PS ... darunter kann man sich etwas vorstellen. Da brabbelt der getunte und nicht aufgemotzte Motor so herrlich vor sich hin. Der Auspuff endet in Ofenrohren und am besten gleich mit zwei Öffnungen. Das Chassis ist dezent tiefergelegt. Was heißt hier schon Kilowatt? Pferdestärken regen die phantasievollen Vorstellungen an und die darf man bei allem Umweltbewusstsein doch haben. Etwas mehr Kraft sollte der Wagen schon vorweisen ... schließlich wollen LKWs auch zügig überholt werden.
Die Kölner Band Dirty Horse ist mit ihrem ersten Album "Horsepower" am Start. Vorher erschien bereits "Demo 2011". Bis zum endgültigen Line-up war es in gewisser Weise ein steiniger Weg. Es gab Zeiten, zu denen die Band sogar pausierte, »aber Dirty Horse zu den Akten zu legen, kam für die drei nicht in Frage ...« Wenn man sich die vorliegende Platte anhört, kann man dem Quintett aus der Domstadt nur gratulieren. Ihr Hard- beziehungsweise Blues Rock verfügt über echte Pferdestärken unter der Airbrushmotorhaube.
Mit der gebürtigen Amerikanerin Jennifer Jones hat man eine Sängerin mit authentischer Rockstimme am Mikrofon und die vier Männer wirbeln den Straßenstaub manchmal zu einem echten Tornado auf. Fetzige Riffs von Sebastian 'Peewee' Weitzel, eine messerscharfe wie auch sanfte Jakob 'Köbes' Timmermann-Lead Gitarre und eine kraftvoll auftrumpfende Rhythmusabteilung mit Bastian Heckl (Bass) sowie Schlagzeuger Mike Maercker sind die personellen Qualitätsmerkmale der Combo.
Hohes Niveau haben auch die von der Band zu Papier gebrachten Kompositionen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Mit dem von Warren Haynes geschriebenen ABB/ Gov't Mule-Klassiker "Soulshine" findet die Scheibe sozusagen einen strahlenden Abschluss, auch, weil von Jennifer Jones gesungen. Dieser Song gehört ebenfalls zum Liveprogramm der Gruppe und bei der »in nur vier Tagen (fast) live« eingespielten Platte ist »von der Atmosphäre auf ihren Konzerten« viel zu spüren.
Bei Dirty Horse merkt man, dass da etwas zusammengewachsen ist. Die Gruppe spielte 2012 bereits auf dem Flörsheimer Open Air und war Support für die Delta Saints. Es klingt so einfach, aber "Horsepower" hat die Wirkung einer subkutanen Hard Rock-Injektionsspritze. Da qualmt es nicht nur an den Nasenspitzen der beiden süßen Seepferdchen auf dem Coverbild, sondern auch aus den Lautsprechern.
Dirty Horse verschmelzt ihre eigenen Kompositionen ganz geschickt mit dem Rock aus den Siebzigerjahren, ohne ihre Authentizität in Frage zu stellen. Logisch, diese Mucke kennt den geradeaus führenden Highway wie ihre Westentasche, aber wenn der Fünfer in eine verkehrsberuhigte Zone abbiegt, ist in identischer Weise Gänsehaut angesagt. Dann wird die Ballade "On And On" zum Zentrum der Hörlust. Dieses Lied driftet zu aller Überraschung auch noch in eine wunderschön-jazzige Lounge-Stimmung. Klasse!
"Runnin' Around" ist keine ziellose Angelegenheit. Hier wird ordentlich Gas gegeben und auf dem Fundament des Zwölftakters mit ruhigeren, groovenden Intermezzi in Richtung Blues Rock gerifft. Die sich fast in Zeitlupe aufbauende Dynamik ist einfach super. So muss schließlich mit lockeren Zügeln gerockt werden. "To The Garden" bringt durchgehend stimmungsvolle Ruhe in die Angelegenheit. Gut vorstellbar, dass man live hier die E-Gitarre auch durch eine Akustische ersetzen kann.
Mit einem in psychedelische Sphären abhebenden "From Start To Finish" hat man noch einen weiteren tollen Trumpf in der Tracklist. Dirty Horse kann stolz auf den Erstling sein und der Albumtitel "Horsepower" hat genau die Aussagekraft, die so gut zur Musik passt.
Line-up:
Jennifer Jones (vocals)
Jakob 'Köbes' Timmermann (lead guitar)
Sebastian 'Peewee' Weitzel (guitar)
Bastian Heckl (bass)
Mike Maercker (drums)
Tracklist |
01:Trilogy: Sheila, Tom & Roy (4:15)
02:Made You Cry (3:13)
03:Runnin' Around (4:59)
04:To The Garden (5:01)
05:From Start To Finish (6:13)
06:On And On (5:56)
07:Gut Funk (5:04)
08:Don't It Look Good? (5:47)
09:Reunion (6:23)
10:Johnny (4:33)
11:Soulshine (5:05)
(all songs written by Dirty Horse except #10 by Warren Haynes)
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