Distorted Perfection / Same
Distorted Perfection Spielzeit: 49:04
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Rock'n'Metal

Review vom 02.02.2011


Ulli Heiser
Was für 'ne geile Prog-Mucke dachte ich, als das kurze "Beyond The Horizon" instrumental in bester B-Horror-Movie-Manier aus den Boxen kroch. Aber "Prejudice" zerstörte das Grusel-Feeling mit gewaltigen Gitarrenchords. Darüber eine faszinierende Frauenstimme und (erste) Doublebassgewitter. Das machte neugierig und ein Blick in den schmalen Begleitzettel sowie das Ansurfen der Bandseite brachten Aufklärung: Alternative Rock/Metal.
Der (laut Booklet) Dreier (allerdings ist auf der Website ein weiterer Gitarrist erwähnt) wurde 2007 in Erding gegründet und erweitert den oben angesprochenen Musikstil beim vertieften Lesen auf den Bandseiten korrekterweise. Denn Alternative Rock und Metal reichen bei Weitem nicht aus, um die Bandbreite der Platte zu beschreiben. Psychedelische Doom-Plätze sowie progressive Metal-Stellen kann der Hörer finden, wenn er das Album wie ich mit Interesse verfolgt.
Zu akustischen Gitarrenklängen kann Ursula Jositz, anscheinend Dreh- und Angelpunkt der Band, zeigen, dass ihre Stimme auch sanft und zart begleiten kann. Kurz nur, denn in "Circus" klingt sie plötzlich wie weiland die gute Grace Slick. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, haut sie dazu eine Iommi-Sequenz wie zu dessen Black Sabbath-Zeiten heraus.
Progmetallisch geht es durch die Minuten und die Tracks. Ursi wandelt stimmlich sehr oft die Stimmung und sowohl Tieftöner Michael Groh als auch Fellgerber Dominik Prexl stellen ihre Metronome darauf ein. Das Album begeistert genau durch diese Variabilität. Balladenhaftes wie "While Lives Break Away" beweist Tiefe, "Fucking Life", fast schon Punk Metal, zeigt eine wütende Attitüde und in "Bad Mood" wird leicht an der Tristania-Pforte angeklopft. Da will Distorted Perfection aber nicht hin. Ursi growlt nun sogar. Und das macht sie nicht mal schlecht. Boah, jetzt geht es aber ab und genau so stelle ich mir in Alpträumen die berühmte Furie vor. Nun noch einen männlichen Gegenpart, so einen kleinen Corpsegrinder, oder auch ein paar Grunts ... ich denke, das würde passen.
Es ist klasse, wie die drei Musiker von sanft und süß zu aggressiven Double-Bass-Growl-Passagen switchen. In einem Track, wohlgemerkt ("We Are")! In "Nightmare" dagegen ist es gemäßigt und fast 'normal-rockig', wenn der Bass und die Drums auch gewaltig im Doom-Keller nach Leichen suchen. Der "Biggest Enemy" verlangt nicht mal nach großer Phantasie, um manchen Gitarrenpassagen etwas Byrds-haftes abzugewinnen, wenn das 'Umfeld' auch eher einer gotischen Prog Metal-Arena gleicht.
Vier Jahre hat es gedauert, bis Distorted Perfection den ersten Silberling aus der Höhle warfen. Und die Zeit war reif, denn das Album steht auf festen Säulen. Vom Songwriting bis hin zu den Fähigkeiten der Musiker passt alles. Ich persönlich würde mir eine Spur mehr Härte wünschen. Einen männlichen Gegengrowler. Nichts aus der Elch-Ecke. Da hat es schon genug Vertreter. Aber gerade wenn Ursi das Grace Slick-Timbre auspackt, dazu vielleicht per Gitarre byrdig klingt, Michi und Dom den Doom-Keller neu ausmessen, dann könnte ein kleiner tiefer Grunztroll für zusätzliche Spannung sorgen. Wie auch immer, das könnte ich mir gut vorstellen. Ansonsten: Klassenziel erreicht.
Line-up:
Ursi (guitars, vocals)
Michi (bass)
Dom (drums)
Tracklist
01:Beyond The Horizon (1:41)
02:Prejudice (3:22)
03:Unfairness (4:59)
04:Circus (3:38)
05:Meaning Of Life (4:00
06:Loveless (3:32)
07:While Lives Break Away (4:44)
08:Fucking Life (2:38)
09:Distorted Overture (0:41)
10:Bad Mood (4:34)
11:We Are (3:01)
12:Nightmare (5:15)
13:Biggest Enemy (4:07)
14:Last Breath (3:06)
Externe Links: