Der W / III
III Spielzeit: 49:40
Medium: CD
Label: 3R Entertainment, 2012
Stil: Heavy Rock

Review vom 25.03.2013


Moritz Alves
Gerade rechtzeitig zur Deutschland-Tour im April/Mai erscheint nun auch bei RockTimes das Review zum aktuellen Album von Der W. Nicht nur Fans der Böhsen Onkelz wissen, dass hinter diesem Namen der ehemalige Chefdenker und Bassist Stephan Weidner steckt, der nach dem Ende der kontroversen Frankfurter Rockband neue Musiker um sich geschart hat.
Wie der schlichte Titel "III" auf so einfache wie prägnante Weise verdeutlicht, handelt es sich bei der vorliegenden Scheibe um das dritte Der W-Studioalbum. Und es darf an dieser Stelle bereits verraten werden, dass der Gruppe damit ein unglaublich gutes Teil gelungen ist, das von der ersten bis zur letzten Sekunde überzeugen kann.
Der W haben in Form von "III" nämlich ihr bislang organischstes, rockigstes Werk veröffentlicht, das insgesamt durch ein bestechendes Songwriting und Klanggewand zu überzeugen weiß. Die zwölf Songs zeichnen sich durch erstaunliche Qualität und Homogenität aus und machen klar, dass Weidner und Band das heutzutage leider etwas ins Vergessen geratene Albumkonzept glücklicherweise weiterhin erstnehmen.
In musikalischer Hinsicht bewegt sich die Band grundsätzlich im tonnenschweren Midtempo-Bereich. Ihre wüst-wütenden, brachialen Gitarrenriffs bewegen sich durchweg in der Schnittmenge von Heavy- und Stoner Rock. Die Musiker zeichnet ein extrem tightes Zusammenspiel aus. Hier sitzt jeder Ton und Beat punktgenau, was schlussendlich zum enorm fetten Gesamtklangbild von "III" beiträgt.
Wer Stephan Weidners Vergangenheit kennt, der weiß, dass dieser Mann noch nie ein Blatt vor den Mund genommen hat. Diese Deutlichkeit findet sich in den Texten von "III" einmal mehr wieder. Eine grundehrliche Sicht auf die Dinge ist Weidners Markenzeichen, das aktuell wohl am deutlichsten beim Song "Kampf den Kopien" zutage tritt. Hier nimmt der einstige Onkelz-Boss den momentanen Deutschrock-Trend aufs Korn und spricht seelenlosen Bands wie Frei.Wild, die es sich offenkundig ganz im Fahrwasser der Böhsen Onkelz bequem gemacht haben, jegliche Kreativität ab. »Was ihr wollt, gehört uns / Ihr macht Geld, Ihr macht Geld / Keine Kunst«, haut Weidner dem Hype die ungeschönte Wahrheit ins Gesicht.
Es sind andererseits aber gerade die bittersüßen, melancholischen (Halb-) Balladen "VergissMeinDoch", "Kafkas Träume" und "Gespräche mit dem Mond", die einen entwaffnend ehrlichen Blick in Weidners Seelenleben gewähren und den Hörer durch ihre enorme Intensität an die Lautsprecher fesseln: »Grabe ich ein Loch für meinen eigenen Sarg / Trage ich ein Erinnerungsimplantat / Versuche zu verdrängen / Bleiben in den Kleidern hängen / Ich dreh' mir den Rücken zu / So wie ich es immer tu« oder »Ich beichte dem Mond / Ich heule ihn an / Nicht wie ein Wolf / Wie ein gebrochener Mann / Erzähl' ihm meine Geschichte / Von ihrer bitteren Eleganz / Der bröckelnden Fassade / Dem verblassten Glanz« sind überaus deutliche, schonungslose Beichten, die man so längst nicht von jedem Sänger erwarten kann.
Darüber hinaus überzeugen mich insbesondere die Songs "Mordballaden", "Herz voll Stolz", "Judas", "Lektion in Wermut" und "Lachen steckt an" - allesamt kreative Glanzleistungen deutscher Rockmusik, die einen ganz eigenen Mix aus Aggression und Melancholie verströmen und damit die Einzigartigkeit dieser Band untermauern.
Fazit: Der W liefern mit "III" wohl ihr bislang bestes Studioalbum ab. Die zwölf Titel sind durch die Bank ausgeklügelt komponiert sowie arrangiert und gehören damit zum Besten, was man unter harter, deutscher Rockmusik heute finden kann. Ein sauber austarierter, druckvoller Sound lässt das Material in einem würdigen Rahmen erstrahlen. Freunde gut gemachter Gitarrenmusik sollten Stephan Weidner und seinen Mitstreitern somit eine Chance geben. Gerade auch, wer mit den Böhsen Onkelz nie viel anfangen konnte, wird hier eine positive Überraschung erleben. Live hat man dazu übrigens vom 10. April (Wien) bis 07. Mai (Bremen) die Möglichkeit.
Line-up:
Stephan 'Der W' Weidner (Gesang, Gitarre)
Dirk Czyua (Gitarre, Gesang)
Henning Menke (Bass)
JC Dwyer (Schlagzeug, Gesang)
Tracklist
01:Operation Transformation (3:24)
02:Mordballaden (4:37)
03:Herz voll Stolz (4:06)
04:Kampf den Kopien (3:25)
05:VergissMeinDoch (5:00)
06:Pack schlägt sich, Pack verträgt sich (3:23)
07:Kafkas Träume (5:34)
08:Judas (4:27)
09:Gespräche mit dem Mond (4:08)
10:Lektion in Wermut (3:33)
11:Lachen steckt an (3:47)
12:Stirb in Schönheit (4:10)
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