Dollars Jazzclub / 25.02.2011, Coffeehouse, Kleve
Klever Jazz Freunde Dollars Jazzclub
Coffeehouse, Kleve
25. Februar 2011
Konzertbericht
Stil: Jazz


Artikel vom 05.03.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Dollars JazzclubDollars Jazzclub: Eine Formation, die in dieser Besetzung erst zirka viermal zusammen gespielt hat. Den Bandnamen hat man nach dem Arnheimer Club Dollars benannt. Aniek Brink kommt aus dem Singer/Songwriter-Genre und sie trat schon mit vielen verschiedenen Künstlern auf. 2010 war sie im Line-up des Folkfestivals in Duisburg und ebenfalls im Vorprogramm von Wallis Bird auf der Bühne. Hans Kwakkernaat hat sein eigenes Trio, in dem Bas Reitmeijer den Kontrabass zupft. Der Dreier steht ganz im Zeichen der Musik von Oscar Peterson. Diese Combo wird vervollständigt durch Joost Zoeteman an der Gitarre. Der Saxofonist Martijn van Toor nennt seine Band Tinez Roots Club und ist ebenfalls beim niederländischen Quartett De Compaenen vertreten. Dort hat man sich mehrere Stile von Rhythm & Blues, Soul über Jump & Jive bis hin zum Latin auf die Fahne geschrieben.
Dollars JazzclubMit einem swingenden Instrumental, ohne Aniek Brink sowie Frank de Wildt, eröffnete man standesgemäß das Konzert. Da wurde schon gleich zu Beginn die Fußwippe aktiviert und van Toor zeigte, welche Qualitäten er auf seinem Saxofon vorzuweisen hatte. Mit dem Gesangsduo hob die Combo gleich ab in Richtung orbitalem Erdbegleiter. "Fly Me To The Moon" wurde mit wechselnden Lead Vocals zu einer herrlichen Swing-Groove-Nummer umgestaltet und der Schlagzeuger Frank de Fries sorgte im folgenden Blues für feinste Rhythmuswechsel. Das Saxofon servierte "Pink Panther"-Atmosphäre und de Wildt hatte mittlerweile seine weiße Halbakustische geschultert. Mit dem coolen Slow-12-Takter war das Sextett bereits am Gig-Anfang auf dem besten Weg, das Publikum in null Komma nichts zu erobern.
Dollars JazzclubDas ständig wechselnde Line-up sorgte für zusätzliche Unterhaltung. So stand van Toor bei der nächsten Nummer im Spotlight und für sein inspiriertes Solo bekam er mächtig Szenenapplaus. Das war schon grandiose Musik, die der Dollars Jazzclub zu bieten hatte. Was die Song-Auswahl anging, mussten die Zuschauer das Kollektiv als unberechenbar einstufen. Ungläubig schaute ich wohl drein, als de Wildt "It's My Life" (ja ja, der Bon Jovi-Klassiker war gemeint) ankündigte. Der Rock-Song wurde so beeindruckend zu einer Jazz-Nummer umgeformt und mit einem wunderschönen Piano-Solo von Hans Kwakkernaat wurde das Stück auch noch garniert. Respekt!
Wieder verließen Musiker die Bühne: Zunächst nur von Kwakkernaat begleitet war es nun Brink-Time. Mit einer berührenden Ballade aus eigener Feder sorgte sie für ein Highlight des Auftritts. Ihre klare, wie auch etwas angeraute Stimme hatte gerade jetzt besonderen Gänsehaut-Charakter, weil sie solo sang. Aniek Brink lebt die Musik über ihre ausdrucksstarke Stimme, für die sie hier an und für sich gar kein Mikrofon benötigt hätte. Dann stiegen Bassist Bas Rietmeijer und de Fries (mit Jazzbesen) sanft in den Song ein. Das Piano-Solo war herrlich perlend und konnte als ein erster Frühlingsbote bezeichnet werden.
Dollars JazzclubViele Kompositionen waren wie geschaffen für das Gesangsduo. Brink und de Wildt sangen gemeinsam oder übernahmen einzelne Strophen solo. "All Of Me" sowie die Gershwin-Nummer "Summertime", von Dollars Jazzclub mit Blues-Auslage vorgetragen und feiner Vocal-Akrobatik aus zwei Kehlen als Sahnehäubchen, beendeten den vorzüglichen ersten Set.
