Dwellers / Good Morning Harakiri
Good Morning Harakiri Spielzeit: 41:22
Medium: CD
Label: Smallstone, 2012 (2010)
Stil: Heavy Fuzz Rock'n'Blues

Review vom 28.03.2012


Ulli Heiser
Gitarre, Bass, Schlagzeug. Das ist wie Weck, Worscht un Woi, will sagen: mehr braucht es selten. Was das Trio, bestehend aus dem Komponisten, Gitarristen und Sänger Joey Toscano, dem Basser Dave Jones und Drummer Zach Hatsis (beide Letztgenannten von Subrosa) da aus den Boxen wirft, klingt allerdings nach deutlich mehr.
Tribalartiges Drumming gleich beim Opener "Secret Revival" zu einer stark fuzzigen Gitarre und tief brabbelndem Stahlgezupfe machen klar, wohin die Reise geht.
Tief hinab in den Frequenzkeller nämlich und dabei den Verzerrer immer unter Strom halten. Dabei haben die Drei jedoch das berühmte Händchen, um nicht einfach drauflos zu hämmern, nein, "Black Bird" treibt neben Schweißperlen auf die Stirn auch monströs nach vorne. Zugute kommt den Stücken außerdem, dass sie allesamt genügend Länge haben, um das ein oder andere Mal in schwere psychedelische Blues Rock-Gefilde abzudrehen. Ja, eigentlich gibt es da einige schöne Sequenzen in Richtung schweres Blues-Jamming.
Joeys Stimme liegt perfekt auf seinen Gitarrenlicks- und -soli, während ein scheinbar wildes Tier die Felle zerfetzt. Und immer diese 'bösen' Bassläufe. Es brodelt und kracht permanent und wo andere per Tonartwechsel einen Break in die Minuten werfen, klingen die Dwellers plötzlich wie die Zeps - musikalisch als auch stimmlich. Joey läßt die Soli fliegen, während am Boden die Schwerarbeiter zu seinen Wah Wah-Attacken rackern. Das funktioniert perfekt und keine der vielen Minuten birgt irgendwo auch nur einen Funken Langeweile.
Mir scheint, auch die Bassgitarre durchläuft irgendwelche Fußpedale. Bei der "Ode To Inversion Layer" zum Beispiel ist sie regelrecht im Clinch mit dem Sechssaiter. Mehr kann ein Trio nicht reißen, als es diese Truppe tut. Neben den Zeps oder auch alten Sabbath-Zitaten blitzt immer wieder schweres psychedelisches Gewitter auf. Aber auch ruhige Tunes (selbstverständlich auch im tiefen Keller generiert) rollen einem entgegen. Gigantische Gitarrenwände zu gruftiger Stimme und einem Bassrhythmus, der mit dem powervollen Fellgegerbe sauber an eine fahrende Harley erinnert. Überhaupt ist der Sound der CD ganz klasse. Jede Nuance des Jam-artigen "Old Honey" wird wahrgenommen. Schön auch, wenn sich in "Oild Honey" aus dem fast Doom-sphärigen Kollektiv langsam eine Art spanische oder nordafrikanische Idee herausarbeitet. Joey lässt die Gitarre kotzen und Dave scheint direkt aus dem Marianengraben zu spielen. Herrje, das ist eine geile Nummer. Live müssen die Dwellers den Boden zum Kochen bringen.
Smallstone hat sich mit den Dwellers eine heiße Band ins Portfolio geholt. Laut Booklet wurde die Scheibe bereits 2010 aufgenommen. Ob sie vorher bereits erhältlich war und jetzt bei besagtem Label neu aufgelegt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber gut war das auf jeden Fall. Diese 'Kellerkinder' müssen raus ans Licht und uns ihren heavy Fuzz Rock in die Gehörgänge schieben. Man darf auf Weiteres gerne gespannt sein.
Line-up:
Joey Toscano (guitars, vocals)
Dave Jones (bass)
Zach Hatsis (drums, vibraphone)
Tracklist
01:Secret Revival (5:59)
02:Black Bird (6:28)
03:Vultures (10:11)
04:Ode To Inversion Layer (5:19)
05:Lightening Ritual (3:33)
06:Old Honey (9:52)
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