'Interessant' ... ist die kleine Schwester von sch$#?{?
Sagt man doch. Aber nicht doch! Distorted Harmony sind 'interessant', weil sie wirklich anders sind als andere. Das erste Adjektiv soll dennoch euphorisch ausfallen; denn für diese Prog Metal-Band aus Israel braucht man schon ein bisschen Zeit. Ihr zweites Album, "Chain Reaction", verlangt dem Hörer etwas Geduld und Konzentration ab - definitiv nix, was man beim beim ersten Mal 'nebenbei' hören sollte. Aber es gibt auch sehr viel zurück. Der Progressive Metal auf "Chain Reaction" kombiniert ziemlich geschickt die technische mit der atmosphärischen Dimension. Im Songwriting der Band ist der Wechsel eine Konstante. Sphärisch-träumelnde Strophen enden auf aggressive Stakkato-Salven; ausgebuffte Parallelläufe von Gitarre und Keyboard münden in Trance-artig atmosphärischen Refrains.
In ihrer bedrückenden, heavy-psychedelischen, mitunter nervösen Eindringlichkeit erinnern
Distorted Harmony in Teilen von "As One" und "Natural Selection" an
Pain Of Salvation - mit den unterkühlten Tiefdruck-Drives von "Children Of Red" an
Dream Theaters "Train Of Thought". Die mathematikverliebten Konstruktionen zu eher gefühlsintensivem Gesang von "Every Time She Smiles" erinnern an
Thought Chamber - das rhythmisch wunderbar verkomplizierte Düster-Riffing samt Sprechparts und Alternative-Touch von "Hollow" hat auch
Toolige Momente. Dass die Band ausgerechnet von Keyboarder
Yoav Efron (zusammen mit Drummer
Yogev Gabay) gegründet wurde, kann man leicht nachvollziehen.
Die Synthesizer sind sehr präsent - mit effektvollen, quickdynamischen Kleinteiligkeiten, die ruhelos Melodie- und Rhythmusarbeit miteinander verstricken.
Jordan Rudess hat da zweifelsohne einen gewissen Eindruck hinterlassen,
Kevin Moore aber auch.
Die Songs von
Distorted Harmony sind echte 'Headbang-Killer'. Das Quintett wechselt seine Rhythmen schneller als einer 'Siebenachtel' und 'Elfneuntel' sagen kann und rangieren mit Breaks und Verzögerungen. Die Refrains sind meistens druckvolle Energieschwälle, kommen aber oft nur zwei Mal im ganzen Song vor. Das macht die Chose nicht gerade eingängiger, zumal die Melodien zwar stark sind, aber nicht von der Gänsehautgüte, dass man sie nach einmaligem Hören gleich rekonstruieren geschweige denn sich nach ihnen zurücksehnen könnte. Doch "Chain Reaction" wächst. Bei wiederholtem Genuss stellen sich ein paar Unwiderstehlichkeiten ein. Keine zweite (Eigen-)meinung braucht man allerdings beim Highlight "Hollow". Es beginnt nach lyrischem Intro ausgesprochen heavy mit rhythmisch verzwicktem Riffing. Es mündet in einen fesselnd guten Chorus mit nahezu ekstatischer, aufstrebender Melodie. Da wechselt man kurz ins Melodic Metal-Fach, ähnlich den Kollegen von
Circus Maximus.