Dr. John / Ske-Dat-De-Dat, The Spirit Of Satch
Ske-Dat-De-Dat, The Spirit Of Satch Spielzeit: 58:31
Medium: CD
Label: Proper Records, 2014
Stil: Rhythm & Blues


Review vom 18.11.2014


Wolfgang Giese
Der am 21. November 1940 in New Orleans geborene Dr. John heißt eigentlich Malcolm 'Mac' John Rebennack Jr.. In seinem Klangkosmos integriert er mannigfaltige Einflüsse der Musikgeschichte: Blues, Jazz, Pop, Zydeco, Cajun, Rock'n'Roll, Boogie Woogie und auch Elemente aus Afrika.
Lang ist es her, dass der Künstler bei RockTimes mit Live At Montreux vorgestellt wurde. "I Walk On Gilded Splinters" hat sich bei mir tief wie ein Voodoozauber eingenistet, »Come get it, get it, come, come, walk on guilded splinters«, so klingt es auf "Gris-Gris", seinem Debütalbum aus dem Jahr 1968. Über siebeneinhalb Minuten schlich der Song geheimnisvoll düster dahin, und etablierte ihn als einen Künstler, der mir seitdem nicht mehr aus dem Sinn ging.
Etliche Alben später und nach dem letzten Werk aus dem Jahr 2012 hat sich der Mann wieder zu Wort gemeldet. Diesmal ist es eine Widmung geworden, dem "Spirit Of Satch" wird gewürdigt. Wer es nicht weiß: Mit Satch ist Satchmo gemeint und damit wiederum ein gewisser Louis Armstrong. So, und nun wissen alle Bescheid.
Armstrong war ein Musiker, der nicht nur einfach Jazz spielte. Oft liebäugelte er mit der Popmusik, was ihm letztlich auch den großen Hit "What A Wonderful World" bescherte. Mit diesem Song startet dann auch diese Platte. Armstrong war Trompeter, so ist es selbstverständlich, dass dieses Instrument auch im Mittelpunkt einer Widmung stehen sollte. Und welch prominente und hochkarätige Schar auf dieser Platte dann auch versammelt ist: U. a. spielen an Trompete und Flügelhorn Terence Blanchard, Nicholas Payton, Arturo Sandoval, Wendell Brunious und James Andrews als Solisten.
Dr. John hat es vollbracht, dass keine seiner Versionen so klingt, als wäre sie jemals von Louis Armstrong aufgenommen worden. Lediglich "Memories Of You" weist gewisse Ähnlichkeiten auf. Auf diese Weise ist es gelungen, durch völlig neue Arrangements die Klassiker in die Moderne zu versetzen, so unter anderem durch den Einsatz von Rap-Elementen. Aus dem im Original sehr emotionalen "What A Wonderful World" ist eine flotte Uptempo-Version entstanden, die durch den Vokaleinsatz von den Blind Boys Of Alabama mit einer kräftigen Prise Gospel ausgestattet wurde. Die Geschichte um "Mackie Messer" wird im geschmeidigen Funk mit hochwertiger Schlagzeugarbeit präsentiert. Hier ist es die moderne Rap-Einlage, die sich perfekt einfügt, ebenso wie das griffige Trompetensolo von Terence Blanchard, das sich aus dem vielschichtigen Arrangement erhebt. Hierzu darf ich noch bemerken, dass die Posaunistin Sarah Morrow grundsätzlich großartige Arbeit beim Arrangieren geleistet hat. Recht skurril erscheint der dritte Song, "Tight Like This". Die kubanische Rapperin Telmary klingt hier wie ein mexikanischer Quälgeist, der laufend quasselt und eine sehr amüsante Note in das Stück bringt, das übrigens durch ein tolles Trompetensolo von Arturo Sandoval gewürzt wird.
Einige Songs treiben völlig cool dahin, wie zum Beispiel "Sometimes I Feel Like A Motherless Child", großartig gesungen von Anthony Hamilton, der das Stück zu einem gefühlvollen Soulsong umfunktioniert - in etwa im Stil eines Bobby Womack. Weniger überzeugen können mich andere Gast-Gesangsbeiträge, wie von Bonnie Raitt beim vierten und Ledisi beim achten Song. Da packt es mich dann doch eher bei "Sweet Hunk O'Trash", wenn Shemekia Copeland beeindruckend ihre kräftige Stimme erhebt. Der "Gut Bucket Blues" sollte umgetauft werden in 'Sehr Gut Bucket Blues' - ein Song, der mit verschachteltem Arrangement sehr stilvoll erklingt.
So ist letztlich ein ganz hervorragendes Album entstanden, das für mich nicht nur eine Widmung an den großartigen Musiker Louis Armstrong ist, sondern gleichzeitig ein Soloalbum von Dr. John mit ganz eigener Prägung.
Line-up:
Dr. John (vocals, piano, guitar, RMI keyboard)
James '12' Andrews (trumpet - #10)
Terence Blanchard (trumpet - #2, 9
The Blind Boys Of Alabama (vocals - #1, 9)
Carl Blouin, Sr. (baritone saxophone - #1-3,5,7,9-12)
Oliver Bonie (baritone saxophone - #4)
Wendell Brunious (flugelhorn - #7)
Shemekia Copeland (vocals - #11)
Tony Dagradi (tenor saxophone - #2,3)
Gregory Davis (trumpet - #13)
Tom Fischer (clarinet - #4)
Bernard (Barney) Floyd (trumpet - #1-7,9,10)
Bobby Floyd (Hammond B3 - #1,2,4,7-9,11)
Alvin Ford, Jr. (drums - #13)
Rex Gregory (bass clarinet - #4)
Anthony Gullage (electric bass - #2,3,6)
Anthony Hamilton (vocals - #6)
Kevin Harris (tenor saxophone - #13)
Kirk Joseph (sousaphone - #13)
Mike Ladd (vocals - #2)
Ledisi (vocals - #8)
Khari Allen Lee (alto saxophone - #1-3,9,12, flute - #4)
Roger Lewis (baritone saxophone - #13)
Eric Lucero (trumpet - #1-3,9,10,12)
Kendrick Marshall (second keyboard - #2,3,6)
The McCrary Sisters (vocals - #7,8)
Sarah Morrow (trombone - #1-7,9-13)
Ivan Neville (Hammond B3 - #4,5,10)
Roderick Paulin (alto saxophone - #10,13)
Nicholas Payton (trumpet - #1, 5)
Derwin 'Big D' Perkins (guitar - #1-13)
Ed Petersen (tenor saxophone - #1,5-7,9-12)
Bonnie Raitt (vocals - #4)
Donald Ramsey (electric bass - #4,10,12,13)
Herlin Riley (drums - #1,4,5,7-13, tambourine - #5,9,10,12)
Jamison Ross (drums - #2,3,6)
Poncho Sanchez (percussion - #3,4,11,13)
Arturo Sandoval (trumpet - #3,12)
Telmary (vocals - #3)
Efrem Pierre Towns (trumpet - #13)
Reginald Veal (acoustic bass - #1,3,6,9, electric bass - #8,11)
Nick Volz (trumpet - #12)
Jason Weaver (acoustic bass - #5,7)
Tracklist
01:What A Wonderful World (4:11)
02:Mack The Knife (6:13)
03:Tight Like This (4:52)
04:I've Got The World On A String (4:04)
05:Gut Bucket Blues (2:47)
06:Sometimes I Feel Like A Motherless Child (4:45)
07:That's My Home (3:55)
08:Nobody Knows The Trouble I've Seen (4:37)
09:Wrap Your Troubles In Dreams (6:36)
10:Dippermouth Blues (4:28)
11:Sweet Hunk O'Trash (4:19)
12:Memories Of You (5:03)
13:When You're Smiling [The Whole World Smiles With You] (2:41)
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