The Drifters / The Drifters Rock
The Drifters Rock Spielzeit: 80:57
Medium: CD
Label: Bear Family Records, 2013 (1953 - 1963)
Stil: Rock'n'Roll


Review vom 28.07.2013


Markus Kerren
Die Black Vocal Group The Drifters wurde 1953 von den beiden Atlantic Records-Mogulen Ahmet Ertegun und Jerry Wexler zusammengestellt, als das Label - das sich später zu einem Branchenriesen entwickeln sollte - noch in den Kinderschuhen steckte. Zumindest ursprünglich, denn als die erste Zusammenstellung von fünf Sängern nach Probeaufnahmen nicht wirklich Eindruck machen konnte, zog Clyde McPhatter (von dem Ertegun ein Riesenfan war und um den die Band aufgebaut werden sollte) alleine los und suchte neue Bandkollegen aus. Von da an machte es plötzlich klick und alles passte.
In noch nicht mal anderthalb Jahren, von etwa Ende 1953 bis Anfang 1955, konnten The Drifters dann stolze sieben Nummer-1-Hits in den Charts platzieren und waren überaus erfolgreich. Nicht überraschend waren da auch einige Schmachtfetzen darunter wie sie dem damaligen Zeitgeist entsprachen, aber das Spezielle an dieser Band war, dass sie auch nie Angst davor hatte, zu rocken und zu rollen. Und um genau die letztgenannte Spezies an Songs der Drifters geht es bei dieser jetzt vorliegenden 32 Tracks starken Compilation von Bärchen Records.
Aus der Phase mit dem bereits erwähnten Clyde McPhatter stammen die ersten 13 Stücke dieser Scheibe, bei denen der Lead Vocalist, der sehr viele später selbst erfolgreiche Frontmänner (z. B. Smokey Robinson oder Aaron Neville) beeinflusst hat, seine glasklare Tenorstimme - die auch ihre Gospeleinflüsse nicht verheimlichte - in die Waagschale wirft. Bei einer Band-Zusammenstellung wie dieser stehen natürlich die Gesangsparts ganz oben auf der Prioritätenliste, während die Instrumente eher eine unterstützende Rolle im Hintergrund spielen. Was aber nichts vom Spaß wegnimmt, wie Nummern der Marke "Let The Boogie Woogie Roll", "Money Honey", "Such A Night" oder "What'cha Gonna Do" unter Beweis stellen.
Nachdem McPhatter die Band zugunsten einer Solokarriere verlassen hatte, gaben sich die Frontmänner der Drifters (die bis heute aktiv sind) praktisch in fliegendem Wechsel die Türklinke in die Hand. Erster Nachfolger war Johnny Moore, gefolgt von Bobby Hendricks, gefolgt von... wobei auch das Original-Mitglied Bill Pinkney immer wieder mal die Lead Vocals übernahm. Auch der später ebenfalls solo zu Hitehren ("Stand By Me") gelangte Ben E. King war für relativ kurze Zeit in der Band. Aus der Phase mit ihm sind hier immerhin zwei Titel ("Hey Senorita" und "Baltimore", beide aus dem Jahr 1959) vertreten.
Wie bei der Bear Family üblich, wurde das Booklet auch hier wieder mehr als vorbildlich gestaltet. Zu jedem einzelnen der Tracks sind sowohl das Aufnahmedatum, die Bandbesetzung, der Aufnahmeort als auch das originale Veröffentlichungsdatum, die jeweiligen Katalognummern und der/die Komponist/en aufgeführt. Dazu gibt es sehr viele Fotos sowie mehr als dreißig Seiten über die Bandgeschichte zu begutachten. Alle Daumen nach oben für die fleißigen Recherchierer.
Letztendlich sind hier ganze 32 Rock'n'Roll-Stücke (unter denen sich auch Solo-Singles von Bill Pinkney und Bobby Hendricks sowie alternative Versionen befinden) auf einem prall gefüllten Silberling der wohl am höchsten gehandelten Vocal Group der fünfziger und sechziger Jahre vertreten, die zumeist immer noch frisch und lebendig wirken. Klar, dass man bezüglich der damaligen Produktionsmöglichkeiten Abstriche machen muss und diese mit heutigen gar nicht vergleichen kann.
Aber genau das macht auch den Charme und Reiz dieses Albums aus. Eine kleine Zeitreise zurück in die Jahre von 1953 bis 1963, die nicht nur sehr unterhaltsam ist, sondern dazu auch noch einen erhöhten Wackelfaktor bezüglich der Hüfte sowie Beine des Hörers auslöst.
Original-Line-up:
Clyde McPhatter (lead tenor vocals)
William 'Chick' Anderson (tenor vocals)
David Baughan (tenor vocals)
David Baldwin (baritone vocals)
James Johnson (bass vocals)
Tracklist
01:Drip Drop
02:Let The Boogie Woogie Roll
03:Money Honey
04:No Sweet Lovin'
05:Such A Night
06:Bip Bam
07:What'cha Gonna Do
08:Honey Love
09:Steam Boat
10:There You Go
11:Hot Ziggity
12:Ruby Baby
13:Three Thirty Three
14:Sadie My Lady
15:Try Try Baby
16:Yodee Yakee
17:Let The Boogie Woogie Roll (1996)
18:I Gotta Get Myself A Woman
19:Hypnotized
20:Baltimore
21:Hey Senorita
22:I Feel Good All Over
23:On Bended Knee
24:After The Hop
25:Honky Tonky
26:Sally's Got A Sister
27:Bip Bam (take 13)
28:Such A Night (take 5)
29:Drip Drop (alternate)
30:If You Don't Come Back
31:Itchy Twitchy Feeling
32:Suddenly There's A Valley
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