»Jim Morrison am Leben zu erhalten, brachte mich fast um…..« (Zitat: Danny Sugerman, Freund, Bandbiograf und späterer Manager der Doors)
»Morrison war der Popstar der Sechziger schlechthin, ein rätselhafter, egoistischer Playboy mit einem Hang zu philosophischer Selbstversenkung und hautengen schwarzen Lederhosen. Ein Held der Gegenkultur, der die Grenzen seiner Belastbarkeit auslotete, der seine düstere Seite einem jungen Publikum entblößte, das sich gerade erst von der Attacke eines Bob Dylan und einer Band namens Rolling Stones erholte[]… Ein Intellektueller im Schlangenhautdress, fand Morrison stets, er habe etwas anderes verdient, als bloß ein billiger, aufgedonnerter Popstar zu sein - er hofierte Filmemacher und Poeten, sah sich selbst als eine Art moderner Renaissancemensch, dem keiner gleichkam. Und das war schließlich sein Ruin…« (Zitat: "Jim Morrison - Poet und Rockrebell" von Dylan Jones)
Viel wurde schon geschrieben und veröffentlicht - Biografien, Artikel, Live-Mitschnitte, Rocklexika usw. und auch im Internet gibt es alles über die legendäre Band mit ihrem charismatischen Frontman Jim Morrison zu erfahren, der behauptete, den Geist eines verstorbenen Indianers in sich zu tragen und sich aus diesem Grunde als Schamane sah. Der auch als sehr belesen galt, Nietzsche verehrte, und dessen IQ mit 149 angegeben wird. Morrison war ein Dichter, der seine, manchmal zornigen, wilden Lyrics von den Bandmitgliedern kunstvoll in Musik verpacken ließ. Die Doors verstanden es auf wunderbare Weise, Poesie und Rock'n'Roll miteinander zu verknüpfen. Und sie verstanden es auch, auf der Bühne zu improvisieren, sich den Launen 'ihres Schamanen' anzupassen, wenn er mal wieder, völlig zugedröhnt, ins Uferlose abdriftete. Das aber wurde mit der Zeit zu einer regelrechten Belastungsprobe für die gesamte Band.
»Als Jim Morrison 1971 in Paris unter mysteriösen Umständen starb, war er längst eine Kultfigur. Sein aggressives Leben zwischen Starruhm und Selbstzerstörung, seine provozierenden Songs und Gedichte machen ihn bis heute zum Idol der Gegenkultur. Die Platten seiner legendären Band The Doors werden jährlich millionenfach verkauft… .« (Zitat: "Jim Morrison - Poet und Rockrebell" von Dylan Jones).
Ich würde sagen, er war ein Mensch, der ständig auf der Suche war, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und er strebte verbissen danach, endlich dauerhaft anzukommen, endlich 'zu Hause' zu sein. Sein Wunsch hat sich (leider auf makabre Weise) erfüllt.
Diesen Platten und diversen DVD-Veröffentlichungen wird nun ein weiteres Teil hinzugefügt, nämlich "The Doors - Collectors's Edition" - drei DVDs im schicken Pappschuber, die aber bereits 2005 unter dem Titel "The Legend" bzw. auch einzeln veröffentlicht wurden. Rentenaufbesserung für die noch verbliebenen Doors-Mitglieder also? Lassen wir es mal dahingestellt.
Die erste DVD, "Live In Europe 1968" hat absolut nichts mit einem Live-Konzert-Mitschnitt im eigentlichen Sinne zu tun. Es sind Zusammenschnitte der Europa-Tour 1968, also Ausschnitte verschiedener Konzerte in London, Frankfurt, Stockholm und Amsterdam, versehen mit Kommentaren von Paul Kantner und Grace Slick ( Jefferson Airplane), die damals mit den Doors auf Tour waren, gewürzt mit verschiedenen Backstage-Szenen - eine Art Dokumentation also.
Den Abschluss der DVD (nach gut 58 Minuten übrigens) bildet der Besuch von Manzarek, Densmore und Krieger an Jim Morrisons Grab, umringt von einen riesigen Fanpulk, um dem Verstorbenen zu gedenken. Sehr schön zu sehen, dass das Grab tatsächlich zu einer richtigen Pilgerstätte mutiert ist.
»…und jedes Jahr pilgern Tausende von Fans zu seinem Grab in Paris.«(Zitat: " Jim Morrison - Poet und Rockrebell" von Dylan Jones).
Sowohl die Ton- als auch die Bildqualität der Live-Aufnahmen, diese natürlich in schwarz-weiß, lassen stellenweise aber sehr zu wünschen übrig. Ich finde, dass dieses Teil recht lieblos zusammengestellt und bearbeitet worden ist. Schade eigentlich.
