Deathlike Silence / Saturday Night Evil
Saturday Night Evil Spielzeit: 44:28
Medium: CD
Label: Spinefarm Records, 2009
Stil: Gothic Metal

Review vom 06.03.2009


Boris Theobald
Deathlike Silence - die machen richtig Spaß, und das im wahrsten Sinne des Wortes! Mag man gar nicht glauben, bei dem Bandnamen, ist aber so. Die Finnen aus Turku spielen nach eigenen Angaben 'Gravedigger Metal'. Diese Musikrichtung haben sie selbst erfunden und sie soll ungefähr klingen wie »dark, coloured, melodic, atmospheric metal, spiced with strong horror-romance elements, and performed with the dignity of a gravedigger«. Gebongt?!
Der Rezensent ihres zweiten Studioalbums "Saturday Night Evil" unterstreicht jedes einzelne dieser Wörter und findet die Mucke echt dufte. Deathlike Silence spielen einen extrem eingängigen Goth Metal (hoffentlich darf ich das sagen, ohne dass die Band mir untote Zombies oder so was auf den Pelz schickt). Die Songs sind aus ganz simplen, aber weder stumpfsinnigen noch uncoolen Metal-Riffs gestrickt und werden durch melancholische Klaviermelodien und bombastische Keyboard-Atmos schön schaurig gemacht.
Der Knüller sind aber die majestätischen Melodien und vor allem die Frau, die sie mit inbrünstiger Stimmgewalt intoniert: Ms Maya! Diese Band kann gar nicht nach just einem weiteren Nightwish-Abklatsch klingen, genau so wenig, wie sich Frau Maya nur im entferntesten wie das Gros anderer Sängerinnen in diesem Geschäft anhört. Denn sie hat keine Sopran-, sondern eine tiefere Alt-Stimmlage. Die setzt sie mit einer wuchtigen Kraft und Präsenz ein. Trotz inzwischen zahlreicher Frauenstimmen im Metalbereich fällt mir nur Powerpaket Veronica Freeman von Benedictum als Vergleichsmöglichkeit ein.
Irgendwie erinnert mich der düster-schaurig-kraftvoll-melodische Ausdruck dieses Gesangs an - ja genau, Ronnie James Dio! Wenn Ms Maya also ein Mr Maya wäre... Und siehe da (als ob der Rezensent darauf nicht genau so hinausgewollt hätte...): Auch das Songwriting macht zwischendurch einen auf klassischen Heavy Metal. Tatsächlich hat "Saturday Night Evil" zwei Gesichter. "Trapped In The Night", "Shadows Fall" oder "The Headsman" sind herrlichste Goth Metal-Ohrenputzer mit getragenen, super-atmosphärischen Bombast-Chor-Refrains im schleppenden 'Gravedigger Metal'-Tempo.
Dagegen klingen "And You Cry", "Dagon", und "Burning Flesh", teilweise etwas flotter, wie ein Mix aus Classic Rock und ursprünglichstem Metal: Scorpions, Accept, Whitesnake und… Dio! Vor allem bei "Troops Of Armageddon", wow. Es ist schon toll anzuhören, wie facettenreich die Finnen auf diesem Output agieren. Das Album beginnt mit einem fesselnden Goth-Stück mit traumhaften Chor-Melodien; dann kommt ein dynamischer Rocker mit klassischem Hammond-Gefrickel, dann ein melancholisch angehauchtes Stück Bombast-Ballade usw.
Ein 'ernsthaft' gutes Album - und das, obwohl Deathlike Silence den Spaßfaktor ausdrücklich betonen. Sie spielen mit Gruselmotiven. Schon der Bandname ist ein Zitat aus "Dracula". Gesungen wird über Mädchen, die nachts vor bösen Monstern fliehen und solche Sachen. Auf der Bühne laufen die Bandmitglieder als Totengräber verkleidet rum und haben Spaß dran. Die Band ist ein einziges Gimmick - aber im Gegensatz zu so vielen anderen machen sie erstens tolle Musik dabei und nehmen zweitens sich und ihr Totengräber-Dasein selber ganz köstlich auf die Schippe:
»And it's a long-lasting album, too - when the band's days have ran their course you can still play the album backwards […] and hear the band decomposing!«
Line-up:
Mr Catafalque (guitar)
Mr Cerbeross (guitar)
Ms Maya (vocals)
Mr Ward (bass)
Mr Thomas Lethargy (keyboard)
Tracklist
01:Trapped In The Night
02:And You Cry
03:Who's Gonna Bury Me
04:Dagon
05:Till Death Tears Apart
06:Troops Of Armageddon
07:Shadows Fall
08:The Headsman
09:They'll Eat Us
10:Moonlight Shadow
11:Burning Flesh
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