Doors / L.A. Woman - 40th Anniversary Edition
La Woman 40th Anniversary Spielzeit: 48:33 (CD 1), 51:21 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Rhino Records/Warner Music Germany, 2011, Elektra Rcords 1971
Stil: Rock


Review vom 03.02.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Lang, lang ist es her. Damals, im Jahr 1971 verbrachte ich einen Teil meiner Ferien bei meinen Großeltern in England. Zu solchen Anlässen hatte ich immer eine randvolle Liste mit LPs, die ich mir kaufen wollte. Mein gespartes Geld reichte da bei Weitem nicht aus, aber Oma und Opa waren ja großzügig und steckten dem Jungen ein paar Pfund in die Hand. Dennoch war im Beutel zu wenig Geld, um den Einkaufszettel komplett abzuarbeiten. "L.A. Woman" stand ganz oben auf dem Blatt und ich war nach meiner Rückkehr stolz, dass ich der einzige in meinem Freundeskreis war, der die Vinyl-Scheibe mit diesem Folienfenster im Cover hatte. Darauf waren die vier Musiker abgebildet und erst durch die gelbe Innenhülle ergab sich der Effekt, den man nun auf der Jubiläumsausgabe (oder auch anderen Wiederveröffentlichungen) zum vierzigjährigen Erscheinen sehen kann. Ray Manzarek war mein heimlicher Star der Doors. Morrison sang eh göttlich. Beim Tanzen spielte ich keine Luftgitarre, sondern ahmte Manzarek nach.
"L.A. Woman", es sollte die letzte Platte mit Jim Morrison sein. Schon bei der Ankündigung der besonderen Ausgabe bekam ich eine Gänsehaut und als sie auf meinem Schreibtisch lag, lief die erste CD des aktuellen Doppeldeckers mit heftiger Lautstärke. Die Begeisterung war ungebrochen, aber mein Kopf war leer. Selten fällt mir nichts zu einer Platte ein. Vielleicht noch mal ein Rückblick, denn wer konnte damals ahnen, dass es auf dieser Scheibe Songs gibt, die zu echten Klassikern wurden. Zum Beispiel "Riders On The Storm". Oder "Love Her Madly" oder das Titelstück selbst. Vor einundvierzig Jahren waren diese Nummern klasse, aber die Nadel meines Plattenspielers hinterließ viel mehr Spuren bei dem stampfenden "Been Down So Long", der Killer-Nummer im Zeitlupentempo "Cars Hiss By My Window", dem psychedelisch angehauchten "L'America" oder dem mächtig groovenden "The WASP (Texas Radio And The Big Beat)". Bei diesem Stück wurde abgezappelt.
Heute sieht man "L.A. Woman" als einen Meilenstein, einen Klassiker in der Doors-Geschichte an. Zustimmung... ohne Einschränkung. Dabei ist es mir völlig schnurzpiepegal, dass die Fest-Ausgabe mit etwas Verspätung auf den Markt kommt. Schließlich gibt es etwas zu feiern und dafür ist es nie zu spät. Außerdem will ich mich auch nicht tiefschürfend mit dem Thema auseinandersetzen, ob auf die vorliegende Platte noch weiteres Material gehört. Original ist Original. "L.A. Woman" ist so schön bluesig...
Die beiden Silberlinge befinden sich in einem Digipak und das Booklet ist, neben einigen Fotos, mit einem fünfseitigen Text um die 'Frau aus L.A.' gefüllt. Sehr interessant geschrieben hat ihn David Fricke, der, wie es am Ende heiß: »has written for Rolling Stone for more than 30 years.« 'Ende' ist auch das Stichwort für Morrison, der in "Hyacinth House" »I need a brand new friend/The end« singt. Das Stück "L.A. Woman" hat für mich einzig und alleine Bezüge zum Sänger, auch weil »Mr. Mojo Risin'« ein Anagramm für Jim Morrison ist. "L.A. Woman" ist Morrisons musikalischer Abschiedsbrief.
Bei der zweiten CD warten sieben 'alternate versions' auf den Hörer. Diese Scheibe ist eine echte Zugabe. Man hat die einen oder anderen Studiogespräche mit verwertet und wenn die auf dem Original erschienenen Tracks einem so in Fleisch und Blut übergegangen sind, dann kommt zum Beispiel "Cars Hiss By My Window" noch krasser, noch intensiver vor. Das ist Blues der Extraklasse! Bei "Riders On The Storm" hat man 'Take 9' und 'Take 10' gleich zusammengelassen, denn der neunte Versuch ist ziemlich kurz. Zunächst singt Morrison den Song "Ridin' Down A Trail To Albuquerque", imitiert dann ein Gewitter, schlägt sofort vor, ein Richtiges für den Song zu nehmen und dann hört man es auch schon.
Zum ersten Mal wird der Doors-Song "She Smells So Nice" veröffentlicht. Die Combo gibt sich funkig und mit Country-Feeling. Man hat wohl alle technischen Möglichkeiten der heutigen Zeit genutzt, um den Gesang des Frontmannes klanglich in die Spur zu bekommen. Dennoch ist er nicht frei von Fremdgeräuschen. Die Muddy Waters-Nummer "Rock Me" ist eine sehr gelungenen Interpretation, die viel eher einer Improvisation gleichkommt. Die letzten zwei Minuten sind so etwas wie ein offenes Ende, völlig losgelöst von der Vorlage.
Aus meiner Sicht gehört "L.A. Woman - 40th Anniversary Edition" in die Platten-Sammlung.
Line-up:
Jim Morrison (vocals)
Robby Krieger (guitar)
Ray Manzarek (piano, organ)
John Densmore (drums)
Jerry Scheff (bass)
Marc Benno (rhythm guitar CD 1 - #3,4,5,8, CD 2 - #3,4,6)
Tracklist
CD 1:
01:The Changeling (4:24)
02:Love Her Madly (3:39)
03:Been Down So Long (4:44)
04:Cars Hiss By My Window (4:58)
05:L.A. Woman (7:59)
06:L'America (4:34)
07:Hyacinth House (3:13)
08:Crawling King Snake (5:01)
09:The WASP (Texas Radio And The Big Beat) (4:16)
10:Riders On The Storm (7:08)
(all songs by The Doors except #8 by John Lee Hooker)
CD 2: Previously Unissued
01:The Changeling [Alternate Version] (4:45)
02:Love Her Madly [Alternate Version] (3:59)
03:Cars Hiss By My Window [Alternate Version] (4:42)
04:L.A. Woman [Alternate Version] (8:50)
05:The WASP (Texas Radio And The Big Beat) [Alternate Version] (5:37)
06:Been Down So Long [Alternate Version] (4:53)
07:Riders On The Storm [Alternate Version] (9:11)
08:She Smells So Nice (4:41)
09:Rock Me (4:30)
(all songs by The Doors except - #9 by Muddy Waters)
Externe Links: