Wenn das italienische Power-Trio Doctor Cyclops auf Facebook seinen Stil als »Seventies Rotten Rock« bezeichnet, dann kann man sich schon bildhaft vorstellen, was auf den Hörer zukommt. Bei den als Einflüsse genannten Gruppen bleiben aus diesem exquisiten Jahrzehnt lediglich Black Sabbath, Led Zeppelin, Truth And Janey oder Witchfinder General übrig. Bands wie Cathedral, Firebird, Screaming Trees, Spiritual Beggars und Witchcraft haben andere historische Startnummern.
2007 wurde die Gruppe ins Leben gerufen und ein Jahr später war man mit der Demo-EP "The Flying Machines Burning" am Start. 2009 tauchte "Silver Serpent" im »soundtrack of the italian edition of the film "Meggido: The Omega Code" (in Italy "2012 L'avvento del male") by 20th Centruy Fox« auf. Im Rahmen einer Deutschland-Tour veröffentlichte Doctor Cyclops die EP "Doctor Cyclops" und "Oscuropasso" (Label: World In Sound) ist das Langeisen-Debüt von Sänger und Gitarrist Christian Draghi, Bassist Francesco Filippini sowie Alessandro Dallera (Schlagzeug).
Der Dreier kann mit Besonderheiten aufwarten. Der Platten-Opener "Waterfalls" stellt den Gitarristen Davide Zampa (Necroart) und Enzo Draghi (Orgel) prominent in den Vordergrund. Da kann man nicht meckern ... das einem doomigen Beginn kracht der Hard Rock nach einem Break aus den Lautsprechern. Mächtig riffende Sechssaiter pur. Dazu eine Orgel, die schwere Klangteppich-Ware knüpft und plötzlich präsentiert man uns ein vom Bass angeführtes, luftiges Intermezzo, das zum Ausklang noch kurzes Drumsolo zu bieten hat. Fast übergangslos kommt Doctor Cyclops mit der nächsten Überraschung um die Ecke.
Jetzt auf Trio-Format reduziert, nimmt man für einen Teil von "The Monk" den Jazz aufs Korn. So eine swingende Angelegenheit hat Qualität, zeigt, dass man den Rückspiegel nicht bedingungslos im Visier hat, sondern auch nach vorne schauen kann. Der folgende, viel heftigere Part ist lediglich ein Blitzlicht, nur um im weiteren Treiben abermals die ruhigere Gangart einzuschalten. Mit ihrem Auf und Ab setzt sich diese Dynamik wie ein roter Faden durch den Zehnminüter. Mit einem Quantum Eigenständigkeit lassen die Siebziger dann doch grüßen. Der Hard Rock bringt tonnenschwere Riffs auf die Waage und irgendwie bekommt Christian Draghi auch noch einen Twin-Sound auf den Weg. "The Monk" sorgt für Abwechslung in Genre-Getriebe. Highlights sind hier definitiv die unterschiedlichen Gitarren-Gebirge und das Ende ist wie der Beginn ... swingend, groovend, gut.
"Angel Saviour In The Cannibal House" ist bereits aus einer früheren Produktion bekannt. Nichtsdestotrotz ein guter Song, der es verdient hat, abermals aufgelegt zu werden. Zwischendrin hat Alessandro Dallera schöne Grooves auf dem Plan und die Keyboards füllen den Gesamtklang mit Macht. Für ein tolles Solo verzieht sich Enzo Draghi auf die Empore, dort, wo die Kirchenorgel ihren Platz hat. Ups, Christian Draghi, durchweg ein überzeugender Sänger, klingt hier ein wenig wie der junge Ian Gillan.
Das über fünfzehn Minuten lange Sack-zu-Stück "Rotten Trolls" kommt mit urigem Werwolf-Geschmatze und einem Schlagzeug-Einsatz, der nach mehreren Wassertropfen im Blechnapf klingt aus den Startlöchern. So etwas Plakatives trifft nicht gerade auf Gegenliebe. Die Musik da schon viel eher.
Doctor Cyclops fährt nach einigen Tonträgerveröffentlichungen mit "Oscuropasso" definitiv nicht in eine Sackgasse. Das Trio weiß mit den Wurzeln ihres Rocks fachmännisch umzugehen und sorgt auf dieser Grundlage für so manche Überraschung. Handwerklich bürgen Christian Draghi, Alessandro Dallera sowie Francesco Filippini für Qualität und die Entscheidung, Enzo Draghi als Tastenmann einzubeziehen war genau richtig.
Line-up:
Christian Draghi (guitars, vocals)
Francesco Filippini (bass)
Alessandro Dallera (drums)
Additional Musicians:
Davide Zampa (lead guitar - #1)
Enzo Draghi (organ)
Tracklist |
01:Waterfalls (6:10)
02:The Monk (10:01)
03:Angel Saviour In The Cannibal House (6:52)
04:Cobweb Hands (7:18)
05:Rotten Trolls (15:50)
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