In der Schweiz wird gute Musik gemacht. Das wissen wir längst. Zuletzt überzeugten uns Prisma mit ihrem stark an Tool angelehnten Sound. Während es sich hierbei um eine noch recht junge Band handelte, kann man bei Disciples wahrlich nicht mehr von irgendwelchen Greenhorns sprechen, die auf "Colors Of Being" ihre ersten musikalischen Gehversuche unternehmen. Diese Band gründete sich bereits im Jahr 1989 und erarbeitete sich in der Folge stetig und emsig ein treues Publikum.
Die Formation hat seit dem Jahr 1990 immer wieder aufgenommen und 1999 ein offizielles Debüt mit dem Titel "Alive" vorgelegt. Die Musik von Disciples ist klar im klassischen Hard Rock der 70er-Jahre verankert. Gleichwohl hegen die Jungs den Anspruch, sich auch in progressiven Gefilden zu bewegen. Dem kann man bedingt zustimmen. So beginnen die Schweizer mit "My World" sehr gradlinig, garnieren den Track allerdings mit folkigen Einlagen.
Im weiteren Verlauf hören wir süßliche und eingängige Pianoklänge, welche unmittelbar in einen stampfenden und intensiv rockigen Rhythmus übergehen. Die Stimme von Matthias Schranz könnte etwas mehr Dampf gebrauchen. Sie erinnert, insbesondere zu Beginn des Albums, an den langjährigen Weggefährten von George Lynch, nämlich Don Dokken. Neben der kräftigen und tragenden Bassarbeit bestechen die Hammondsounds, die maßgeblich mit dafür verantwortlich sind, dass sich der Gesamtsound eben an die legendären Jahre des Rocks anlehnt.
Progressiver geht es erstmals im 10-minütigen "Lost In Infinity" zu. Das hat nicht nur etwas mit der Spiellänge des Songs zu tun, sondern die gewählten Harmonien werden vertrackter und einfallsreicher. Das Ganze geht selbstverständlich zu Lasten der Eingängigkeit. Das Tempo variiert, die Gitarre behält ihre Power. Das erinnert so ein bisschen an den letzten Output der Schweden namens Galleon. Das Stück baut Spannung auf und ist deshalb besonders gelungen.
Disciples verstehen es vor allen Dingen, mit verschiedenen Härtegraden zu arbeiten. Mal gefühlvoll und anschmiegsam ("Why Tonight"), und dann urplötzlich rockig, groovig mit retro-progressivem Anstrich (Rock 'N' Roll Will Never Die). Das wirkliche Herzstück dieser Scheibe ist das über 25 Minuten andauernde "All We Are II (We Are Still Alive)". Das reicht natürlich vollkommen aus, um die verschiedensten Stilelemente und Harmonien an einem Stück zu präsentieren. Eigentlich ein Wagnis, denn nur zu oft erklingen solche Nummern als lose aneinander geklebte Passagen. Hier ist das nicht so, sondern der Band ist es gelungen, mit vielen kurzweiligen Eingaben und Ideen den Hörer zu überzeugen. Da drücken die Drums, das Piano kommt mit geschmackvollen Melodien und die Gitarren braten zwischendrin immer wieder kernig und satt.
Insgesamt kann man da nur zu dem Ergebnis kommen, dass Disciples ein sehr ansprechendes und tolles Album im eigenen Eagle Records-Studio eingespielt haben. Der Sound des Silberlings ist sehr gut und so sind es verdiente 8 von 10 RockTimes-Uhren. Ich bin gespannt, was wir zukünftig von dieser Band hören werden und vielleicht finden sie ja demnächst auch auf den deutschen Bühnen im Rahmen eines Festivals einen Platz. Da würde ich hingehen, ohne Frage!
Line Up:
Matthias Schranz (lead vocals, guitars, cello)
Andreas Siegenthaler (organs, piano)
Jan Zinsel (bass)
Adrian Moser (drums, percussion)
Tracklist |
01:My World (6:27)
02:Not A Day (6:41)
03:Treasures Of Heaven (3:34)
04:Lost In Infinity (10:57)
05:Why Tonight (4:16)
06:Rock 'N' Roll Will Never Die (5:45)
07:Rising (4:44)
08:All We Are II (We Are Still Alive) (25:30)
09:Moonlight Sonatina (4:06)
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