Hank Davison Band / Hard Way
Hard Way
Man - da flattert mir doch dieser Tage eine Scheibe ins Haus, die seitdem den Player nur noch zwangsweise verlassen muss, ansonsten aber ununterbrochen rotiert und dazu beiträgt, dass die Finger noch schneller über die Tasten meines Keyboards flitzen.
Das macht Spaß - das ist 'Gute-Laune-Musik', da geht einem doch einfach das Herz auf! Ist das Thorogood, Steppenwolf , ZZ-Top oder gar AC/DC?
Nö! Aber auf jeden Fall von allem etwas - so dass es im Benzinkessel kräftig brodelt: Bluesrock, Slowblues, Rock, Rock'n'Roll... - auf jeden Fall eine Mischung, die jeden anständigen Biker sofort anheizt und auf Hochtouren bringt!
Warum hatte ich das Teil noch nicht - als wir zum Listentreffen in den Spreewald gefahren sind? Ich glaube, das Ding hätte dort eingeschlagen, wie eine Bombe, das Bier wäre noch schneller geflossen und Torsten hätte schon am Donnerstag Probleme mit dem Nachschub bekommen.
Kein Wunder, handeln doch die Texte u.a. vom Blues, Bier trinken und Biken - und Biken macht natürlich ordentlich durstig.
Seit 15 Jahren besteht die Hank Davison Band und seit 10 Jahren funktioniert nun schon die Besetzung Wolf Schludi (Gitarre), Doc Reinelt (Gitarre), Lewis 'The Prince Of Bluesrock' Glover (Harp), Al Morris (Bass) und Andy Dick (Drums), und das offensichtlich bestens.
Sie sind eine ausgesprochene Live-Band, die bereits die Motorradszene in Europa und den USA ordentlich aufgemischt hat. Dabei standen sie schon mit den unterschiedlichsten Musikergrößen gemeinsam auf der Bühne - es ist einfach nur müßig, diese alle aufzuzählen.
In Amerika wird ihre Musik in den Radiostationen rauf und runter gespielt - DAS stelle man sich mal in Deutschland vor!
Vier Coverversionen hat man auf "Hard Way" gepackt. So gibt es Wahnsinnsversionen von "Gamblers Roll" der Allmans, "Motorcycle Mamma" (Peter Bootsman - New Legend), dann "Trouble, Trouble" von Dave Peverett (Foghat, Savoy Brown) und "Free Man" von Point Blank.
Der Rest der Songs sind Eigenkompositionen, die in bester Bikermanier von der Hank Davison Band um die Ohren gefetzt werden.
Dreckig und ungeschliffen ist die Mucke und haut immer schön auf die 'Dreizehn'. Ja und manchmal packen die Jungs auch 'ne Portion Gefühl in die Songs, wie zum Beispiel bei dem oben erwähnten "Gamblers Roll". Dazu passend die raue Stimme von Hank, die mit Sicherheit ihre 'Ölung' durch viele Bier- und Whiskey-Einheiten bekommen hat.
Da kracht das herrliche "Face Of A Wanted Man", ein Stampfer allererster Güte mit toller Harpuntermalung aus den Boxen, "Panhead ‚49 (Born To Be Free)" ist ein Stück, das in allerbester AC/DC-Manier rausgerotzt wird.
"Prisoner Blues" - das sagt der Name ja schon - ein toller Bluesrock (Thorogood lässt grüßen) und bei "Leather Angel" wird auch schon mal die Slide ausgepackt - hier könnte man fast meinen, der längst verblichene Gallagher wäre seinem Grab entstiegen, um mitzumischen.
Und was erwartet man bei einem Song, der den aussagekräftigen Titel "A Little Bit Of Rock And Roll" trägt?? Nun gut, der gute alte Petticoat ist zwar leider aus der Mode - aber Rock'n'Roll macht nach wie vor immer noch Spaß - da steppt einfach der Bär.
Das ist doch mal wieder eine Scheibe, bei der der Spaßfaktor im Vordergrund steht, wo nichts poliert oder gar gekünstelt rüberkommt.
Und wenn man im beigefügten Waschzettel liest, dass Hank Davison in dem Schweizer Label 'Turicaphon' nun endlich nach langem Suchen eine Firma gefunden hat, bei der er sich und seine Musik nicht verbiegen muss, so kann man sich ganz sicher sein, dass er ehrlichen Herzens zu dieser seiner Mucke steht - und ich denke - das merkt man auch. Tja Hank, hättest Dir wohl Deinen Bart abrasieren, Dich in schicke Klamotten kleiden und Deiner Stimme einen samtweichen Klang verpassen sollen, der große Erfolg hätte nicht lange auf sich warten lassen.
Nun, das tat er eben nicht - er hat lieber den 'hard way' gewählt‚ ist sich selbst treu geblieben und beglückt seine Fans mit satten 50 Minuten Rock. Das verdient Lob und Anerkennung, dafür gibt es von mir ganz ehrliche, mit frisch gezapftem Bier polierte 8 RockTimes-Uhren.


Spielzeit: 50:53, Medium: CD, Turicaphon, 2005
1:Face of A Wanted Man 2:Panhead `49 (Born To Be Free) 3:Come On And Say 4:Prisoner Blues 5:Motorcycle Mama 6:Leather Angel 7:Trouble, Trouble 8:Amazing Ride 9:Hard Way 10:Free Man 11:Gamblers Roll 12:A Little Bit Of Rock And Roll
Ilka Czernohorsky, 14.06.2005