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Ian Dury & The Blockheads / Live At Rockpalast 1978
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Eigentlich war Ian Dury von dem totalen Desinteresse gegenüber seiner ersten Band Kilburn & The High Roads vollkommen desillusioniert und er hatte die Schnauze so ziemlich voll vom Musik-Business. Dennoch startete er einen weiteren Versuch, diesmal unter eigenem Namen und seiner Begleitband The Blockheads (die 'Dumm-' bzw. die 'Schwachköpfe'). Im September 1977 erschien das erste Album New Boots And Panties!! (bei dem The Blockheads auf dem
Frontcover noch unerwaehnt blieben) und das schlug dann überraschenderweise ein wie eine Bombe. Die Macher des Rockpalast waren damals zum Glück auch so richtig auf Zack und so wurde Dury für ein Konzert am 21. Februar 1978 ins (kleine) WDR Studio L in Köln eingeladen.
Der Engländer nahm dankend an und revanchierte sich an diesem Abend in bester Laune mit einer ziemlich abgefahrenen Performance. Fast das komplette Album wurde präsentiert, lediglich "Razzle In My Pocket" und "England's Glory" mussten weichen. Ersetzt wurden sie durch "Upminster Kid" (noch aus der Zeit mit Kilburn & The High Roads) sowie dem neuen Track "I Made Mary Cry". Und mit "Sex And Drugs And Rock'n'Roll" (das 1977 als Single völlig floppte, sich danach aber zum Kultsong und der Szenenfloskel mauserte) ging es dann auch gleich in die Vollen.
Was umgehend auffällt, ist, wie punktgenau, dennoch in sich verzahnt und todsicher The Blockheads (entgegen der Angaben auf dem Cover OHNE Chaz Jankel) an diesem Abend zu Werke gingen. Da passt jeder Break und als wenn es ein Kinderspiel wäre, wird zwischen Rock, Ska, Pub Rock, Funk oder auch mal Pop hin und her gewechselt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Der kleinwüchsige Dury, der in jungen Jahren an Kinderlähmung erkrankte und dadurch für den Rest seines Lebens körperlich deutlich eingeschränkt war, lieferte eine Show ab, die irgendwo zwischen extrem cool und manisch abgedreht lag bzw. liegt. Darauf, wie extrem stark die Songs sind, brauche ich nicht mehr großartig einzugehen und verweise hier auf das weiter oben abrufbare Review meines Kollegen Joe.
Bisher war ich eigentlich in dem Glauben gewesen, dass das extrem unkommunikative Publikum beim Auftritt von Frankie Miller im gleichen Rockpalast-Studio aus dem Jahr 1976 eine Einzelerscheinung war. Aber der gute Ian Dury musste leider eine ganz ähnliche Erfahrung machen. Mochte es bei Miller eventuell noch an seinem stark ausgeprägten schottischen Akzent gelegen haben, so spricht Dury auch immer wieder in (gebrochenem, aber trotzdem gut verständlichen) Deutsch mit den (sitzenden) Anwesenden. Und trotz seiner witzigen Kommunikationsversuche, bekam er so gut wie keine Reaktion, was ihn doch sichtlich irritierte. Seine gute Laune und professionelle Einstellung ließ er sich dadurch jedoch nicht nehmen.
Die 15 auf dieser DVD vertretenen Songs sind ein fiebrig-heißer Tanz auf dem Drahtseil mit ungeheuer cleveren, oft sehr schlüpfrigen, aber immer genialen Texten. Dazu sind Tracks wie "I'm Partial To Your Abracadabra", "Billericay Dickie", "Sweet Gene Vincent" oder "My Old Man" (um nur mal ein paar wenige zu nennen) herrlich eingängig und setzen sich innerhalb kürzester Zeit in den Ohrmuscheln fest. Erwähnen will ich unbedingt auch noch meinen persönlichen Lieblingssong, nämlich "Plaistow Patricia". Ein fetziger, sehr straighter Rocker, der keinen Stein auf dem anderen lässt. Und in Verbindung mit Ian Dury das Wort 'straight' (ist jetzt nicht musikalisch gemeint) zu verwenden, kommt einem eigentlich in den seltensten Fällen in den Sinn.
"Live At Rockpalast 1978" von Ian Dury & The Blockheads ist eine herrliche DVD, ein herrliches Konzert einer ganz starken Band mit einem leicht durchgeknallten Frontmann, der massenhaft über den berühmt-berüchtigten, tiefschwarzen englischen Humor verfügt. Und ebenso wie "New Boots And Panties" sollte dieser Konzertfilm in keiner gut sortierten Sammlung fehlen.
Sowohl in Richtung Sound (hier sogar ein großes Lob) wie auch dem Bild (wie immer mit den kleinen, charmanten Schwächen aller Rockpalast-Produktionen) gibt es von mir nichts zu bemäkeln. Bleiben wir also guter Hoffnung, dass wir uns in Zukunft an noch vielen weiteren (z. B. Frankie Miller, Patti Smith, Eric Burdon, The Who, The Grateful Dead, Henry McCullough, Ronnie Lane etc. etc.) Rockpalast-Auftritten auf DVD erfreuen dürfen.
Line-up 1978:
Ian Dury (lead vocals) John Turnbull (guitars, background vocals) Micky Gallagher (keyboards) Norman Watt-Roy (bass, background vocals) Davy Payne (saxophones) Charlie Charles (drums)
Externe Links:
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