»Doktor, Doktor, können sie mir sagen, was es ist?« - »Es ist... anders!«
So würde sich wohl zumindest die Band selbst die Diagnose wünschen. Schon der Bandname Diagnosis:Different drückt ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein aus. Und das können sich die Jungs vom Niederrhein auch leisten - soviel sei schon mal gesagt. Wie 'anders' der Fünfer, bei dem Gitarrist Sascha Kuss in der Zwischenzeit Christopher Janowski ersetzt hat, aber nun wirklich ist, muss jeder Metalfan für sich selbst entscheiden. Die Möglichkeit bieten Diagnosis:Different mit ihrer Premieren-EP "Unseen".
Das stählerne Rad erfindet die Truppe sicherlich nicht neu. Es läuft allerdings extrem rund, das muss man sagen. Es rauscht einem ein heavy und kraftvoll groovender, aggressiver und zugleich melodischer Prog Metal mit deutlichem Thrash-Einschlag in die Ohren. Diagnosis:Different klingen düster bis Furcht einflößend - wobei gerade der Einstieg überrascht! "Arms Of Morpheus" startet mit einer Hook, die gar nicht so... melancholisch und düster anmutet. Die ausgeprägten Melodien strotzen so ein bisschen der dampfwalzigen Gesamtherangehensweise - eine attraktive Mischung!
Das hat Spuren von Pearl Jam, auch Pantera ziehen kurz vor dem inneren Ohr vorbei - aber es ist nie 'too much', um der Band stilistische Flickschusterei unterstellen zu können. Es wuchtet kantig und ein wenig dreckig aus den Boxen, so breit verzerrt, wie die beiden Gitarren in groovendem Teamwork unermüdlich und rhythmisch äußert fintenreich nach vorn tricksen. Und nach ein paar prächtig geshouteten Refrains könnte bei "Arms Of Morpheus" nach drei Minuten eigentlich Schicht im Schacht sein; der brillante Power-Opener wäre im Sack. Aber so einfach machen es sich Diagnosis:Different nicht.
Hier geht es erst 'richtig' los. Die Band liebt es komplex. Minutenlang wird instrumental exerziert. Diverse Breaks, technisch fein ausgestaltetes Antesten verschiedenster Tempo-Gangarten, aggressive Offensiven mit Gitarrengewitter, Bulldozer und Double Bass sowie atmosphärische Melodiearbeit sorgen für Unterhaltung der besonders kurzweiligen Art, bis schließlich der Chorus wiederkehrt und den Deckel drauf macht. Dabei sind Diagnosis:Different vertrackt, aber nicht 'verkopft' - die Musik bewegt sich nie zu zäh in die Breite, sondern immer schön (anspruchsvoll) auf die Zwölf.
"Mystique" kommt noch ein bisschen 'böser' daher... und zugleich fast noch komplexer! Der Stilmix hat etwas von Communic - episch, progressiv und thrashig. Spätestens mit dem ein oder anderen Parallellauf denkt man auch punktuell an Dream Theater in der "Train Of Thought"-Phase - nur ohne Keyboards; die würden hier nicht passen. Der abschließende, lavazähe Titeltrack "Unseen" entfaltet mit seinem Mix aus wehmütigen und monströsen, Angst machenden Passagen den meisten Tiefgang und gewährt auch der Rhythmusfraktion ein paar coole Momente im Rampenlicht. Ein prima Gegenstück zum megafix fesselnden Opener.
"Unseen" ist ein vielversprechendes Debütwerk - eine reif klingende musikalische Visitenkarte, die Diagnosis:Different (inzwischen beim Label Bret Hard Records untergekommen) für die Zukunft einige Türen öffnen sollte! 'Anders' hin oder her - Dr. RockTimes diagnostiziert: authentisch, aufwühlend, hochinteressant!
Line-up:
Michael Junker (vocals)
Stephan Seidel (guitar)
Christopher Janowski (guitar)
Dominik Kwasny (bass)
Carlos Gottberath (drums)
Tracklist |
01:Arms Of Morpheus (9:16)
02:Mystique (9:10)
03:Unseen (10:56)
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