Frank Diez: If I play the Blues....Soundcheck verboten!
Im Gespräch 40 Jahre im Geschäft, 30 Jahre Maffay-Band. Was bleibt, ist die Liebe zum Blues. Diese Musik geht in seine Seele. Wir sprachen mit dem deutschen Urgestein des Blues über die Frank Diez Blues Band und das Electric Blues Duo, über seine Gitarren und Amps, aber auch über seine Diabetes-Erkrankung. Der Meister hat viel zu sagen!


Photos 2-7: © Bettina Bauer

Artikel vom 28.09.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
RockTimes: Hallo Frank, du zählst ohne Zweifel zu den meist geachteten deutschen Gitarristen. Woran arbeitest du momentan? Gibt es aktuelle Projekte, bei denen du mitwirkst?
Frank: Momentan fange ich mit meiner ersten Bluesband an zu arbeiten, die genau so spielt, wie ich mir das vorstelle. Ich habe da eine nette Runde von Musikern zusammen. Man kann es Frank Diez Band oder Frank Diez Blues Band nennen. Mit dieser Band habe ich schon 2 Gigs absolviert und jetzt werden die Planungen schon sehr intensiv. Die instrumentale Besetzung ist Hammond-Orgel, Mundharmonika, Tenor-Saxophon, Schlagzeug, Bass und eben meine Gitarre. Da ich meine Musik auch singe, ist das alles sehr spannend für mich. But it's only Rock'n'Roll (and we like it).
RockTimes: Welche Personalien spielen dabei eine Rolle? Kann man da schon Namen nennen?
Frank: Ja, der Schlagzeuger kommt aus Saarbrücken und heißt Sascha Waack, am Bass spielt Raoul Walton, an der Mundharmonika Hubert Hofherr, am Saxophon Thorsten Skringer, die Hammond Marquis de Schoelch und Keyboards Ingo Bischof. Das ist eine unglaublich geile Band. Ich freue mich wie Sau, die alle wieder zu treffen.
RockTimes: Wie kommen diese Verbindungen zustande?
Frank: Ich habe das letzte Jahr dazu genutzt, durch Deutschland zu reisen und auch als Gast in vielen Bands mitzuspielen. Ich bin dann mit ein paar Leuten immer mal länger im Gespräch gewesen. Unser Haufen hat im Grunde genommen die gleiche philosophische Grundeinstellung zum Leben. Ich hoffe, dass sich daraus ein wirklich angenehmes Musizieren entwickelt. Ich liebe es, Musik, die ich im Kopf habe, bis zur Ekstase zu interpretieren und diese Leute helfen mir dabei. Es sind ganz fantastische Musiker.
Frank Diez RockTimes: Also ist das ein Projekt, welches keineswegs kommerziell ausgelegt ist, sondern du möchtest vielmehr deine persönlichen Ziele vollenden?
Frank: Anders kann ich es ohnehin nicht machen. Ich habe eine Idee im Kopf und versuche, etwas gut zu machen. Manchmal klappt es, manchmal eben nicht. Aber wo du kommerziell sagst, das wäre ja mal schön. Aber ich kann mit Geld nicht gut umgehen. Ein sehr weiser Mann sagte mir vor vielen Jahren: »Frank, du wirst immer alles haben, was du brauchst und auch möchtest, aber niemals Geld«. Er hat Recht behalten.
RockTimes: Wie läuft die Geschichte denn in der Praxis ab? Trefft ihr euch regelmäßig zum Proben?
Frank: Also, es wird angenommen, dass jeder Beteiligte eine gewisse Musikform drauf und jeder das dazu gehörige musikalisches Grundwissen hat, so dass ein regelmäßiges Proben nicht notwendig ist. Das war eigentlich die Grundlage unseres Arbeitens, wobei die Besetzung da auch schon einmal gewechselt hat. Wir haben einmal in unserer absoluten Wunschformation am 4. Juni in Münster zu Steffi Stephans Jovel-Abschlussparty gespielt (Anm. der Redaktion: Bassist Steffi Stephan gründete und eröffnete das Jovel, eine inzwischen legendäre Location in Münster). Ich kenne die einzelnen Musiker schon über einen längeren Zeitraum aus anderen musikalischen Formationen. Alle sind Meister. Ich selbst bin dort eine Art Moderator und verbinde Klänge in einer mir angenehmen Form. Ich hoffe inständig, dass sich daraus mehr entwickelt und ich werde dieses Konzept mit Härte weiter verfolgen. Ich selbst glaube ganz fest daran und ich bin ja inzwischen auch schon über 22 Jahre alt. Und so viel Zeit bleibt da einem auch nicht mehr. Eine Betonregel habe ich von John Mayall übernommen: »Soundcheck streng verboten. Danke! Wer Musik lebt, braucht keinen Soundcheck. Das Leben ist keine Generalprobe«.
RockTimes: Du komponierst und du produzierst. Worauf legst du den Schwerpunkt?
Frank: Inzwischen ist es wieder das Spielen. Ich habe im Jahr 2005 eine Wirbelsäulenverletzung gehabt, die mich quasi 1 Jahr lang außer Gefecht gesetzt hatte. Ich war fast bewegungsunfähig und Schmerzpatient. Ich hatte aber tolle Ärzte und die Sache ist gut ausgeheilt.

Und dann ist da ja auch noch das Electric Blues Duo. Die Musik, die ich mit meinem Partner Colin Hodgkinson mache, wird immer besser. Das ist wie ein alter Bordeaux. Aber das ganze Drumherum, wie das Fliegen, die Autobahn, nachts noch abhängen, das alles wird schwieriger. Wir sind auch in einem Alter, wo die Einschläge immer näher kommen. Jetzt habe ich vor drei Tagen erst erfahren, dass der Schlagzeuger Tony Hicks, mit dem ich auch das Alex Conti-Projekt gemacht habe, an Lungenkrebs verstorben ist (Anm. der Redaktion: Tony Hicks verstarb am 12.08.2006 in Sydney). Colin und ich versuchen unsere musikalischen Ideen so klar wie möglich weiter auszuformulieren, es ist immer wieder eine Freude, ein zweieinhalbstündiges Konzert mit reinem Improvisieren und einem guten Klang zu haben und zu sehen, wie es Menschen gibt, die sich daran erfreuen.
Colin und Frank RockTimes: Hast du das Gefühl, dass du in deiner langjährigen Laufbahn etwas versäumt hast, was du nun noch mal unbedingt machen möchtest? Gibt es da etwas, wo du sagst: »Mensch, ich habe so lange Musik gemacht, aber das, was ich wirklich will, habe ich für die Fans nicht gebracht«?
Frank: Kann man eigentlich so nicht sagen, aber es gibt trotzdem etwas, was ich unbedingt machen möchte, nämlich genau dieses Bandprojekt, was ich im Augenblick anrühre. Das fehlt mir noch. Ich hatte mit Colin ja die Möglichkeit, über 20 Jahre wirklich die Roots des Blues zu spielen. Wir haben 60 Tage-Nonstop-Tourneen und solche Sachen absolviert. Und das sind natürlich schon Forderungen, die vergisst du nicht. Das Electric Blues Duo ist die Königsdisziplin.
RockTimes: Erst vor Kurzem habe ich dein Album "Berlin Blues" mit der Bärlin-Blues-Band erhalten. Wie steht es in dieser Sache? Können wir da zukünftig noch mehr von erwarten?
Frank: Die Sache mit Alex Conti hat auch eine längere Vorgeschichte. Der Gitarrentechniker "Goethe", mit dem ich schon seit über 25 Jahren zusammen arbeite und der Bandmitglied und ein wirklich guter Freund ist, der sagte mal zu mir: »Frank, du machst so viele Produktionen mit Gitarristen und jetzt überlege doch mal. Dein Kumpel Alex ist genauso alt wie du und wohnt um die Ecke. Und mit dem könntest du doch auch mal etwas gemeinsam machen«. Ich hielt das für eine gute Idee. Auf jeden Fall trafen sich Alex und ich dann, und ich muss sagen, dass dies ein wunderbares Einvernehmen war. Ähnliche Musik, ähnliche Backgrounds und ähnliche Roots. Und wir haben dann die CD aufgenommen, hatten allerdings keine Möglichkeit für eine Veröffentlichung gefunden. Aber das ist eine Geschichte, die würde jetzt wirklich den zeitlichen Rahmen sprengen. Wir haben die Rechte an diesem Material und wir sind immer noch dabei, irgendwie eine Möglichkeit zu finden, das zu veröffentlichen und jetzt deutet sich auch etwas an, zu dem ich aber noch keine Details sagen kann. Ich bin guter Dinge.

Der rote Faden der gemeinsamen Sache mit Alex war, dass wir einfach die Titel machen wollten, die wir mit 14 in unseren Übungsräumen gehört hatten. Wir haben noch mal das aufgenommen, was uns damals als junge Musiker interessiert hat. Wir hatten eine wunderbare Besetzung, eine schönere Section konnte man sich gar nicht vorstellen. Wolfgang Norman Dalheimer hat alle Keyboards gespielt. Colin Bass und Tony Hicks, der legendäre 'Back-Door-Macher' Schlagzeug. Von diesem Mann, der leider verstorben ist, habe ich durch gemeinsames Schweigen mehr über Musik gelernt als von vielen Lärmerzeugern. Bless you, Tony!
