Mehrfach pro Woche erreichen uns bandeigene Anfragen für eine Besprechung ihrer fertig gestellten Werke oder wir finden die Scheiben auch gleich ohne vorherige Absprache im Postfach. Das sind Alben, denen man sofort anmerkt, dass da viel Herzblut und Zeit reingesteckt wurde, dass da noch wahre Enthusiasten am werkeln sind. Da gibt es komplette Cover, die oftmals richtige kleine Kunstwerke sind und Booklets, gespickt mit einer Fülle an Informationen, und - es gibt keine mit Störgeräuschen oder Voice-Over 'bestückte' Songs, zerstückelt oder auch ineinander fließend - also alles Dinge, die sich immer mehr Plattenfirmen in der letzten Zeit einfallen lassen, um dem geneigten Rezensenten das Hörvergnügen im wahrsten Sinne des Wortes zu vermiesen.
Da kann einem mehr und mehr der Spaß vergehen.
Eine Unsitte, der wir uns übrigens nicht beugen werden!
Eine dieser bandeigenen Scheiben erreichte mich erst kürzlich von einer Erlanger Formation, die sich uns als Delicate News vorstellt.
»Delicate News is a German Crossover/Metalband from Erlangen formed in December 1988 under the first name Rattlehead […]«.
Im Januar 1991, nach einem Line-up-Wechsel, firmierten sie dann unter dem neuen Namen Delicate News und veröffentlichten auch gleich ihre Fünf-Track-EP "Occurrences Beyond The Bark". Aber das ist noch nicht alles. Die Band war in all den Jahren bis heute nicht untätig, denn weitere Silberlinge sollten das Licht der Musikwelt erblicken. Es folgten noch zwei komplette Alben: "The Mirth In A Dead Man's Yell" (1993) und "Scoff" (1996) sowie eine Vier-Track-EP, ebenfalls 1993.
Die mir vorliegende Scheibe "Flashback" wurde bereits 2001 von der Band in Eigenproduktion eingezimmert und im vergangenen Jahr neu aufgelegt. Das beigefügte Material gibt folgendes kund: »War das zuvor veröffentlichte Songmaterial dem Hardcore/Crossover/Metal zuzuordnen, so bewegt man sich jetzt (auch auf Grund eines Besetzungswechsels am Gesang) mehr im Bereich des Heavy Metal.«
Wohl an, auch wenn ich das ältere Material nicht kenne, ist dieser Wandel nicht der Schlechteste, haben sie sich doch solche Bands wie Metallica, Megadeth oder auch Iron Maiden als Vorbilder auserkoren. Wobei man sich als Hörer nicht unbedingt darauf versteifen sollte.
Die Scheibe ist sehr interessant zusammengestellt, es wechseln langsamere mit schnelleren Stücken, wobei mir persönlich die balladeskeren oftmals besser gefallen. Das heißt aber nun nicht, dass die anderen schlechter sind, im Gegenteil - es rumpelt und kracht, bis in den letzten Winkel der Magengrube.
Man hat auch nicht gerade das Gefühl, dass da stundenlang, bis ins letzte Detail gehend, gefeilt wurde. Aber genau das ist es, was mich an "Flashback" so begeistert. Dazu haut mich die wandelbare Stimme von Vokalist Andreas immer wieder aus den Socken. Der Mann ist ein echter Glücksgriff für die Band.
Schwer beeindruckt hat mich der Titelsong "Flashback". Hier erinnert mich der Sänger stellenweise an den göttlichen Rob Tognoni.
Aber mit "Darkness" hatten die Jungs eine wahre Sternstunde: »Ein Midtempo-Kracher allererster Kajüte« - würde unser Joe jetzt sagen! Hat Andreas beim Refrain das Mikro etwa an James Hetfield übergeben? Keine Ahnung. Breite Gitarrenwände und Solieinsprengsel vom Feinsten zieren das Stück. Ich drücke wieder und wieder die Play-Taste - kann nicht genug davon bekommen. Könnte ruhig länger gehen, schade, schade.
Und die Scheibe sowieso. Knapp 33 Minuten? Das nächste Mal bitte etwas mehr von dem süchtig machenden Zeugs, Jungs.
Ich bin jetzt schon schwer gespannt auf Kommendes.
Delicate News - wieder so eine Band, die leider nur im Verborgenen 'ihr Unwesen treibt'.
Aber jetzt lege ich mir mal wieder den Tognoni auf. Ihr habt mich dazu inspiriert, danke.
Line-up:
Andreas Kolbeck (vocals)
Rainer Ressemann (guitar)
Thomas Siegl (bass)
Peter Zupancic (drums)
Tracklist |
01:Scandal
02:Prepare
03:Come
04:Flashback
05:Decide
06:Prince Kajuku
07:Darkness
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