Alle Jahre wieder… - man merkt, es geht auf Weihnachten zu und schon reagiert die Musikindustrie hysterisch und haut Veröffentlichungen raus, die mal mehr, mal weniger Sinn machen. Die Ideen sprudeln nur so und man lässt sich viel einfallen, um dem musikinteressierten Konsumenten die 'Euronen' aus der Tasche zu ziehen. Es scheint aber zu funktionieren, denn der geneigte Fan sammelt bekanntlicherweise alles, was von seinen Lieblingen auf den Markt geworfen wird, sei es das x-te Release-Album, mit oder ohne Bonustracks, die 99ste Deluxe-Box mit oder ohne Schleifchen oder was auch immer. Die Archive scheinen diesbezüglich unerschöpflich zu sein und das Geld sitzt um die Weihnachtszeit eh immer locker, sodass die Kassen ordentlich klingeln.
Besonders gut verkaufen sich nach wie vor Künstler mit großen Namen, aber noch besser die Veröffentlichungen derjenigen, die schon lange im Musikerhimmel 'spielen' wie Jimi Hendrix, Rory Gallagher oder auch der Frontman der Doors, Jim Morrison. Manches macht mehr, manches weniger Sinn und manches grenzt meiner Meinung nach schon an Leichenfledderei.
Und klar, wie sollte es auch anders sein, gerade die Doors sind immer ein Garant recht guter Verkäufe. Somit gibt es in diesem Jahr nun eine Deluxe Edition mit »einer Fülle bisher unveröffentlichter Filmaufnahmen«. Allerdings ist das kein Konzertmitschnitt, wie man auf dem ersten Blick vermuten könnte, sondern eine Ansammlung verschiedener Clips, angefangen mit frühen TV-Auftritten bis hin zu eigenen Musikfilmen, die sie kreierten, als sie ihren musikalischen Zenit erreicht hatten.
Zuerst jedoch fällt die wunderschön aufgemachte DVD ins Auge, die wie ein Buch gestaltet ist, mit herrlich farbenfrohen Linernotes, Songtexten, Fotos und interessanten Infos. Da hat man sich wirklich was einfallen lassen. Die DVD befindet sich in einem Schuber, der ebenfalls in das Hardcover eingearbeitet ist, die sich aber recht beschwerlich dort rausfummeln lässt.
Wenn man die Clips aus Anfangstagen sieht, in denen die Doors noch recht brav in schicken Anzügen und sehr hölzern vor der Kamera stehen (zu sehen in "Break On Through" vom 6. März 1967 oder auch "Light My Fire" vom 22. Juli 1967), kann man nicht glauben, dass sich daraus später eine regelrechte Skandalband entwickeln sollte, die absoluten Kultstatus erlangte. 'Schuld' daran sind natürlich in erster Linie die Eskapaden ihres Frontmannes Jim Morrison, der zwar auf der einen Seite wunderbare poesievolle Texte schmieden konnte, andererseits jedoch mit seinem aufrührerischen und selbstzerstörerischen Lebensstil für jede Menge Schlagzeilen sorgte und auch gern mal mit den Behörden in Konflikt geriet.
Es ist wirklich interessant, in die Video-Welt der 60er/70er Jahre einzutauchen: Sehr minimalistisch gehalten, oftmals lediglich nur mitgeschnittene Auftritte, aber dennoch sagen diese Clips sehr viel über die Entwicklung der Band von ihrer Gründung bis zu ihrem grandiosen Erfolg aus. Ab und zu gibt es sogar recht kreative Produktionen wie z. B. das am 25. August in Malibu gedrehte Filmchen zu "Light My Fire" sowie der sehr bizarre aber interessante Musikfilm zu "The Unknown Soldier" vom Februar 1968, in welchem der Vietnamkrieg geächtet wird. Das machte der Band zur damaligen Zeit natürlich nicht nur Freunde. Der Clip wurde sogar vom TV verbannt.
Der "Roadhouse Blues" - ein typisches Doors-Konzert, bei dem man beobachten kann, dass die Ordnungshüter alle Hände voll zu tun hatten, um die Fans daran zu hindern, auf die Bühne zu springen. Dabei wird nicht gerade zimperlich vorgegangen.
Sehenswert sind ebenfalls die Aufnahmen zu "The Changeling" sowie das witzige "Strange Days", aber auch "Crawling King Snake", "L.A. Woman" und der "Ghost Song" sind absolute Hingucker.
Natürlich kann man bei einigen Clips von Kitsch sprechen, aber es ist dennoch, im Nachhinein betrachtet, sehr beeindruckend, was man sich in der damaligen Zeit hat einfallen lassen, um die Songs der Doors ins 'rechte Licht' zu rücken.
Das Bonusmaterial ist auch sehr interessant und rundet die DVD ab. So gibt es einen Werbefilm für eine bekannte Automarke zu sehen, den die Doors mit ihrer Musik veredeln. Ebenfalls sehenswert: "Break On Through" vom Isle of Wight-Auftritt im August 1970, die Mitschnitte vom Malibu-Videoclipdreh 1967 und eine ausführliche Dokumentation, diese leider ohne deutsche Untertitel, sodass dies für Käufer, die des Englischen nicht mächtig sind, sehr ärgerlich ist.
Fazit: Abgesehen von einigen wenigen Kritikpunkten ein MUSS für alle Doors-Fans. Hier wird wirklich was geboten fürs Geld.
Line-up 1978:
Jim Morrison (lead vocals)
Robby Krieger (guitars)
Ray Manzarek (keyboard)
John Densmore (drums)
Tracklist |
01:Break On Through (To The Other Side)
02:Break On Through (To The Other Side)
03:The Crystal Ship / Interview / Light My Fire
04:Light My Fire
05:People Are Strange
06:Moonlight Drive
07:Unknown Soldier
08:Hello, I Love You
09:Touch Me
10:Wild Child
11:Roadhouse Blues
12:Crawling King Snake
13:The Changeling
14:Gloria
15:People Are Strange
16:Strange Days
17:L.A. Woman
18:Ghost Song
Bonus Feautures:
Love Thy Customer - Ford Training Film 1966
Break On Through (To The Other Side)" - Isle Of Wight Festival 1970
Breaking Through The Lens - Documentary
Commentary
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