Dot Legacy / Same
Same Spielzeit: 46:01
Medium: CD
Label: Setalight, 2014
Stil: Stoner Rock

Review vom 06.07.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Über die französische Stoner Rock-Band Dot Legacy gibt es nicht wirklich viel zu berichten. Die Biografie steckt voll von hehren Worten, die »make you jump between Stoner, Noise and even Post-Rock, often using wild and sophisticated subgenres absolved from meaning whatsoever.«
Zur musikalischen Einsortierung helfen vielleicht noch Angaben zu den Einflüssen auf Dot Legacys Facebook-Seite: Led Zeppelin, And So I Watch You From Afar, Truckfighters, At The Drive-In, Graveyard, Beastie Boys, Russian Circles.
In diesem Zusammenhang fallen die Beastie Boys wohl mit einem überraschenden Hochziehen der Augenbrauen auf. Diese Nennung macht aber in gewisser Weise Sinn, denn Dot Legacy überlagern ihren kompromisslosen Stoner Rock einmal auch mit einer Art Rap-Gesang. Dabei handelt es sich um das Lied "Pyramid". Hier lullt das Quartett den Hörer zunächst mit schwebend-psychedelischen Gitarren-Sounds ein. Dann geht es ganz tief runter bis zur staubtrockenen Grasnarbe des Genres.
Von "Gorilla Train Station" bis "The Midnight Weirdos" erweitert die Combo die Spielzeiten der Songs um einige Minuten. Dabei nimmt man in unterschiedlicher Weise das Jammen ins Visier und kann sich auch in expandierten Improvisationen widmen.
Dot Legacy weiß durch verschiedene Spielereien mit Tempo, interessanten Melodien und differenzierten Sounds zu gefallen. Die Inszenierung des Stoner Rocks funktioniert sehr gut. Das Quartett wird mit zunehmender Spieldauer immer besser. Die Vehemenz der beiden Gitarren, von John Defontaine und Arnaud Merckling bearbeitet, finden in zum Teil tief in den Sechziger- beziehungsweise Siebzigerjahren steckenden Keyboardklängen ihr ausgleichendes Echo.
Phasenweise treiben die sphärischen Sounds der schwarzen und weißen Tasten die Musik an. Insgesamt findet der Tiefton-Zupfer und Lead-Sänger Damien Quinard stets die richtigen Phrasierungen im Beckenbereich. Romain Mottier kann mit vielen differenzierten Rhythmen den Stoner Rock am Köcheln halten und einige Brückenschläge zwischen ruhig-schwebenden sowie dynamischen Teilen sind fantastisch arrangiert worden.
Manchmal erinnern die Keyboards an den seligen Jon Lord. Dot Legacy ist frech und kaltschnäuzig. Die wechseln ihr Stoner Rock-Hemd nach Belieben und "Rumbera" entwickelt sich zu einem ganz besonderen Track. Die Improvisation scheint im Vordergrund zu stehen und man singt in spanischer Sprache. Dabei ist man auch noch so draufgängerisch und in diesem Lied ist die Kapelle meisterlich unterwegs. Psychedelische Sounds aus dem Swimmingpool werden als Adrenalin-Befreier eingesetzt und diese Nummer ist wie dafür gemacht, in einem Dauer-Spin gehört zu werden.
Nach dem ersten Eindruck kam Dot Legacy gar nicht so gut an. Vermehrte Zuwendungen sorgen für freudige Effekte beim Hörer. Es werden Welten eröffnet, die man nicht ganz so oft bei Bands dieses Genres vernimmt. Die vier Musiker legen neun Songs vor, denen man sich schließlich kaum entziehen kann.
"The Midnight Weirdos" ist ein weiteres Monster an Musik. Englisch ist wieder die Ausdruckskraft der Worte und neben den vielen Effekten der Instrumente kann man über die Stimme von Damien Quintard nicht meckern. Im Verbund mit den anderen drei Bandmitgliedern, die alle für den Chor zuständig sind, wird der Gesang zu einem Punktelieferanten. Bei "The Midnight Weirdos" werden die Zylinder des Stoner Rock großformatig aufgebohrt. Musikalisches Tuning macht richtig Spaß.
Die immer wieder eingestreuten ruhigen Phasen haben eine tolle Trennschärfe und sind sehr unterschiedlich. Schließlich ist es, wie so oft ... der letzte Track kommt aus einem anderen Treibhaus. Eine akustische Gitarre begleitet einen durch die Ballade "3 AM". Die Nacht kann so schön sein, ist hier aber leider viel zu kurz. Die Formation lässt aber dennoch in den knapp zwei Minuten ein Highlight los.
Insgesamt kann man über Dot Legacy nicht meckern. Was beim ersten Hören oberflächlich rüberkam, entwickelt sich mit der Zeit zu einem Album, das diverse Tests bestanden hat. Mehr davon ...
Line-up:
Damien Quintard (lead vocals, bass)
John Defontaine (guitar,backing vocals)
Araud Mercking (guitar, keyboard, backing vocals)
Romain Mottier (drums, backing vocals)
Tracklist
01:Kennedy (4:16)
02:Think Of The Name (4:56)
03:Days Of The Weak (4:11)
04:The Passage (2:25)
05:Pyramid (5:02)
06:Gorilla Train Station (7:22)
07:Rumbera (7:26)
08:The Midnigt Weirdos (8:42)
09:3 AM (1:42)
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