letzten Jahre gepasst hätte. Eine sehr starke Eröffnungsnummer, die danach aber von "Broken Man" sogar noch übertroffen wird. Hier geht es in den Strophen erneut sehr angefunkt zu, bis diese in die Bridge und einen höllengeilen Psychedelic-Refrain übergehen. Zwei Songs - zwei Volltreffer!
Aber dann, wenn man gerade so richtig schön im Groove ist, erfolgt eine Drehung um 180 Grad und "I Resign" überrascht mit einer 'Strand-und-Hängemattenleichtigkeit', dass man fast denkt, der Sender hätte sich automatisch verstellt. Westcoast im Stil der späten Sechziger à la Crosby, Stills & Nash. "Get Out" bringt uns dann aber wieder in die Wirklichkeit zurück. Wobei mit Wirklichkeit der kernige Rocksound gemeint ist, der das Album zusammenhält.
Wenn auf "Days Gone" mal von dem erdigen zwei E-Gitarren/Bass/Drums-Sound abgewichen wird, dann stehen sehr gefühlvolle Akustik-Gitarren im Vordergrund. Zwei prächtige Instrumentals gibt es auf dem Dutzend-Song-starken neuen Werk auch zu belauschen. Während "F#U" über die elektrisierende Blues-Rock-Jazz-Mischung der frühen Allman Brothers Band (mit Brother Duane) mit all ihren Stärken verfügt, ist "Stick Figure" ähnlich angesiedelt, wird aber noch mit Elementen mexikanischer Musik bereichert.
Klar erkennbar schwebt auch der Geist von Grateful Dead über diesem Album, wobei wir beim Titelsong, dem Glanzstück, angekommen wären. Während der ersten, relaxten, mit trägem Wüsten-Feeling versehenen Minuten, sehe ich mich vor dem geistigen Auge selbst durch den kalifornischen National-Park 'Joshua Tree' streifen, auf der Suche nach den Spuren des dort nach seinem Ableben verbrannten Gram Parsons, bevor der auflösende und hammerstarke Refrain einen wieder wach werden und aufgrund der Eingängigkeit und tollen Melodie staunen lässt. Danach geht's zurück zum Wüsten-Feeling und weiteren Überraschungen. Alleine dieser Song, der das Herz- und Kernstück des Albums darstellt, ist ein Trip für sich und sein Geld wert.
Ach ja, und dann gibt es auch noch eine sehr akzeptable und durchaus als gelungen zu bezeichnende Coverversion des Rolling Stones-Klassikers "Loving Cup" (vom Album "Exile On Main Street"), die textlich zwar minimal verändert wurde, sich vom musikalischen Arrangement aber sehr nah am Original befindet.
Was bleibt abschließend zu sagen? Deadline Friday sind eine verdammt gute Rockband, die sich ihrer Einflüsse, die späten 60er und die 70er Jahre, und deren Qualität sehr bewusst ist, diese aber, anstatt einfach zu kopieren, in eine eigene Version des neuen Jahrtausends verwandelt hat und gekonnt neue Songs mit dem gleichen Feeling aus dem Hut zaubert.
Der Rezensent ist mehr als angetan und möchte seinen Respekt der Band, aber auch den Scouts von Just For Kicks aussprechen, die hier eine ganz tolle Entdeckung gemacht haben. Der Name Deadline Friday ist leider noch nicht so groß, wie deren Musik. Ich drücke alle Daumen und Zehen, dass es mal so sein wird, denn verdient hätte es das Quartett aus Kalifornien auf alle Fälle.
Wie war das? Viele Köche verderben den Brei? Noooo, Sir, definitiv nicht im Restaurant 'Deadline Friday'!
"Days Gone" ist ein strahlender Gewinner!
Line-up:
Bill Coomes (drums, vocals)
Jim Diez (guitar, vocals)
Earl Schreyer (bass, chapman stick)
Mike Spurgat (guitar, dobro, lap steel, vocals)
Guests:
Jeff Berkley (percussion and lead guitar on #3)
Ben Moore (Hammond B 3 organ and vibes)
John McBride (pedal steel guitar)
Cathryn Beeks (additional vocals)
Tracklist |
01:Outta Line
02:Broken Man
03:I Resign
04:Get Out
05:Spout
06:F#U
07:20 Mules
08:Days Gone
09:Backyard Moon
10:Stick Figure
11:Loving Cup
12:St. Cecilia
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