Andrew Doe & John Tobler (Hg.)
The Doors - In eigenen Worten
In eigenen Worten Vorwort von Heinz Rudolf Kunze
Aus dem Amerikanischen von Clemens Brunn
136 Seiten, gebunden
20 Schwarzweißfotos
Medium: Buch
Erschienen im Palmyra Verlag, 2001
ISBN 3-930378-35-3, EUR 17,90


Buchbesprechung vom 26.12.2006


Norbert Neugebauer
Der mir nach Neil Young zweite vorliegende Band der Reihe "In eigenen Worten" kommt nicht an den Vorgänger heran. Vielleicht liegt's einfach daran, dass die Karriere der außergewöhnlichen Band natürlich wesentlich kürzer war und schon 35 Jahre vorbei ist (mit Jim Morrison). Neben den Kommentaren der vier Doors-Mitglieder werden zu den einzelnen Themenkapiteln auch Medienzitate jener Zeit herangezogen. Während sich bei dem verqueren Young ein doch sehr kompaktes Bild ergibt, bleibt es bei den L.A.-Rockern eher bei einem Puzzle, aus dem der Leser nur jeweilige Segmente fügen kann. Mir scheint, dass im ersten Fall der Herausgeber nicht nur den Protagonisten bestens kennt, sondern auch sehr zielstrebig und gekonnt auf ein Portrait hingearbeitet hat. Das fehlt mir bei den Doors. Die Geschichte des Quartetts wurde nicht nur in ihrer aktiven Zeit oft genug erzählt, bis heute umgibt sie ein Mythos, der natürlich in erster Linie mit Jim Morrison und dessen Tod in Paris zusammenhängt.
Dass die Doors jedoch eine herausragende Band mit vier gleichberechtigten Musikern bildeten, das wird aus allen Aussagen deutlich. Morrison war zwar der Magier auf der Bühne, der Katalysator, das Idol und auch die Verkörperung seiner metaphernreichen Texte. Jedoch erst im Bandkontext konnte er sich so entfalten. Die Doors waren ständig auf der Bühne, fast täglich in zunächst kleineren Clubs. Dort zelebrierten sie ihre Magie zusammen mit dem Publikum, das voll auf Morrisons Show abfuhr und mit ihm nicht nur auf musikalische Trips ging. Die Gruppe war der Inbegriff der psychedelischen Musik, aber auch die Gegenwelt der naiven Blumenkinder, die dunkle Seite der Rockmusik der Spätsechziger.
Durch ihre Auftritte hatten sie eine enorme Routine, die sich auch bei der Aufnahme ihres ersten Albums auszahlte. Mit dem passenden Produzenten gelang es in nur wenigen Studiotagen, den typischen Doors-Sound einzuspielen. Bis "L.A. Woman" blieb es auch für die Musiker selbst das kraftvollste und gelungenste Werk, während die dazwischen liegenden Studioveröffentlichungen durch verschiedene Einflüsse eher als durchwachsen angesehen wurden. Überraschend ist, dass nach dem offiziellen Ausstieg Morrisons Pläne für eine weitere gemeinsame Platte bestanden.
Das Ende der Doors kam durch den Selbstzerstörungstrip ihres Frontmans, die durch dessen unberechenbare Auftritte mittlerweile landesweit ins Visier der Polizei genommen wurden. Morrison wurde dann nach einem Auftritt in Miami wegen Exhibitionismus angeklagt und entzog sich durch seine Flucht nach Paris. Was auf der Bühne eigentlich geschah, wussten anschließend angeblich selbst weder er noch seine Kollegen.
Über den Tod Morrisons in seinem Pariser Hotel, wo er zusammen mit seiner Freundin wohnte, erfährt man nichts Neues. Die offizielle Todesursache 'natürlicher Tod durch Herzstillstand' wird nicht ernsthaft angezweifelt, auch wenn keine Obduktion vorgenommen wurde. Da die Freundin jedoch völlig gebrochen war, schloss die Band, dass tatsächlich ein toter Morrison in dem zugelöteten Sarg lag und sich nicht einfach in Luft aufgelöst hatte oder noch heute irgendwo auf einer Südseeinsel hockt.
Zwar wurde "An American Prayer" mit seinen Gedichten als posthumes Doors-Werk 'in seinem Geist' eingespielt, aber für eine würdigere Grabstätte in Paris hat es bis heute nicht gereicht. Dass der Rest danach unter dem Namen nur noch Mist fabriziert hat, wird nicht verhehlt.
Als Reflektion jener wilden Zeiten und der Rolle einer der maßgeblichsten Bands der Psychedelic Music sowie eines der schillerndsten Stars des Rocks ist das Buch aufschlussreich, aber es gibt sicher bessere Portraits. Die ausgezeichneten Schwarzweiß-Portraits zeigen die Veränderungen während der Karrierezeit. Was das Vorwort ausgerechnet des deutschen 'Oberlehrers' Kunze mit seiner postpubertären Erleuchtung und Schwärmerei von »Eigentlich haben sie ihre eigene Welt geschaffen, sie gehören nirgendwo hin: keine amerikanische und keine britische Band klingt so wie sie« soll, hinterlässt bei mir meterhohe Fragezeichen. Da könnte sich auch Kurt Beck über die Freuden der Enthaltsamkeit auslassen...
Kapitel
01:Vorwort
02:Einleitung
03:Die Anfänge
04:Die Platten
05:Live
06:Miami
07:Paris und die Folgen
08:Was wäre, wenn…?
09:Die Doors über die Doors
10:Politik und Film
11:Sex and Drugs and Rock'n'Roll
12:Was es heißt, Jim Morrison zu sein
13:Anhang: Interviews
14:Bildlegenden
15:Bildnachweis
16:Diskographie
17:Geffen Records
18:Bibliografie
19:Bildnachweis
20:Diskographie
Externe Links: