Das Debüt-Album der 'fiesen Spitzenpolitiker', das vor drei Jahren erschien, konnte mich nicht restlos überzeugen. Natürlich, das war recht erfrischend gespielte Mucke aus dem Roots Rock-Bereich, mit etwas Country- und Jam Rock gewürzt, aber richtig aufregend war das nicht. Es reicht halt nicht, etwas Drive-by Truckers mit ganz viel Black Crowes zu würzen, dachte ich damals und 'schenkte' mir dann ihr ein Jahr später erschienenes Follow-up "Youth Is In Our Blood". Es gab und gibt einfach zu viele US-Bands, die auf dieser Welle surfen...
Umso größer die Überraschung, als die neue Scheibe der Dirty Guv'nahs, "Somewhere Beneath These Southern Skies", im Player zu rotieren begann. Wow, die klingen ja richtig 'erwachsen'. Die Produktion, diesmal von Ross Copperman, ist sehr viel druckvoller, vielschichtiger, ausgereifter und harmonischer. Der Singer/Songwriter aus Virginia hat ganze Arbeit geleistet.
Inwieweit eine kleine Personalrochade für die Qualität der vorliegenden Scheibe mitverantwortlich ist, kann nur gemutmaßt werden - die Band scheint sich 'gefunden' zu haben. Bassist Mitch Stewart ist ausgestiegen, Gitarrist Justin Hoskins nimmt dessen Position ein und Cozmo Holloway, der beim Debüt bei einigen Stücken 'geklampft' hatte, ist nun ein fester Guv'nah. Besonders scharf sind die gelegentlichen Bläserattacken, die dann akzentuierte Kontrapunkte in den Songs setzen.
Finanziert wurde dieses dritte Album der Dirty Guv'nahs durch eine, mittlerweile durchaus beliebte Kickstarter-Kampagne, bei der interessierte Freunde und Fans der jeweiligen Band die Studioproduktion vorfinanzieren. Die erbetenen 20.000 US-Dollar waren bereits nach drei Tagen zusammengekratzt, Monate vor dem erwarteten Termin. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen!
Gleich der Opener "Can You Feel It" wird derart inbrünstig vorgetragen, dass man den Guv'nahs 'blind' abnimmt, ihre ganze Seele für "Somewhere Beneath These Southern Skies" in die Waagschale geworfen zu haben. Den rotzigen Abrockern nach Stones'scher Manier - wie "Good Luck Charm" oder "Honey You" - stehen glutvollen Balladen - wie "Dear Alice" oder "Goodnight Chicago" - gegenüber. Die Balance zwischen den Stimmungen der Songs ist absolut ausgewogen und lässt die Spannung zu keinem Zeitpunkt abflauen.
Sensationell sind immer wieder die bereits angesprochenen Einsätze der Bläser - echte 'Hinhörer' und das i-Tüpfelchen gegenüber dem Debüt. Sie lassen Nummern wie "This Is My Heart" regelrecht hochkochen. Mein Favorit ist - noch vor den bereits namentlich Genannten - ganz klar "Temptation". Ein mitreißender, energiegeladener Stampfer, der das Lebensgefühl des Südens auf den Punkt bringt... den Hörer einfach zu guter Laune zwingt. "Lead Kindly Light" ist auch so einer - herrlich wie hier James Trimble 'knödelt' - der Refrain lädt gar zu Mit-Gröhl-Einlagen à la U2 ein, obwohl die natürlich stilistisch völlig anders verortet sind. Da werden live die Feuerzeuge brennen...
Die Dirty Guv'nahs überzeugen mit "Somewhere Beneath These Southern Skies" auf ganzer Linie. Alles andere als einen mickriger Quantensprung... vielmehr ein Riesensatz nach dem gewiss nicht schlechten Debüt. Ein klarer Kauftipp für Leute, die auf Roots-, Country- und Southern Rock gleichermaßen stehen.
Line-up:
James Trimble (vocals)
Michael Jenkins (guitars)
Cozmo Holloway (guitars)
Chris Doody (keyboards, Hammond B3, vocals)
Justin Hoskins (bass)
Aaron Hoskins (drums)
With:
Mike Hayes (trumpet)
Roy Agee (trombone)
Tracklist |
01:Can You Feel It (3:30)
02:Don't Give Up On Me (4:08)
03:Good Luck Charm (3:37)
04:Temptation (4:08)
05:Honey You (2:53)
06:Live Forever (3:22)
07:3000 Miles (3:50)
08:This Is My Heart (2:56)
09:Fairlane (3:43)
10:Lead Kindly Light (2:46)
11:Dear Alice (4:14)
12:Child (4:15)
13:Goodnight Chicago (4:29)
14:One Dance Left (3:43)
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Externe Links:
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