Franka de Mille / Bridge The Roads
Bridge The Roads Spielzeit: 43:16
Medium: CD
Label: Chi Wara Music, 2010
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 26.02.2012


Norbert Neugebauer
Ein simpler Pappkarton mit einem Schlitz auf der Rückseite (wahrscheinlich der Mittelteil des regulären Covers), kein 'Waschzettel', nicht mal die Tracklist irgendwo - der Rezensent kann sehen, wo er irgendwelche Angaben für sein Review der Scheibe einer unbekannten Künstlerin herbekommt. Wenn der Distributor und/oder Promoter so lieblos und 'kostensparend' mit seinem Künstler umgeht, hat der Besprechende erst recht keine Veranlassung, unnötig Energie und Zeit aufzuwenden, oder?
Nein, wenigstens wir von RockTimes machen unsere Arbeit richtig. Oder versuchen es wenigstens mit unseren Möglichkeiten. Musik ist schließlich nicht unser 'Geschäft', sondern unsere Liebhaberei. Genau, music matters …
Immerhin hat Franka de Mille eine sehr schön gestaltete Homepage, auf der wir ein bisschen was über sie erfahren. Dass sie eine Singer/Songwriterin aus London und dass die vorliegende Scheibe "Bridge The Roads" ihr Debüt von 2010 und bisher einziges Album ist. Außerdem wurde ihr gleich eine große Ehre zu Teil. Zusammen mit absoluten Stars der Szene, wie Nina Simone, den Beatles oder Phil Lynott wurde sie als einzige unabhängige Musikerin für ein spezielles Projekt in England ausgewählt, das sich um darum kümmert, dass Künstler für ihre Arbeit bezahlt und nicht betrogen werden. Dazu werden kurze Zeichentrickspots gezeigt, die Geschichten zu den jeweiligen Protagonisten erzählen. Die Kampagne heißt: "Music matters" …
Aus dem Spot erfahren wir dann auch, dass sie, obwohl die Musik schon immer eine große Rolle in ihrem Leben spielte, erst spät damit anfing, Songs zu schreiben, emotionale und wohl auch autobiografische Songs. Die stecken oft in fast kammermusikalischen Arrangements mit verschiedenen Streichinstrumenten. Allerdings nicht in weichspülerischer Art, sondern als mal swingende, mal melancholische Stimmungsträger. Ihr Spektrum reicht von Songs mit Pop-Appeal, über französisches Chanson zu rockiger Lyrik im Stil einer Kate Bush. Aber Franka de Mille liebäugelt trotz ihrer kräftigen Stimme nicht mit Schönsingerei, sondern geht auch an die Grenzen, etwa zu Kunstlied oder vorsichtigem Experiment. Das Album hat sie größtenteils selbst oder mit Christian Fontana produziert, der als Multiinstrumentalist auf ihrer Homepage aufgelistet ist. Klingt sie im ersten Teil des Albums noch etwas angestrengt, singt sie sich dann jedoch richtig frei und auch die Songs werden lockerer, folkiger und rockiger.
In Anbetracht dessen, dass sie bereits mit dem zu großen Teilen in eigener Verantwortlichkeit aufgenommenen Debüt Beachtliches vorgelegt hat, darf man auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Da ist sicher noch einiges zu erwarten, vor allem wenn ein fähiger Produzent ihr Talent auf ein homogeneres Ergebnis fokussiert und sie noch an ihrer Stimme arbeitet. "Bridge The Roads" ist sicher keine leichte, leicht zu konsumierende Kost, aber ein interessantes Album. Das zählt: »Music matters«
Line-up:
Christian Fontana (acoustic guitar, piano, keyboard, bass, bongos, bodhrán)
Deborah Gruman (violin)
Dorota Gralewska (cello, keyboard, piano)
Chris Stone (violin)
Steve Morrison (acoustic blues guitar)
Paul Tkachenko (accordion, mandolin & oud)
Ragnhild Loken (piano, flute)
Cyriel Diels (double bass & bass)
Mannie Mazzeo (drums)
Tracklist
01:Come On
02:Fallen (live)
03:Solo
04:Gare Du Nord
05:Birds
06:You'll Never Know
07:So Long
08:Oh My
09:Bridge The Roads (live)
10:Gare Du Nord (unplugged)
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