Schwedischer, schweißtreibender Rock'n'Roll steht heute auf dem Programm. Endlich ist es mir gelungen, ein Konzert der Diamond Dogs zu besuchen. Nachdem mich die letzten beiden CDs Black River Road und Up The Rock dermaßen vom Hocker gehauen haben, konnte ich es kaum erwarten, die Jungs mal live auf der Bühne zu sehen. Doch bevor es soweit war, mussten erst Schneeschauer, Sturmböen und ein Gewitter durchfahren werden, um den Veranstaltungsort zu erreichen. Aber was tut man nicht alles, um eine gute Band zu sehen.
Das Kulturzentrum Cobra ist eine recht kleine Location, in der schätzungsweise ca. 80 Personen Platz finden. Die Bühne war auch nicht sonderlich groß und ich fragte mich, wie darauf sechs Musiker arbeiten sollen, die bekannt dafür sind, so richtig die Sau bei ihren Shows raus zu lassen. Des weiteren vermisste ich einen Keyboardständer auf der Bühne. Sollte Henrik Widèn seine Klaviatur tatsächlich einfach auf den Schoß nehmen und in dieser Stellung spielen? Unglaublich!
Gegen 21:45 Uhr betraten die Diamond Dogs die Bühne. Henrik Widèn setzte sich tatsächlich auf einen Klappstuhl, stellte sein Keyboard auf die Oberschenkel und begann mit einem Intro das Konzert einzuleiten. Dann gaben die Jungs mit "Closest I Ever Been To Memphis" vom aktuellen Album sofort richtig Gas. Übergangslos wurde "Autopilot" von "Black River Road", nicht minder kraftvoll, gespielt. Da brannte die Luft. Leider war das Publikum etwas träge. Das schien wohl daran zu liegen, dass es Sonntag war und sich die Zuschauer das eine oder andere Bier verkniffen um am nächsten Tag nicht verkatert auf der Arbeit zu erscheinen.
Die Band störte das allerdings wenig, denn sie lieferte eine tolle Show ab, ohne Rücksicht auf die Trägheit der Zuschauer zu nehmen. Magic Gunnarsson blies mit dem Saxophon ein paar gelungene Soli und unterstützte die Band mit tollen Riffs. Normalerweise spielt er auch noch Gitarre, aber an diesem Abend gab es wohl Probleme mit seinem Equipment. Sulo gefiel mit seiner rotzigen Stimme, dass es eine Freude war, ihm zuzuhören. Aber nicht nur bei den Rock'n'Roll-Nummern wusste er zu glänzen, auch bei den Balladen machte er eine gute Figur.
Lars Karlsson, der an diesem Abend den Sechssaiter quälte, bestach durch sein hervorragendes Gitarrenspiel. Er riffte, slidete und solierte auf der Klampfe, was zu dem einen oder anderen Szenenapplaus führte. Der Gitarrist, der den ganzen Abend über eine Kippe im Mund hatte, hilft der Band wohl sporadisch bei den Konzerten aus, denn in den Booklets der letzten CDs ist er nicht zu finden. Auch Bassist Steven Björk war an diesem Abend dabei und lieferte einen soliden Rhythmus ab. Steven war auf der CD "As Your Greens Turn Brown" noch im Line-up der Band. Bei den letzten beiden Scheiben tauchte er allerdings nicht mehr auf. Irgendwie scheinen die Diamand Dogs eine große Familie aus Musikern zu sein, die sich immer wieder zusammentun, um dem Rock'n'Roll zu frönen, gerade so, wie es ihnen passt.
Sehr gut gefallen hat mir auch Keyboarder Henrik Widèn, der sein Instrument in allen möglichen und unmöglichen Stellungen spielte. Die meiste Zeit hatte er es auf den Beinen, während er lässig zurückgelehnt auf seinem Klappstuhl saß. Ich, der selbst Keyboards spielt, kann mir nicht vorstellen, wie er das hinkriegt und dazu noch das nötige Feeling auf die Tasten überträgt. Unglaublich. Aber auch im Knien spielend beherrschte er sein Gerät noch, wie ich es nur selten gesehen habe.
Nach dem offiziellen Teil der Show gab es noch zwei Zugaben. Traditionell wurde "Wild Side Of Life" als letzter Song gespielt, bei dem das Saxophon sich noch mal so richtig austoben durfte.
Ich kann nur jedem empfehlen, sich die Diamond Dogs mal live anzusehen, denn was die Jungs dem Publikum bieten, gibt es nicht alle Tage zu sehen und hören. Rock'n'Roll schweißtreibend und dreckig, so wie wir ihn lieben. Schweden rockt!!!
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