Nur vom hinlangenden Rock'n'Roller "Hot Tin Roof", in dem de Wildt den Brian Setzer machte, wurde zu Beginn der zweiten Runde Ray Charles die Ehre erwiesen. "Hallelujah, I Love Her So" und "Georgia On My Mind" waren bemerkenswerte Verneigungen vor dem Sänger und Pianisten. Spätestens mit dem Fairground Attraction-Pop-Knüller "Perfect" war klar, dass die Band ein großartiges Händchen für Interpretationen hatte. Weitere Belege dafür folgten durch die Irving Berlin-Film-Nummer "Cheek To Cheek", in der Brink sowie de Wildt dann auf der Bühne auch noch eine Tanzeinlage auf die Bretter legten. Ach, es war einfach herrlich, wenn der Sänger auch noch Louis Armstrong imitierte!
Dollars JazzclubDanach läuteten aber alle Alarmglocken im Coffeehouse. Reitmeijer und de Fries rockten plötzlich gleich zwei Mal saustark zu den von de Wildt gespielten bekannten ersten Riffs aus Nirvanas "Smells Like Teen Spirit". Wow! Aber dann verfrachtete man dieses Stück in den Jazz und machte zumindest den Berichterstatter sprachlos vor Freude. Die Wortlosigkeit paarte sich mit blanker Ungläubigkeit, als de Wildt einen Song einer deutschen Band ankündigte. Da hätte ja nun alles Mögliche folgen können. Aber dass man sich ausgerechnet für die synthetische Disco-Nummer "Sunny" von Boney M. entschieden hatte, haute dem Fass den Boden aus. Genau so war es dann allerdings mit Dollars Jazzclubs mehr als gelungener Jazz-Lesung.
Dollars JazzclubWie geschaffen für das Duo war "They Can't Take That Away From Me" und dann folgte eine teuflisch gute Nummer mit diabolischen Soli. In der ersten Pause hörte man Stimmen aus dem Publikum, die "Summertime" zum bisherigen Favoriten kürten. Zu dem Zeitpunkt hatten wir die absolute Gänsehaut-Version von "Fever" aber noch nicht gehört. Aniek Brink, nur vom Kontrabassisten Reitmeijer begleitet, sorgte mit ihrer emotionalen Stimme, was den Gesang betraf, für den Höhepunkt des Konzerts. Da ließ sich de Wildt nicht zweimal bitten ... für sein Solo am Mikrofon wurde de Fries als instrumentaler Partner erkoren und es dauerte gar nicht lange, bis der Drummer mit seiner Solo-Einlage zur Stelle war. Von Sprachlosigkeit sowie Ungläubigkeit war ja schon die Rede. Jetzt blieb einem auch noch die Spucke weg. Mit akrobatischen Jonglier-Einlagen flogen die Sticks nicht nur über die Felle und Becken, sondern auch durch die Luft. Dieses Schlagzeug-Solo wird man so schnell nicht vergessen. Super!
Dollars JazzclubDann hatte es sich der Dollars Jazzclub wieder im Blues gemütlich gemacht mit "Love Me Like A Man" ging es auf Mitternacht zu. Gespickt war das Stück mit einem tollen Frage-Antwort-Teil von van Toors Saxofon und de Wildts Gitarre. Kwakkernaat hatte eine Boogie Woogie-Einlage parat und das Konzert wurde perfekt mit "Wonderful World" abgerundet. Nach diesem Gig war eine Zugabe quasi Pflicht und die Band ließ sich nach Standing Ovations auch nicht lange bitten.
Die Klever Jazzfreunde e.V. haben mit Verpflichtung von Dollars Jazzclub ein erlesenes Händchen gezeigt und in dieser Gruppe verschmelzen geniale Einzelkönner zu einer tollen Combo. Ihre Musik servierten sie auch noch mit dem einen oder anderen Augenzwinkern. Chapeau!
Wir bedanken uns bei Steven Decorte von den Klever Jazzfreunden e.V. für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Aniek Brink (vocals)
Frank de Wildt (vocals)
Hans Kwakkernaat (piano)
Martijn van Toor (saxophone)
Bas Rietmeijer (upright bass)
Wim de Vries (drums)
Bilder vom Konzert
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