"No One Here Gets Out Alive": Ein Tribute an Jim Morrison.
Densmore, Krieger, Manzarek, Producer Paul Rothchild, Biograf und Manager Danny Sugarman sowie Buchautor Jerry Hopkins kommen zu Wort und erzählen sehr ehrlich über den Aufstieg und Niedergang der Doors sowie über die Kapriolen und permanente Selbstzerstörung ihres Fronters, der nicht nur bis an seine eigenen Grenzen ging, sondern auch die des Publikums und seines gesamten Umfeldes bis zum bitteren Ende auslotete, dem es immer wieder ein Vergnügen war, sein Umfeld zu schocken. Niemand wusste, was einem als nächstes blühte.
Dazu gibt es immer wieder Live-Szenen sowie ungekürzte Versionen von "Touch Me", "The Changeling" und "L.A. Woman", und alles pendelt zwischen schwarz-weiß- und Farbaufnahmen. Besonders angenehm die Chapter-Selection sowie die Sprachwahl (Untertitel).
Übrigens, wer es bis jetzt noch nicht wusste: "The End" ist der Soundtrack zu dem Antikriegsfilm "Apocalypse Now".
Diese recht kurzweilige DVD ist aber leider schon nach 60 Minuten zu Ende.
"Soundstage Performances", hier werden drei - wenn man so will - Fernsehauftritte geboten: Toronto 1967 mit einer "The End"-Performance, ein kurzes Set für das dänische Fernsehen (Europe 1968) sowie ein weiteres, etwas längeres in einem New Yorker TV-Studio (1969), wo Morrison bereits mit Vollbart zu sehen ist. Eingerahmt sind diese Auftritte mit Interviews aus den Jahren 68/69 mit Morrison und den Doors sowie mit den Herren Densmore, Krieger und Manzarek aus dem Jahr 2002, wo man zum Beispiel die Entstehungsgeschichte einiger Songs erfährt. Als sogenanntes i-Tüpfelchen ist auch noch eine interessante Fotogalerie zu bewundern. Alles in allem zwei Stunden Doors pur also.
Fazit: Wer noch nichts von den Doors hat, für den liefert diese Box sicherlich ein tolles Zeugnis ihrer Kreativität und gewährt einige kleine Einblicke in die Gefühlswelt Jim Morrisons sowie über die Ansichten der verbliebenen Bandmitglieder über The Doors und ihren ehemaligen Fronter.
Eine Frage bleibt auch nach dieser Dokumentation unbeantwortet: Ist Jim Morrison tatsächlich am 03.07.1971 gestorben? Es gibt ja viele, die bis heute nicht an seinen Tod glauben (wollen). Selbst Ray Manzarek trug nicht gerade zum Abschwächen der Spekulationen bei und äußerte sich einmal so: »"Wenn es jemanden gibt, der in der Lage wäre, seinen eigenen Tod zu inszenieren, inklusive getürkter Sterbeurkunde und einem 150 Pfund Sandsack im Sarg, um dann zu verschwinden, dann ist es Jim Morrison.«
Lassen wir Jim einfach noch einmal zu Worte kommen: »Sagen wir einfach, ich habe die Grenzen der Realität ausprobiert. Ich war neugierig, was passieren würde. Es war reine Neugier, sonst nichts.«
Tracklist |
DVD 1: Live In Europe 1968
01:Light My Fire
02:Love Me Two Times
03:Back Door Man
04:Spanish Caravan
05:Hello, I Love You
06:When The Music's Over
07:Unknown Soldier
08:Light My Fire (II)
09:Five To One
10:Alabama Song
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DVD 2: No One Here Gets Out Alive
Mit Ausschnitten von:
01:Five To One
02:Back Door Man
03:Celebration Of The Lizard
04:The End
05:Moonlight Drive
06:Crawlin' Kingsnake
07:Unknown Soldier
08:People Are Strange
09:Light My Fire
10:When The Music's Over
Komplette Performances von:
01:Touch Me
02:The Changeling
03:LA Woman
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DVD 3: Soundstage Performances
01:The End
02:Whiskey Bar/Alabama Song
03:Back Door Man
04:Texas Radio & The Big Beat
(The WASP) / Love Me Two Times
05:When The Music's Over
06:Unknown Soldier
07:Tell All The People
08:Wishful Sinful
09:Build Me A Woman
10:The Soft Parade
Bonusmaterial:
The Doors Talk 2002 - Ray Manzarek,
John Densmore and Robby Krieger
Photogalerie
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Externe Links:
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