Deep Purple / Total Abandon Australia '99
Total Abandon Spielzeit: 73:55
Medium: CD
Label: Eagle Records, 2012
Stil: Hardrock

Review vom 02.06.2012


Jochen v. Arnim
Ein Blick auf die Spielzeit wird genügen, um den Haken an der Sache direkt geliefert zu bekommen: Eine Stunde und knapp 15 Minuten reichen nicht aus, ein komplettes Konzert auf CD zu brennen - und wir nehmen einfach mal an, dass den Fans an jenem Dienstag, den 20. April 1999 im australischen Melbourne nicht nur ein Schnelldurchlauf geboten wurde… Jeder Kenner weiß es ohnehin schon, dieses vorliegende Album hat es bereits gegeben, in unterschiedlichen Fassungen und in verschiedenen Regionen, ABER allesamt wohl nicht mehr regulär in den Läden erhältlich und somit wird die Neuauflage an sich doch bestimmt gut ankommen. Kurz mal bei der elektronischen Bucht vorbeigeschaut: Startpreis für das Original liegt bei 58,00 € - noch Fragen?
Ein Griff ins Regal wird genügen, um den Haken an der Sache auch schwarz auf weiß zu sehen: Das Cover ist anders, trotzdem irgendwie ähnlich und mit der Reduzierung der Tracks von fünfzehn auf zwölf schafft man es dann auch, die Chose auf eine einzelne CD zu packen. Aus Gründen der Minimierung der Produktionskosten vielleicht nachvollziehbar, marketingtechnisch (und somit auch wieder marktwirtschaftlich) gesehen, ist das möglicherweise etwas kurzsichtig, aber das soll uns weniger interessieren als die entsprechenden Herrschaften bei Eagle Rock Entertainment Ltd.
Wenngleich ich im Grunde das Live-Erlebins jeder Platte vorziehen würde, so bin ich trotzdem ein großer Freund von Konzerten, die auf Scheibe erhältlich sind, gute Produktionen vorausgesetzt. Von Deep Purple gibt es mittlerweile so viele Veröffentlichungen, darunter auch massig Konzertmitschnitte, dass man ein ganzes Zimmer damit tapezieren könnte. Herausragend sind dem subjektiven Empfinden nach dabei allerdings nur ein paar wenige Longplayer, so u. a. die Mutter aller Live-Alben Made In Japan und dann sicherlich auch noch die "Live At The Olympia '96". Aber auch "Total Abandon…" war (und ist) eine gute Dokumentation eines offensichtlich tollen Konzertes.
Lassen wir mal die Kastration der Originalfassung außen vor, so handelt es sich bei der Ausgabe von 2012 immer noch um ein prima Album. Die Mk VII-Besetzung übertraf sich quasi selbst an Spielfreude und das Publikum wusste das wohl zu würdigen. Irgendwie vermochten alle ihr Leistungsvermögen punktgenau abzurufen und so hat man schon damals sehr gut daran getan, dieses Ereignis für die Nachwelt festzuhalten. Steve Morse schien nach mittlerweile knapp 4 ½ Jahren in der Band angekommen zu sein und man ließ ihm viel Freiraum, sich auf seinen sechs Saiten zu entfalten (leider fehlt in der Neufassung das sehr schöne und fast neunminütige Solo vor "Smoke On The Water"), Jon Lord machte ebenfalls mächtig Dampf auf den Tasten und auch Gillans Organ war in spitzenmäßiger Verfassung (dem Alter entsprechend). Natürlich wurden sämtliche Klischees bedient und kaum einer der alten Renner nicht dargeboten, der Stern des Highways fehlt ebenso wenig wie die Frau aus Tokyo oder die schwarze Nacht. Daneben gibt es erfreulicherweise auch einige Songs jüngeren Datums, bzw. solche, die live eher selten gespielt wurden. Zu den neueren zählt z. B. das gerade mal drei Jahre zuvor erschienene und ganz große "Sometimes I Feel Like Screaming" von der Purpendicular, während "Almost Human" oder "Watching The Sky" der anderen Rubrik entstammen.
Leider ist mit "Perfect Strangers" aber auch einer meiner Lieblingssongs der Band dem Hackebeil zum Opfer gefallen, sowie "Lazy" und der gute alte "Speed King". Die zweihundertfünfunddreißigste Version von "Smoke On The Water" hätte man allerdings vielleicht mal weglassen können, wenngleich das wechselhafte Intro von Steve Morse schon nett ist - trotzdem weiß ich nicht, ob man dafür wertvollen Platz auf der Scheibe verschenken und nicht lieber etwas von den seltener gebrachten Titeln einstellen sollte. Insgesamt bleibt - mal den Kontext der gekappten Wiederveröffentlichung ignorierend - ein nach wie vor klasse Album, das produktionstechnisch einwandfreien Sound und eine Mk VII-Formation in Spitzenverfassung bietet. Vor dem Hintergrund der nicht mehr ganz so freien Verfügbarkeit des Originals kann man schon zuschlagen, als echte Dokumentation für einen beinharten Fan halte ich es jedoch für nur bedingt geeignet.
Line-up:
Ian Gillan (vocals)
Steve Morse (guitar)
Roger Glover (bass)
Jon Lord (keyboards)
Ian Paice (drums)
Tracklist
01:Ted The Mechanic
02:Strange Kind Of Woman
03:Bloodsucker
04:Pictures Of Home
05:Almost Human
06:Woman From Tokyo
07:Watching The Sky
08:Fireball
09:Sometimes I Feel Like Screaming
10:Smoke On The Water
11:Black Night
12:Highway Star
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