Kent 'Omar' Dykes & Jimmie Vaughan
On The Jimmy Reed Highway
On The Jimmy Reed Highway Spielzeit: 45:57
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2007
Stil: Blues, R&B

Review vom 14.08.2007


Norbert Neugebauer
Wenn sich zwei so alte Haudegen wie 'Omar' Kent Dykes (bei uns mit seiner Band als
Omar & The Howlers bekannt) und Jimmie Vaughan (Ex-Fabolous Thunderbirds) zusammen tun und dazu noch eine Reihe illustrer Freunde einladen, um gemeinsam auf dem 'Jimmy Reed Highway' rumzudüsen, was kann dabei rauskommen? Blues natürlich, den die Jungs oft kräftig zum Rhythm&Blues aufmischen.
Der 'Jimmy Reed Highway' ist eine fiktive Route, ein gefühlter Blues Trail durch Texas, Mississippi und Louisiana, dort wo der Namensgeber (1925 - 1976) auf zahllosen Bühnen unterwegs war. Er war der erfolgreichste Blueser seiner Zeit, verkaufte viel mehr Schallplatten, als seine hierzulande wesentlich bekannteren Kollegen. Sein Blues klang eher optimistisch, und als er den dann in Chicago elektrifizierte, auch sehr mitreißend und schon nah am Rock'n'Roll. Die Stones, Van Morrison und Grateful Dead waren nur einige aus dem Rockbereich, die seine Songs coverten. Viele seiner Titel gehören zum Standard-Repertoire der Blues-Familie. 1991 wurde er in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen.
Und so geht die Fahrt über seine Straße dann auch im alten Thunderbird mit heruntergelassenen Scheiben recht flott voran. Am Steuer sitzt Jimmie und bewegt die Karosse im gemäßigten Cruiser-Tempo über den heißen Asphalt. Ab und zu lässt er den Motor mal auf höhere Touren kommen, aber zum Hellraiser wird das Schiff deswegen auch nicht mehr. Neben ihm hat 'Omar' die Landkarte auf den Knien und sagt dem Driver, wo's langgeht. Alle paar Meilen nehmen sie einen Tramper mit und lassen den seine Stories erzählen. Da sind ein paar dabei, die holen ihre Harp aus dem Bandana und dann geht es richtig rund in der Karre. Delbert McClinton, Kim Wilson, James Cotton und Gary Primich sind ja schließlich alte Buddies, die selber unterwegs genug Staub gefressen haben. Und Lou Ann Barton singt dazu ihren Roadhouse Blues. Auch einen Jungen aus der Austin Community gabeln sie auf, der zeigt, dass seine Generation den guten Jimmy Reed noch bestens kennt: Gary Clark jr. mit seiner Gitarre.
Dykes ist ein Mann mit gewaltigem, kratzigen Bass in der Stimme, ein Bluesshouter wie es nicht viele in der Kategorie gibt. Und wenn dann noch solche anderen Hochkaräter auftauchen, dann ist das schon mal ein dickes Kaufargument. Vor allem für die Fans des urdeutschen Mississippi-Saxophons. Die Cracks haben ganz unterschiedliche Stile, was dem Album die richtige Würze gibt. Dass Vaughan mit seinem Fifties-Gitarrenstil dafür der richtige Partner ist, wissen die Fans. Der Veteran braucht keine endlosen Soli und multiplen Effekte, um den Blues auf den Punkt zu bringen. Dass allerdings seine Spielfehler und Unsauberkeiten auf der spitzen Halbresonanz-Gretch nicht korrigiert wurden, ist auch mal was anderes!
Für das Grundgerüst sorgen eine ganze Reihe bekannter Austin-Cracks, meist sind Derek O'Brien an der Rhythmus-Gitarre (gleichzeitig auch Produzent), Ronnie James (Weber) am Bass und Wess Star an den Drums gelistet. Sie und die anderen Jungs finden sich alle im engen Umfeld der T-Birds und der Howlers.
Der erste und der letzte Songs stammen von Dykes und seinem Partner Steve Callif, der Rest wurde vom Inspirator geschrieben oder gespielt. Neben den illustren Harp-Gästen ist es vor allem Lou Ann Barton, die das Kraut fett macht. Ihre Gesangsduette mit Dykes zählen zu den Höhepunkten der insgesamt starken CD. Ein Titel fällt etwas aus dem Rahmen: "I'll Change My Style" ist ein Schleicher im Stil von Fats Domino, ansonsten geht's aber schon Old School-mäßig gut und kräftig zur Sache.
Ach ja, unterwegs überholt der alte Schlitten ein schnieckes Cabrio im Schongang. Drin sitzt Großvater King, dessen Chauffeur Eric vergeblich versucht, da halbwegs mithalten zu können...
Dass Ruf Records neuerdings seine CDs im schwarzen Vinyl-Look designt, ist eine schöne Reminiszenz, zwar nicht neu, kommt aber trotzdem bei der 'älteren Generation' garantiert gut an! Und dass der Thomas Ruf aus Lindewerra für seinen Laden mit einem Blues Award gewürdigt wurde, kommt nicht von ungefähr. Das ist die Passion der Seniorpartner für den Erfolg!
Tracklist
01:Jimmy Reed Highway
02:Baby What You Want Me To Do/Bright Lights Big City
03:Big Boss Man
04:Good Lover
05:Caress My Baby
06:Aw Shucks, Hush Your Mouth
07:You Upset My Mind
08:I'll Change My Style
09:Bad Boy
10:Baby, What's Wrong
11:Hush Hush
12:You Made Me Laugh
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