Was tun, wenn eine Band das Rentenalter erreicht hat und der Jungbrunnen der Kreativität nicht mehr allzu reichhaltig sprudelt? Völlig klar: Die alten Hits noch mal durchnudeln - egal, ob die olle Kamelle bereits seit langem angelutscht und klebrig sind! So weit, so bekannt, so langweilig... doch glücklicherweise keine Gesetzmäßigkeit!
Die Doobie Brothers, von denen man seit dem tollen 2010er Album "World Gone Crazy" nicht mehr viel gehört hat, wählen mit "Southbound" einen völlig anderen, sehr erfrischenden Ansatz. Die vier Freunde gerollter alternativer Rauchwaren unterzogen zwölf ihrer größten Hits, darunter einige echte Smashs, einer gewaltigen Frischzellenkur, indem sie die beiden Nachfolgegenerationen mal machen ließen. Einige Superstars sowie zahlreiche bekannte Musiker aus dem Country-Genre übernahmen auf "Southbound" die Federführung. Die drei Rest-Doobies plus Michael McDonald (aka MMD) sangen dabei zumeist nur Background-, ganz selten einmal die Lead Vocals und dann auch höchstens als Duettpartner. Noch rarer machten sich die in Würde ergrauten Herren an ihren angestammten Instrumenten, sodass man zwölf Songs zu hören bekommt, die zwar wohlvertraut und trotzdem völlig neu klingen.
Alle beteiligten Musiker namentlich zu erwähnen, wäre eine wahre Sisyphusarbeit, zumal die Einträge (zu allen Songs) im Booklet schwer lesbar sind. Die glücklichen Käufer dieser außergewöhnlichen Scheibe dürfen sich auf die Crème de la Crème der Countryszene freuen und werden es sicherlich genießen, zu den Klängen von "Listen To The Music" im nett aufgemachten Heftchen zu versinken.
Dabei ist "Southbound" nicht - wie man jetzt vermuten könnte - ein reines Countryalbum geworden. Nein, es klingt nicht nur absolut nach den Doobie Brothers, sondern transportiert genau die 'Vibrations', die man von den vier lässigen Kaliforniern erwartet. "Southbound" ist somit mehr als eine 'gewöhnliche' Hommage an eine große Band.
Zac Brown, wohl derzeit DER Anti- und Superstar Nashvilles, haucht mitsamt seiner Band dem eröffnenden Klassiker "Black Water" neues Leben ein. Der Bluegrass-Tausendsassa Aubrey Haynie brilliert hier mit einer omnipräsenten, unglaublich sphärischen Fiddle. Das ist in meinen Augen das Stück, das am stärksten durch die beteiligten Musiker (sechzehn, allein hier!) beeinflusst wurde. "Listen To The Music" klingt da schon wesentlich vertrauter, mit der außergewöhnlichen Stimme des Gold- und Platinsammlers Blake Shelton vorgetragen. Nicht jedem gefällt dieses Goldkehlchen hundertprozentig, aber Shelton ist derart angesagt, dass er solche Urteile locker aushalten kann. Das blutjunge Riesentalent Hunter Hayes steuert zwei flirrend-heiße Soli bei...
"What A Fool Believes" stellt sich als (der befürchtete) Soloauftritt von MMD heraus. Zum Glück begleitet ihn die sensationelle Sara Evans als Duettpartnerin und reißt die Kastanien somit für den 'ollen Schmalz-Heini' aus dem Feuer. Gleiches gilt im Übrigen für "Takin' It To The Street", wobei hier Stephen Barker Liles und Eric Gunderson, aka Love And Theft, rettend eingreifen.
Es tut mir leid, werte Leser, dass ich hier Song by Song besprechen muss - aber die Namen der Beteiligten gebieten es in diesem Ausnahmefall. Oder soll man etwa Toby Keith und Huey Lewis unter den Tisch fallen lassen?? Ersterer singt ein phantastisch-dynamisches "Long Train Runnin'" - für nicht wenige DIE Doobies-Nummer schlechthin - letzterer trötet ein beseeltes Harp-Solo dazu. Diese Energie wird nahtlos in "China Grove" transferiert, das Chris Young mit gewöhnungsbedürftiger, aber den Grundcharakter des Songs gut transportierender Stimme vorträgt. Das Riesentalent Casey James bekommt in "Jesus Is Just Alright" seinen großen Auftritt, auch an der Lead-Gitarre - glänzend wird der Mittelteil, überaus Floyd-lastig, neu interpretiert!
Die restlichen vier Stücke von "Southbound" überraschen, weil mir dort bis dato zwar die Namen der Sänger, nicht aber ihre Stimmen bekannt waren. Der junge Tyler Farr peitscht gnadenlos den glutvollen Rocker "Take Me In Your Arms" voran, während der noch jüngere Charlie Worsham sich in "Nobody" vortrefflich profilieren kann. Jerrod Niemann verpasst der stimmungsvollen Ballade "South City Midnight Lady" den genau richtigen Schmelz, während Amanda Sudano Ramirez - die eine Hälfte des Duos Johnnyswim und Tochter von Donna Summer - gegen MMD in den Schmalztopf von "You Belong To Me" greifen und in diesem Fall versuchen muss, zu retten, was noch ansatzweise in Sicherheit zu bringen ist....
"Southbound" ist weit mehr als nur das nächste Best-of-Album einer weiteren Rocklegende. Jung trifft Alt - das Who-is-who Kaliforniens auf das Pendant des Südostens. Wenn sie nicht einfach nur aufgewärmt werden, machen uralte Klassiker richtig Spaß - einzig MMDs (Solo-)Präsenz verhindert die Tipp-Grafik.
Beide Daumen hoch für die Doobie Brothers - ohohooo, and listen to their music!!
Line-up:
Pat Simmons (lead and background vocals, lead and acoustic guitar)
Tom Johnston (lead and background vocals, lead and electric guitar)
John McFee (lead and background vocals, autoharp, banjo, lead guitar, resonator slide guitar)
Michael McDonald (lead and background vocals)
...and a shedload of famous musicians!
Tracklist |
01:Black Water (with Zac Brown Band)
02:Listen To The Music (with Blake Shelton and Hunter Hayes on guitar)
03:What A Fool Believes (with Sara Evans)
04:Long Train Runnin' (with Toby Keith and Huey Lewis on harp)
05:China Grove (with Chris Young)
06:Takin' It To The Street (with Love And Theft)
07:Jesus Is Just Alright (with Casey James)
08:Rockin' Down The Highway (with Brad Paisley)
09:Take Me In Your Arms (with Tyler Farr)
10:South City Midnight Lady (with Jerrod Niemann)
11:You Belong To Me (with Amanda Sudano Ramirez and Vince Gill on guitar)
12:Nobody/Intro
13:Nobody (with Charlie Worsham)
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