Frank Diez RockTimes: Deine musikalischen Wurzeln liegen klar im Blues. Wie ist es dazu gekommen und was bedeutet diese Musik noch heute für dich?
Frank: Ich habe irgendwann mal als rastloser Jugendlicher diese Folk-Blues-Platten gehört, die damals von Horst Lippmann und Fritz Rau inszeniert wurden. Das war für mich der Schlüssel in die Welt. Das sind meine Roots. Big Mama Thornton und Hubert Sumlin, das habe ich bis zum Abwinken gehört. Ich bin dann musikalisch in alle Richtungen gestürmt und immer, wenn ich das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, bin ich zurück zum Blues gekommen. Das war für mich immer die Quintessenz und es ist nach wie vor so. Einfach Sex. Ich will da gar nicht erst auf stilistische Erklärungen eingehen. Es ist die archaischste Musikform, die ich kenne. Sie geht direkt in die Seele und von Horst Lippmann und Fritz Rau habe ich den Satz: »The Blues cures the Blues«. Der Satz ist, glaube ich, nicht von den Beiden im Original, wahrscheinlich eher von Muddy Waters oder jemand anders. Aber das ist es einfach. 'If I play the Blues'...dann geht es mir danach einfach gut. Ich bin dann zwar nicht geheilt, aber mir geht es dann schon besser. Es ist eine Musik aus einer verletzten Seele heraus und damit konnte ich mich immer identifizieren.

Und du darfst nicht vergessen, dass ich West-Berliner bin. Blues war damals schon eine Chance, außer dieser Nazi-Struktur heraus zu kommen, weil es ganz anders war. Das waren ja auch die Resultate, die später von Bands wie den Rolling Stones weiter getragen worden sind. Mein erstes Rockkonzert waren eben die Rolling Stones am 15. September 1965 auf der Waldbühne in Berlin. Ich habe mindestens 5 Bänke und 1 Fahrkartenhäuschen auf dem Gewissen...aber das ist jetzt verjährt......! Das waren damals Schlüsselerlebnisse. Freiheit, die stärkste Kraft im Universum.
RockTimes: Ich glaube, es war 1968. Da gab es eine Session, in der du mit Jimi Hendrix gespielt hast. Erzähl uns ein paar Hintergründe dazu. Wie kam es dazu?
Frank: Long time ago and passed in the mist of time. Wir hatten uns mal in Berlin getroffen und zusammen abgehangen. Was mich allerdings fasziniert hatte, war, dass es damals noch nicht diese ganzen teuren und dünnen Gitarrensaiten gab. Ich erinnere mich noch, dass Jimi auf der E-, A- und D-Saite einen sehr harten Saitensatz hatte. Und er hatte die unteren drei alle mit E-Saiten bestückt. Und ich hatte mich darüber gewundert, wie der die Gitarren stimmt. Aber irgendwie hatte er das immer gut hinbekommen. Zumindest damals.
Frank Diez RockTimes: Das Electric Blues-Duo mit Colin Hodgkinson gibt es nun schon ca. 15 Jahre. Können wir mit einem neuen Album rechnen?
Frank: Es sind sogar schon 20 Jahre. Ich bin nach wie vor mit Colin unterwegs. Wir haben jetzt auf Grund von terminlichen Schwierigkeiten ein dreiviertel Jahr lang nicht zusammen spielen können, haben aber vom 1. - 8. Dezember Gigs in Deutschland. Das ist dann auch unser 20-jähriges Jubiläum. In der vergangenen langen Zeit haben wir beide ca. 1200 Live-Gigs gemeinsam gemacht und wir haben alle Höhen und Tiefen des Lebens zum dritten oder vierten mal erlebt. Wir freuen uns jetzt auf den Dezember. Ich möchte die Sache mit Colin gerne wieder intensiver betreiben, am wichtigsten ist aber mein Bandprojekt. Aber wir feiern im Dezember. Wir werden eine Flasche Rotkäppchen-Sekt öffnen und uns einen Döner teilen. Let's celebrate good times!
RockTimes: Wie entstand die Zusammenarbeit von Colin und dir?
