Dio / Dio At Donington UK: Live 1983 & 1987
Donington 1983 1987 Spielzeit: 46:40 (CD 1), 50:10 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Niji Entertainment, 2010
Stil: Heavy Metal


Review vom 16.11.2010


Andrea Groh
»…Wer kennt sie nicht, die alles übertönenden Rufe der Fans: Dio, Dio, Dio……!
Wir werden sie immer hören und im Gedächtnis behalten aber auch mit Trauer daran denken, dass 2010 das Jahr war, in dem wir uns von der Legende Ronnie James Dio verabschieden mussten.
Seine Stimme, seine Musik und er selbst werden unvergessen bleiben!«
So beginnt der Text des Promoters und wenn ich das lese, überkommt mich auch ein halbes Jahr nach dem Ereignis immer noch ein flaues Gefühl. Das Zitat sagt mir, dass ich wohl nicht alleine damit bin und dies ist wenigstens ein kleiner Trost.
Auch wenn wir nie wieder ein Konzert vom Meister erleben dürfen, so bleiben uns wenigstens die Erinnerungen und Mitschnitte von früher.
Ein solcher rotiert gerade bei mir: die Doppel CD "Dio At Donington UK: Live 1983 & 1987", welches die erste Veröffentlichung des Labels Niji Entertainment Group ist, das Ronnie und seine Frau Wendy im Frühjahr 2010 gegründet haben.
Er selbst war voller Vorfreude Produzent und Produktionsleiter dieses Projekts, dessen Erscheinen er nun leider nicht mehr erleben darf.
Die erste CD wurde 1983 auf dem Monsters Of Rock im britischen Donington aufgenommen (das Line-up der deutschen Variante des Festivals war unterschiedlich, Dio war nicht dabei, erst ein Jahr später). Es war das Jahr als das Debüt "Holy Diver" erschien, was bedeutete, dass viele Songs der Rainbow und Black Sabbath-Zeit auf dem Programm standen und nur vier aus seiner Solo-Zeit, nämlich "Stand Up And Shout", "Straight Through The Heart", "Rainbow In The Dark" und der Titeltrack des Erstlings "Holy Diver".
Danach folgte erst einmal das obligatorische Drum-Solo und ein Stückchen "Stargazer", welches leider (schade, ist eins meiner Lieblingslieder) nicht ausgespielt wurde, sondern nach weniger als zwei Minuten in das Gitarren-Solo übergeht. Ich nehme an, dass es sich hierbei nicht um eine Kürzung auf der CD handelt, sondern dass dies wirklich live so passierte, denn solche Übergänge habe ich auf allen Dio-Konzerten erlebt.
Dafür dürfen wir "Heaven And Hell" in der üblichen Überlänge von über zehn Minuten genießen, inklusive des Mitsingteils und der gewohnten Erzählung vom 'big black shape' und 'little white shape'. Das war es dann fast schon: Zum Schluss darf noch der "Man On The Silver Mountain" mit einer kleinen "Starstruck"-Unterbrechung ran. Schon sind großartige 46 Minuten vorbei.
Die zweite CD präsentiert den Auftritt in Donington 1987 im Rahmen der "Dream Evil"-Tour als erstmals Craig Goldy dabei war. Für mich hat dieser noch eine ganz andere Bedeutung: nämlich Erinnerung an Pforzheim, wo einer der beiden deutschen Ableger des Monsters Of Rock stattfand - und ich war dabei, keinen Meter von der Bühnenabsperrung entfernt, die meiste Zeit in der ersten Reihe…
Das Ganze im strahlenden Sonnenschein, was für mich ein merkwürdiger Gegensatz zum Hallenkonzert des Vorjahres war. Da es auf einem Open Air war und Dio nicht der Headliner, war Dean, der Drache, nicht dabei, den habe ich doch etwas vermisst. Doch auch ohne solche Showelemente war das Konzert großartig und mitreißend - daher freut es mich sehr, dass ich jetzt wenigstens eine Konserve des britischen Auftritts habe.
Los ging es mit dem Titeltrack der damals aktuellen LP "Dream Evil", von der mit "Naked In The Rain" ein weiterer Song folgte, nach einem kurzen Abstecher zu Black Sabbath in Form von "Neon Knights". Danach gab es zwei Mal Rock'n'Roll ("Rock And Roll Children" und Rainbows "Long Live Rock 'n' Roll").
Auch das weitere Programm ist eine klasse Auswahl aus den Songhighlights der Soloscheiben und den beiden genannten Bands. Wobei es aufgrund der begrenzten Spielzeit nicht möglich war, alles Wichtige zu bringen, so dass diesmal kein Drum- oder Gitarrensolo dabei war, und manches nur kurz angespielt wurde (z. B. "Heaven And Hell" diesmal ohne den Erzählteil). Gerade das habe ich immer als eine Stärke von Ronnie James Dio angesehen, dass live eben nicht bedeutete, genau wie auf Vinyl, sondern dass die Improvisationen die Shows lebendiger und spontaner machten.
"Dio At Donington UK: Live 1983 & 1987" gelingt es hervorragend, die Stärken des außergewöhnlichen Musikers und seiner Band einzufangen und zu konservieren. Dazu trägt auch die sehr ordentlich und gut überarbeitete Produktion bei, für die Ronnie selbst verantwortlich war. Das Ganze kommt im ansprechenden Digi-Format mit Bandfotos und Liner-Notes von Dante Bonutto, dessen abschließenden Worten ich mich anschließe: »Long live rock'n'roll. Long live Ronnie James Dio.« Ich kann nur noch einmal wiederholen: Auch wenn wir ihn nie wieder live erleben werden, so bietet uns dieses großartige Live-Dokument wenigstens ein kleines Trostpflaster.
Line-up:
1983
Ronnie James Dio (vocals)
Vivian Campbell (guitars)
Jimmy Bain (bass)
Vinnie Appice (drums)
Claude Schnell (keyboards)

1987
Ronnie James Dio (vocals)
Craig Goldy (guitars)
Jimmy Bain (bass)
Vinnie Appice (drums)
Claude Schnell (keyboards)
Tracklist
CD 1: 1983
01:Stand Up And Shout (3:50)
02:Straight Through The Heart (4:49)
03:Children Of The Sea (6:16)
04:Rainbow In The Dark (4:38)
05:Holy Diver (5:09)
06:Drum Solo (0:41)
07:Stargazer (1:43)
08:Guitar Solo (1:39)
09:Heaven And Hell (11:06)
10:Man On The Silver Mountain (3:33)
11:Starstruck (0:47)
12:Man On The Silver Mountain [Reprise] (2:30)
CD 2: 1987
01:Dream Evil (4:56)
02:Neon Knights (4:44)
03:Naked In The Rain (7:29)
04:Rock And Roll Children (2:47)
05:Long Live Rock 'n' Roll (4:39)
06:The Last In Line (4:12)
07:Children Of The Sea (1:22)
08:Holy Diver (1:28)
09:Heaven And Hell (3:12)
10:Man On The Silver Mountain (4:29)
11:All The Fools Sailed Away (4:23)
12:The Last In Line [Reprise] (1:12)
13:Rainbow In The Dark (5:12)
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