Frank: Colin und ich hatten uns 1986 bei Konstatin Wecker kennen gelernt. Und er fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, einen Tag später auf einem Gig mitzuspielen. Wir hatten uns auf Anhieb verstanden, allerdings fragte ich ihn, wie das gehen solle. Ich war gewohnt, immer in Bands mit wenigstens 6 Leuten zu spielen, und jetzt im Duo? Das Ganze hat uns so viel Spaß gemacht, dass wir das dann konsequent durchgezogen haben. Wir haben die verrücktesten Gigs gespielt. Wir haben mit dem Duo 4 CDs gemacht und wir machen jetzt eine Best Of-Compilation. Ich schätze, dass ich die zum 1. Dezember fertig haben werde. Diese Platte heißt "The Last Fair Deal" und wir haben unsere 14 typischsten Duo-Titel mit großartigen Schlagzeugern aufgenommen. Diese CD wird dann bei unseren Live-Auftritten verkauft werden. Sie wird wahrscheinlich nicht im Handel erhältlich sein, sondern nur über meine Homepage.
RockTimes: Du hast ja einige Platten gemacht, die nur über deine Homepage zu erwerben sind.
Frank: Ich habe auch noch ein paar Sachen von mir im Internet-Portal "Mono Eins" online gestellt. Da sind 2 LPs von Colin und mir drin und auch jeweils unsere Solo-Geschichten. Dort können sich die Leute die Songs runterladen und anhören.
RockTimes: Gibt es für dich persönliche Vorbilder aus der internationalen Blues-Szene? Welche Gitarristen haben dich maßgeblich in deinem Gitarrenspiel beeinflusst?
Frank: Auf jeden Fall John Lee Hooker und Albert King. Also eigentlich die gesamte King-Bande. Aber am meisten ganz klar Albert King. Aber auch die englischen Gitarristen Peter Green,
Jeff Beck und natürlich auch Eric Clapton. Jeff Beck hat eine Art des Gitarrespielens und der Tonfindung, die mich schon immer sehr fasziniert hat.
RockTimes: Wie denkst du über die deutsche Blues-Szene? Wie siehst du die Entwicklung als einer der erfahrendsten Blues-Gitarristen?
Frank: Es gibt hier in Deutschland eine ganze Reihe von Leuten, die das gut machen. Und die wird es auch immer wieder geben. Da kommen junge Menschen nach, die finden, dass der Blues geile Musik ist. Ich erinnere mich an eine Geschichte mit Alexis Korner. Es hatte sich oft ergeben, dass ich in der illustren Runde des Essengehens nach Konzerten war. Und Alexis war immer von wunderhübschen jungen Damen umgeben und er konnte unheimlich tolle Anekdoten erzählen. Er war ein Freund des Weines aus Franken und Rheinhessen. Und bei diesen Treffen in den Restaurants hatte man immer die Gelegenheit, ein wenig zu plaudern. Alexis sagte zu mir: »Frank, you know, I dont't have any worries. Every ten years they discover me as the best new talent«. Und das ist eine Geschichte, die irgendwie sehr nah am Blues dran ist. Denn es gibt in der Tat diese Zyklen. Alle zehn Jahre ist diese Musik mal wieder total angesagt und dann geht das auch mal wieder weg. Es ist eine Musik, die mit Sicherheit bleiben wird. Und wenn du dann wieder einen neuen Interpreten hast, der da mit einer anderen Taschenlampe drauf leuchtet, ist das wieder angesagt, bis es eben wieder weg geht. Die Leute, die wirklich gut musizieren, kommen an diesen alten Sachen einfach nicht vorbei.
Carl Carlton und Frank Diez RockTimes: Du schreibst auf deiner eigenen Homepage, dass du überwiegend eine Fender Stratocaster spielst. Warum gerade diese Gitarre? Bevorzugst du spezielle Pick Ups (Anm. der Redaktion: Pick Up = Tonabnehmer)?
Frank: Bei mir ist es im Augenblick ganz brutal. Ich bin nicht im Besitz einer eigenen Gitarre. Das ist ein philosophischer Moment. Ich habe mich von meinen gesamten Gitarren getrennt. Aber ich spiele eigentlich jeden Tag. Ich fahre in einen Club, treffe Gleichgesinnte, nehme mir eine Gitarre, die eben gerade da ist und ziehe meine Saiten auf. Ich genieße dadurch die neuen Sounds und meine Ideen. Das wird nicht so bleiben, ich werde sicher bald wieder ein Standard-Equipment haben, wenn ich mit der Band unterwegs bin. Aber ich habe so viele mögliche Zugriffe auf Instrumente und dadurch muss ich momentan keine bestimmte Gitarre haben. Meine Lieblingsgitarre ist die Telecaster, Brett mit Saiten, verzeiht keine Fehler. Der beste Telecaster-Kenner heißt Dieter Übler und wohnt in Habach. Seine Silvering-Gitarren sind für mich das 'Non-plus-ultra'. Ich spiele seit 40 Jahren D'Angelico 0,9er Saiten.
Für mich ist ein guter Amp wichtig. Meine Verstärker habe ich schon seit ca. 30 Jahren.
RockTimes: Welche Amps bevorzugst du im Rahmen deiner Blues-Musik?
Frank: Ich spiele sehr gerne mit Combo-Amps. Ich habe mehrere 30 W-Combos. Ich habe sogar schon mit kleinen 15 W-Blues-Junior-Amps in riesigen Hallen gespielt. Aber ein Mikrofon davor und eine vernünftige Bühnenbeschallung, dass ergibt einen sehr guten Sound. Die großen Marshallboxen klingen für mich sehr unpersönlich. Und ich spiele ja auch nicht sehr laut. Ich möchte auf der Bühne noch genießen können, was ich spiele. Bei Maffay spielte ich übrigens einen Fender Blues Deluxe. Diese kleinen Röhrenamps sind unheimlich laut. Und ich spiele zwischen Gitarre und Amp keine Effekte. Und auch diese 19 Zoll-Rack-Geschichten mag ich überhaupt nicht. Klangschlabberpampe!
RockTimes: Gibt es Lieder aus der Maffay-Ära, an die du dich ganz besonders gerne erinnerst?
Frank: Ich habe zum Beispiel unheimlich gerne "Du" gespielt, allerdings in der Rockversion. Oder auch "Alter Mann". Ich erinnere mich da mehr an die Sachen, die wir nicht oft gespielt haben, z.B. "Kannst du das verstehen", auch "Tiefer", eine wunderschöne Ballade. Peter ist wirklich ein begnadeter Sänger, meistens (Hi, Hi). Aber lang ist's her. Und alles hat seine Zeit!
RockTimes: Ich erinnere mich an frühere Auftritte mit Johnny Tame (Anm. der Redaktion: Johnny Tame heißt mit richtigem Namen Uwe Reuss). Was macht der Junge?
Frank: Uwe wohnt in Hamburg, aber was der genau macht, weiß ich gar nicht. Wir haben Kontakt, in dem wir uns gegenseitig Postkarten schreiben. Ich habe ihn jetzt 2 Jahre lang nicht gesehen, aber wenn ich das nächste mal in Hamburg bin, werde ich ihn sicherlich aufsuchen. Er ist ein Wissender, der seiner Zeit immer voraus war.
Frank Diez Blues Band RockTimes: Wie sind deine persönlichen Planungen. Wie lange möchtest du noch aktiv Musik machen?
Frank: Das kann ich nicht anders ausdrücken als 'So lange es irgendwie geht'.
RockTimes: Man liest, dass du zwischen München, Berlin und Mallorca pendelst. Wo ist deine wirkliche Heimat?
Frank: Meine wirkliche Heimat ist Berlin. Das neue große Berlin hat nichts mehr mit meinem melancholischen West-Berlin zu tun und es ist der Wahnsinn, was hier inzwischen abgeht. Wirklich toll und für mich ist das, was hier abläuft, die Zukunft. Die Berliner Musik-Szene ist absolut vielschichtig. Aber ich muss das alles jetzt auch erst wieder entdecken, denn ich bin ja noch nicht so lange wieder zurück.
RockTimes: Wie steht es bei dir mit deiner Diabetes-Erkrankung? Beeinflusst dies deine Arbeit?
Frank: Es beeinflusst mich als Musiker nicht. Durch eine gute Einstellung der Diabetes habe ich jetzt wesentlich weniger Probleme als noch vor 5 Jahren. Ich muss halt ein bisschen aufpassen. Bei mir ist das altersbedingt. Als ich 20 war, hätte ich nicht gedacht, dass ich überhaupt 30 Jahre alt werde. Und bei meinem Lebensstil bleibt da halt auch ein bisschen hängen. Die 70er und 80er-Jahre waren bei mir von absoluten Ausschweifungen geprägt. Bei meinen Ärztefreunden gelte ich als biologisches Sondermodell.

Wenn man so eine Diagnose bekommt, neigt man, zu erschrecken. Wenn man sich aber mit der Bio-Physik und dem, was passiert, näher auseinandersetzt, bekommt man die Sache schnell in den Griff und kann gut damit leben. Man muss bis an sein Lebensende aufpassen, weil diese Krankheit einfach nicht weggeht wie z.B. eine kleine Grippe.
RockTimes: Lieber Frank, danke für das sehr ausführliche Gespräch. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und hoffen, dich demnächst auf Tour zu treffen.
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